Nachlese Forschungswerkstatt „Exodus – Ereignis, Erzählung, (praktische) Erinnerung/Anamnese“

vom 16-18.10.2024 in Salzburg (Organisation und Durchführung Professur für Pastoraltheologie) Sowohl religiös wie politisch gilt bis auf den heutigen Tag das biblische Exodusereignis als das Disclosure-Ereignis menschlicher Befreiungsgeschichte. Dieser Bedeutungsgeschichte des Exodusereignisses wegen erfahren sich Philosophie und Theologie gleichermaßen herausgefordert, Wege zu denken und zu diskutieren, die das Exodusereignis narrative wie praxeologische Gestalt annehmen lassen – und zwar in deutungsdurchgreifenden Freisetzungsereignissen in einer von (verschieden) glaubenden und nicht-glaubenden Menschen geteilten Gegenwart. Die Breite der verschiedenen Zugänge zur Bedeutung des Exodusereignisses kam in den verschiedenen Vorträgen und intensiven Diskussionen der Forschungswerkstatt zur Geltung, zu der auf Einladung von Prof. Salvatore Loiero verschiedene Kolleg:innen und Schwerpunktstudierende wie Promovierende der Universitäten Salzburg, Graz und Fribourg i.Ü. nach Salzburg kamen. So wurde von Prof. Salvatore Loiero die Frage gestellt, ob und wie im Nachgang von Lyotards «Ende der Metaerzählungen» das Exodusereignis als Metanarrativ gedacht werden könne – vor allem in einer Zeit, in der ideologieaffine Narrative Hochkonjunktur haben. Prof. Gregor Maria Hoff ging mit seinen fundamentaltheologischen Überlegungen auf die Fragen nach der Bedeutung des Exodus im Anschluss an Jan Assmanns Exodusrezeption für das kollektive Gedächtnis und entsprechende Erinnerungskulturen ein. Der Grazer Neutestamentler Prof. Christoph Heil diskutierte das Exodusereignis vor dem Hintergrund des paulinischen Freiheitsparadigma und Prof.in Sandra Huebenthal und Dr. Manuel Bonimeier aus Passau legten eine kulturwissenschaftliche Spur zum Exodusereignis. Die politisch-theologische Bedeutung des Exodusereignisses als revolutionäres Geschehen in und durch menschliche Befreiungserfahrungen legte der Philosoph Prof. Jürgen Manemann aus und Dr. Henning Klingen deutete vor dem Hintergrund des Exodusereignisses die Spannung zwischen Heimatlosigkeit und Beheimatung unter migratorischen Vorzeichen. Mit seinen sozialethischen Gedanken zu Palliative Care und Sterbehilfe gelesen vor dem Exodus als Ermöglichungspotential neuer und zugleich kritischer Wege beschloss Ass.Prof. Andreas M. Weiß den großen Themenbogen der Forschungswerkstatt, die weitergeführt werden wird.