Consumer and Social Cognition


 
Leiter:Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Jochim Hansen
Doktorandin:Sophie Doege
Studienassistentinnen: Barbara Armstorfer
Alexandra Spyrou
Mai Tran
Mailin Fritz

Unsere Forschungsinteressen liegen im Bereich der sozialen Kognition. Hierbei forschen wir zur­zeit in zwei wichtigen Bereichen: Zum einen untersuchen wir die Folgen von Processing Fluency (Verarbeitungsleichtigkeit) auf soziale Urteile und Entscheidungen. Zum anderen beschäf­tigen wir uns mit den situativen Einflüssen auf das sogenannte Construal Level (Abstrak­tionsniveau mentaler Repräsentationen) sowie dessen Konsequenzen für Verhalten, Er­le­ben und soziale Interaktionen. Wir kombinieren die zwei genannten Aspekte in unserer Forschung, da sie beide wichtig sind, wenn Urteile und Entscheidungen im sozialen Kontext getroffen werden.

Processing Fluency  

Die Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie die Auswirkungen des Erlebens dieser auf soziale Urteile und Entscheidungen stellen einen Schwerpunkt unserer Forschung dar. Informationsverarbeitungsprozesse sind häufig von verschiedenen subjektiven Erfahrungen be­gleitet, wie z.B. die erlebte Leichtigkeit des Informationsabrufs oder der Enkodierung, welche die soziale Urteilsbildung beein­­flussen. Wir untersuchen die Hy­pothese, dass das Erleben der kognitiven Verarbeitung vor allem dann relevant für soziale Urteile und Entscheidungen wird, wenn es vom situativen Kontext abweicht. Die­ser Kontext kann eine vorhergehende Erwartung bezüglich der Verarbeitungsleichtigkeit sein oder die soziale Situation, in der das Erleben stattfindet. Bislang konnten wir in mehreren Studien zei­gen, dass die Verarbeitungsleichtigkeit z.B. Wahrheitsurteile besonders dann be­einflusst, wenn diese Leichtigkeit vom Kontext abweicht. Zwei Überblicksarbeiten fassen unsere bisherige Forschung zu den situativen Randbedingungen und den ver­mittelnden Prozessen die­ser Effekte zusammen (Hansen & Wänke, 2013; Wänke & Hansen, 2015).

Construal Level

Der zweite Schwerpunkt unserer Forschung bezieht sich auf die situ­a­ti­ven De­­ter­mi­nanten und Konsequenzen des Construal Levels, d.h. des Abstraktheitsniveaus, auf dem Menschen ihre subjektive Realität mental repräsentieren. Denn bei der subjektiven Kon­struk­tion der sozialen Wirklichkeit können unterschiedliche Stimulus-Merkmale fokussiert wer­den, die von Situation zu Situation und Individuum zu In­di­vi­du­um variieren. Eine wich­ti­ge Dimension hier­bei ist das Construal Level bzw. Abstraktionsniveau. Das Verhalten „Klavier spie­len“ kann z.B. konkret (low-level construal) als „Tasten drücken“ gesehen werden oder abstrakt (high-level construal) als „Musik ma­chen“. Ein wich­tiger Faktor, der das Abstraktionsniveau beeinflusst, ist die psychologische Di­stanz (Trope & Liberman, 2003, 2010). Unsere Forschung untersucht weitere interessante situative Determinanten des Construal Levels so­wie Konsequenzen für Erleben, Verhalten und soziale Interaktionen. Auf Seite der Determinanten konn­­ten wir z.B. zeigen, dass be­stimm­te musikalische Sounds, die psychologisch fern erscheinen (z.B. durch Hall oder neuartige Har­­mo­nien), zu abstrakteren Repräsentationen und zu entsprechenden Auswirkungen auf Pro­dukt­­ur­teile und Konsumentscheidungen führen (Hansen, & Melzner, 2014).Auf Seite der Konsequenzen konnten wir zeigen, dass sich das Abstraktionsniveau auf Erleben aus­wirkt, beispielsweise auf das Zeiterleben: Zeit vergeht subjektiv schneller, wenn Situationen kon­kret repräsentiert werden, als wenn Situationen abstrakt repräsentiert werden (Hansen & Tro­pe, 2013). Ebenfalls konn­ten wir zeigen, dass sich das Construal Level (manipuliert über psychologische Di­stanz) auf die Wahr­nehmung von Kausalität auswirkt: Bei Ereignissen, die räumlich, zeitlich oder so­zial fern statt­finden, fokussieren Personen eher auf Ursachen, während bei Ereignissen, die nah sind, eher deren Effekte im Fokus der Aufmerksamkeit stehen (Hansen, Rim & Fiedler, 2013; Rim, Hansen & Trope, 2013). Auch haben wir Einflüsse des Construal Levels auf Ver­hal­ten gefunden: Wir konnten auf breiter Ebene zeigen, dass sich Distanz auf Imi­tation von Bewegungen und von Zielen, auf behaviorale und emotionale Mimikry sowie auf Imitation im Konsumverhalten auswirkt (Hansen & Genschow, 2020). Aktuell untersuchen wir im Rahmen eines vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderten Projekts, ob sich das Construal Level auf die Entstehung einer Shared Reality, d.h. einer gemeinsamen Interpretation der Umwelt mit anderen Personen, auswirkt. Wir vermuten, dass ein high-level construal diesbezüglich förderlich ist und somit gegenseitiges Verständnis unterstützt.