“Spitzenforschung ist eine Expedition in die Zukunft. Die „Clusters of Excellence“-Förderungen schicken große Teams auf die Reise, neue Erkenntnisse in vielversprechenden Forschungsfeldern zu gewinnen. Exzellente Forschende können dadurch ihre Zusammenarbeit über regionale, thematische und institutionelle Grenzen hinweg langfristig vertiefen. Die Kombination von Spitzenforschung, forschungsgeleiteter Ausbildung und Nachwuchsförderung kennzeichnet einen Cluster of Excellence.” ( FWF, Clusters of Excellence)
Wissen in der Krise
Wissen ist, was die Gesellschaft am Laufen hält. Ohne Wissen können wir die Umwelt, unsere Städte, das Gesundheitswesen, die Regierungen, die Bildungssysteme, die Wissenschaft, die Kultur und alles andere, was für uns wichtig ist, nicht verwalten. Heute stehen wir vor einer Krise des Wissens. Unser Recht auf Wissen wird sowohl von der Technik als auch von der Politik bedroht. Und die Begriffe von Wissen und Wahrheit selbst werden angegriffen. Im Zentrum der Krise des Wissens stehen philosophische Probleme über die Beziehung zwischen Wissen, Wahrheit, Wissenschaft, Ethik und Politik – und letztlich unsere Beziehung zur Wirklichkeit selbst. ( Cluster of Excellence “Knowledge in Crisis”)
Forscher:innen an der Universität Salzburg
- Charlotte Werndl (Principal Investigator und Member of the Board of Directors; Bereich Wissenschaftstheorie)
- Anna Breitwieser (Doktorandin, Bereich Bildung)
- Bettina Bussmann (Key Researcher, Bereich Bildung)
- David Lanius (Researcher, Bereiche Bildung und Erkenntnistheorie)
- Benedikt Leitgeb (Doktorand, Bereiche Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie)
- Nuno Mendes da Silva Maia (PostDoc, Bereiche Logik und Erkenntnistheorie)
- Julien Murzi (Key Researcher, Bereiche Logik und Erkenntnistheorie)
- Patricia Palacios (Key Researcher, Bereich Wissenschaftstheorie)
- Raimund Pils (PostDoc, Bereiche Wissenschaftstheorie und Erkenntnistheorie)
(Zwei bis drei weitere Mitarbeiter:innen werden 2025–26 hinzukommen.)
Eckdaten
- Projektfond: FWF
- Fördersumme: € 8.892.530 (Gesamtbetrag für die CEU und die Universitäten Salzburg, Wien und Graz)
- Projektleiter:innen: Tim Crane (Director of Research, Central European University, Vorsitzender des Direktoriums), Charlotte Werndl (Principal Investigator und Member of the Board of Directors, Universität Salzburg) et al.
- Projektdauer: 10/2023 – 09/2028
- Projektmitarbeiter:innen an der Universität Salzburg: s.o.
- Projektseite: Knowledge in Crisis
Beschreibung des Projekts
“If we do not have the capacity to distinguish what’s true from what’s false”, sagte Barack Obama im Jahr 2020, “then by definition the marketplace of ideas doesn’t work. And by definition our democracy doesn’t work. We are entering into an epistemological crisis“.
Wir glauben, dass Barack Obama Recht hat. Wissen ist die ultimative menschliche Ressource: Ohne Wissen können wir nichts tun. Ohne Wissen können wir die Umwelt, unsere Städte, das Gesundheitswesen, die Regierungen, die Bildungssysteme, die Wissenschaft und die Kultur nicht wirksam verwalten. Wissen ist das, was unsere Gesellschaften gedeihen und wachsen lässt.
Aber wir stehen heute vor einer Wissenskrise. Die Krise hat verschiedene Ursachen: das endlose Informationsangebot im Internet, die radikal neue Nutzung von Wissen und Daten (z.B. in der künstlichen Intelligenz), die Ablehnung von Wissens- und Kompetenzstandards – selbst in Demokratien –, das Phänomen der “Fake News” und Fehlinformationen, Verschwörungstheorien über die Autorität der Wissenschaft (z.B. über den COVID-Impfstoff), von den verschiedenen Replikationskrisen in der Wissenschaft bis hin zu den Herausforderungen aus der Philosophie und den Humanwissenschaften an die Ideen einer einzigen, objektiven, universellen oder absoluten Wahrheit oder sogar an die Idee der Wahrheit als solche. Unser kollektives Verständnis von der Rolle des Wissens in unserem Leben wird ernsthaft in Frage gestellt. Und doch brauchen wir zur Lösung der großen Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, mehr denn je wissenschaftliche Erkenntnisse.
Das Projekt ist ein Cluster of Excellence des FWF, welcher gemeinsam mit der Central European University, der Universität Wien und der Universität Graz durchgeführt wird. Das übergeordnete Ziel des Clusters besteht darin, diese Krise des Wissens anzugehen, sie systematisch in all ihren Erscheinungsformen zu verstehen und nach Wegen zu suchen, sie zu bekämpfen und unser Verhältnis zum Wissen neu zu gestalten. Um dieses übergeordnete Ziel zu erreichen, wird der Cluster ein breites Spektrum von Forschungsfragen behandeln, die seine spezifischeren Forschungsziele formulieren. Ein einzigartiges Merkmal des Clusters ist die Art und Weise, in der die verschiedenen Forschungsfragen miteinander verknüpft sind: beispielsweise verbinden sich Fragen der Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes mit Fragen der Ethik oder der Politischen Philosophie, alles unter dem übergeordneten Ziel, das Wissen, seine Anwendungen, seinen Gebrauch und Missbrauch sowie die Krise, in der sich das Wissen derzeit befindet, zu verstehen.