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23.5.: Polemik zwischen Kunst und Religion bei Luis Buñuel

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Der Schnitt durch das Auge – jene paradigmatische Szene der Eingangssequenz von Un chien andalou – indiziert eine Korrektur des Blicks. Luis Buñuel gilt gemeinhin als Surrealist; er bewegt sich entlang eines schmalen Grates und stößt damit ins Herz der filmischen Möglichkeiten zwischen Realismus und Fiktion. „Ich glaube, dass das Kino auf die Zuschauer eine gewisse hypnotische Kraft ausübt. Man braucht nur zu beobachten, wie die Leute aus dem Kino kommen, in Schweigen versunken, mit gesenktem Kopf und in Gedanken weit weg“, schreibt Buñuel, ein Regisseur verstörender Bilder und ein Mann kristallklaren Verstandes. Auch rund fünfzig Jahre nach ihrer Entstehung üben Filme wie Virdiana (1961), Die Milchstraße (1969) oder Der diskrete Charme der Bourgeoisie (1972) eine nachhaltige Faszination aus; dabei ist es alles andere als einfach, das Faszinierende dieser mitunter langatmigen Filme genau zu benennen. Wie mit dem Seziermesser attackiert er die Stützen der Macht, die da sind: die Familie, die bürgerliche Moral und die (institutionalisierte) Religion.
Der Vortrag will einen Einblick geben in die Arbeitsweise Buñuels und die besondere Ästhetik seiner Filme. Wie treffen hier Kunst und Religion aufeinander? Von Film zu Film mit je wieder neuen Aspekten. Ein Kaleidoskop an – widersprüchlichen – Facetten. Stets liebenswürdig, mitunter komisch, häufig skurril. Eine aufklärerische Geste, doch mehr irritierend als klärend, vielmehr provozierend und stimulierend. Jeder Zuschauer, jede Zuschauerin steht erneut vor der Herausforderung des Schnitts durch das Auge. In den Worten seines Sohnes, Juan Luis Buñuel: „The search of Truth is wonderful. Beware of the person who then claims to have found that Truth.“  
Monika Leisch-Kiesl, DDr., Kunstwissenschaftlerin, Philosophin, Theologin; Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Fakultät für Philosophie und für Kunstwissenschaft an der Katholischen Privat-Universität Linz; regelmäßige Forschungsaufenthalte in Basel.Publikationen (Auswahl): Verbergen und Entdecken. Arnulf Rainer im Diskurs von Moderne und Postmoderne, 1996; ZeichenSetzung | BildWahrnehmung. Toba Khedoori: Gezeichnete Malerei, 2016; (gem.m. H. Sauer), Religion und Ästhetik bei Ingmar Bergman und Luis Buñuel, 2008; (Hg.): (gem.m. M. Hofer), Evidenz und Täuschung. Stellenwert, Wirkung und Kritik von Bildern, 2008; (gem.m. J. Schwanberg), Was spricht das Bild? Gegenwartskunst und Wissenschaft im Dialog, 2011; (gem.m. M. Gottschlich u. S. Winder), Ästhetische Kategorien. Perspektiven der Kunstwissenschaft und der Philosophie, 2017.
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Ort/Zeit: MI 14.3.-4.7.2018; 18.00-19.30h, Unipark, Erzabt-Klotz-Str. 1, E.003 (Georg Eisler)
Konzeption & Organisation: Univ.-Prof. Dr.  Christopher F. Laferl, Dr. Markus Ebenhoch (Fachbereich Romanistik)  

Mag. Silvia Amberger

Programmbereichsreferentin

Wissenschaft & Kunst / PB Kunstpolemik - Polemikkunst

Bergstr. 12a, 5020 Salzburg

Tel: +43-662-8044-2377

E-Mail an Mag. Silvia Amberger