Veränderungen begleiten: Coaching
Was erwartet Sie inhaltlich?
Sie erleben ein selbst entwickeltes und inzwischen durch Forschung belegtes Coaching-Konzept (Jonas, Braumandl, Zerle & Mühlberger, 2024), welches die Selbstführung von Klient:innen verbessert. Es umfasst fünf Coaching-Sitzungen. Als Theorien stellen wir drei relevante Ebenen (Prozessführungsebene, Funktionsebene und Beziehungsebene) vor, die für eine vertrauensvolle soziale Interaktion und damit einen erfolgreichen Coaching-Prozess von großer Bedeutung sind. In den Praxis-Teilen erleben Sie, wie wir die Theorie auf das Verhalten und die Haltung als Coach übertragen. Sie erfahren, was wir inzwischen aus der Coaching-Forschung über wirksame Coachings wissen. Dafür werden Sie sowohl die Rolle als Coach sowie die als Coachee kennenlernen und erleben.
Warum ist diese Kombi aus Theorie & Forschung so wichtig und nützlich für die Coaching-Praxis?
Für Coachs: Wenn wir verstehen, warum wir als Coachs wie handeln und welchen Einfluss das auf die Interaktionen mit unseren Coachees hat, trägt das zur positiven Verstärkung dieser ebenso wie zur Qualitätssicherung der Coachings bei. Wenn unsere Coachees zufrieden aus dem Coaching gehen, werden sie uns auch gerne weiterempfehlen.
Für Personalverantwortliche in Organisationen: Wenn Verantwortliche in Organisationen ihre Entscheidungen für das Beratungsformat Coaching treffen, ist ein theoretisch fundierter Hintergrund dafür besonders relevant. Geht es doch um die Fragen, ob sich die Kosten dafür lohnen, welche Ergebnisse zu erwarten sind, welchen Nutzen diese Investitionen auch für Organisationen kurz-, mittel- und längerfristig haben kann. Zusätzlich bedeutsam dürfte der Blick in die Zukunft sein: Inwieweit kann das Selbstführungs-Coaching dabei unterstützen, notwendige Future Skills bei Organisationsmitgliedern zu entwickeln und damit einen Beitrag zur Gestaltung von Future Organisationen zu leisten. Außerdem werden wir die Ausbildungsteile in unterschiedlichen Settings abhalten: Präsenz und virtuell. Das soll Ihnen Inspiration sein, um die Chancen und Grenzen unterschiedlicher Settings einzuschätzen. Daraus können passende Personalentwicklungsmaßnahmen im Sinne einer selbstgesteuerten individuellen und organisationsbezogenen Learning-Journey abgeleitet werden.
Welchen Zusatznutzen haben Sie dadurch, wenn Sie als Coachs oder Personalverantwortliche teilnehmen?
Für Coachs ist es wichtig zu wissen, wie sie durch ihr Verhalten direkt Einfluss auf die Gestaltung einer erfolgreichen Coaching-Interaktion nehmen. In der aktuellen Zeit, einer hochemergenten Arbeitswelt mit all den vielen und schnellen Veränderungen und Brüchen, heißt es hier besonders aufmerksam zu agieren! In der Praxis erleben wir sehr oft durch Wandel, bspw. im Kontext von Organisationen, dass Coachees berichten, sich selbst zu verlieren. Defizite und Probleme in einer Organisation erleben diese oft als „planlose“ schnelle Handlungsaufforderungen durch diese. Der so wichtige Selbstzugang geht dabei oft verloren. Genau hier heißt es bewusst zu intervenieren, um Selbstkongruenz wieder herzustellen. In der Coaching-Praxis geht es darum, entsprechende Interventionen zu setzen, weil sie die Komplexität verringern und das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Einflussnahme über eine gute Selbstführung wieder stärken.
Doch wann sollten Coachs was und wie genau tun, damit Coachees dazu befähigt werden? In welcher Sitzung, zu welchem Zeitpunkt sollten sie ihr Verhalten ganz bewusst wie steuern? Und, was bewirkt das Verhalten bei Coachees? Welche Rolle spielt die Interaktion zwischen beiden Beteiligten? Solche Fragen stellen sich vor allem Coachs in Ausbildung oder in begleitenden Supervisionen. Theorie und Forschung haben dazu sehr hilfreiche und Sicherheit bringende Antworten für Praktiker:innen. Deshalb werden wir darauf ganz konkret eingehen.
Für Personalverantwortliche in Organisationen stellt sich nicht selten die Frage, ob, wann und für wen Coaching das passende Beratungsformat ist. Für diese Entscheidungsfindung bietet der Einblick in Praxis, Theorie und Forschung zum Coaching-Konzept eine theoretisch fundierte, aktuelle und hilfreiche Grundlage. Zudem liefern Techniken aus dem Coaching fundiertes und fokussiertes praxisrelevantes Forschungswissen mit Handlungsableitungen für Führungskräfte, Projektverantwortliche und all jene Menschen, die viel in Interaktionen eingebunden sind und diese emotional positiv und zugleich effizient gestalten möchten.
Die zentrale theoretische Basis des Selbstführungs-Coachings
Im Mittelpunkt unseres Coaching-Konzepts steht die systematische und psychologisch-theoretisch fundierte Begleitung unserer Klient:innen. Wir wollen sie bezüglich ihrer aktuellen Ziele und der Meisterung damit verbundener Herausforderungen so befähigen, dass sie einen nachhaltigen Nutzen auch für spätere Ziele und Herausforderungen mitnehmen können. Hier spielt eine bewusste Selbststeuerung die zentrale Rolle.
Die PSI-Theorie (Kuhl & Strehlau, 2014), das zentrale Fundament unseres Coaching-Konzepts geht davon aus, dass eine gute Selbststeuerung die Basis für die persönliche Zielerreichung bildet. Die Selbstkongruenz in der Bildung eigener Absichten (Authentizität) und die Selbststeuerungseffizienz (Willensstärke) im Umsetzen dieser sind abhängig vom Wechselspiel zwischen vier psychologischen Erkenntnis- bzw. Funktionssystemen. Nach der PSI-Theorie verfügt eine Person über eine gute und gelungene Selbststeuerung, wenn sie je nach Situation und Umgebungsbedingungen in der Lage ist, ganz bewusst das dafür geeignete Funktionssystem, also die eigene entsprechende Expertise zu aktivieren.
Ziel des Auf- und Ausbaus von Selbststeuerungskompetenzen ist es also, ein flexibles Agieren zwischen den Expertisen anzustoßen, was in der jeweiligen Situation hilfreich und nützlich für Personen selbst und damit auch für ihre Interaktionen mit anderen Menschen ist. Je flexibler das Wechselspiel zwischen diesen vier Expertisen, desto besser ist es für die eigene Selbststeuerung. Synonym und viel häufiger finden wir in der Praxis die Begrifflichkeit der guten Selbstführung.
Selbstführung ist bedeutsam, wenn es um die individuelle Entwicklung, persönliche Ziele und deren Umsetzung geht. Die Frage ist also, wie Coachs systematisch die Selbstführungskompetenz-Entwicklung bei ihren Klient:innen unterstützen können, damit diese ihre individuellen Ziele und deren Umsetzung während des Coachings erleben – also kurz- und mittelfristig. Längerfristig und nachhaltig geht es auch um den Transfer, also wie Coachees diese Selbstführungskompetenzen auch nach Coaching-Ende für ihre nächsten Ziele ganz bewusst einsetzen und wie sie dadurch auch Nutzen für ihre Organisationen und Systeme, in denen sie eingebunden sind, bringen.
Wie läuft das Selbstführungs-Coaching ab?
In den insgesamt fünf Coaching-Sitzungen mit einer Dauer von ca. 1,5-2 Zeitstunden wird mit Hilfe von speziellen Frage- und Gesprächstechniken, Visualisierungen sowie mittels Selbstreflexionsübungen, die in Vorbereitung jeder Sitzung zu bearbeiten sind, das flexible Wechselspiel zwischen den Erkenntnissystemen, den Expertisen der Klient:innen, angeregt. Die Systematik stellen wir her, indem für jede Sitzung eine andere Expertise als Ausgangspunkt gewählt wird. Je nach Person und Situation der Klient:innen und angepasst an deren Ziele, richten wir unsere Interaktion als Coach auf die entsprechende Aktivierung des Wechselspiels der relevanten Expertisen. Dabei nehmen wir als Coachs nicht nur Einfluss auf eine vertrauensvolle und faire Beziehungsgestaltung. Wir sind auch die Spezialist:innen für die zielorientierte Prozessführung, vermitteln Sicherheit und einen geschützten, von außen bewertungsfreien Rahmen, um gezielt Ressourcen bei unseren Klient:innen aktivieren zu können, bedeutsame Momente zu schaffen, welche für die persönlichen Ziele wichtig und nützlich sind und den nachhaltigen Transfer unterstützen.
Speziell entwickelte Unterlagen zur Prozessführung mit allen Materialien sind ebenso Bestandteil wie Selbstreflexions-Hausübungen. Letztere werden von den Coachees in Vorbereitung jeder Coaching-Sitzung schriftlich bearbeitet. In der jeweiligen Coaching-Sitzung erfolgen dann die vertiefte Auseinandersetzung und eine systematische angeleitete Vernetzung von wichtigen individuellen Erkenntnissen.
Eine Prozess- und Ergebnis-Evaluation des gesamten Coaching-Prozesses sind ebenso fester Bestandteil des Coachings. Sie sichern und unterstützen die Qualität der gemeinsamen Arbeit.
Literatur:
- Jonas, E., Braumandl, I., Zerle, G. & Mühlberger, C. (2024). Selbstführung durch Coaching – ein psychologisches Konzept zur Unterstützung von Coaching-Prozessen. Berlin-Heidelberg: Springer.
- Kuhl, J. & Strehlau, A. (2014). Handlungspsychologische Grundlagen des Coachings. Anwendung der Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI). Wiesbaden: Springer VS essentials.
- Storch, M. & Kuhl, J. (2017). Die Kraft aus dem Selbst. Sieben PsychoGums für das Unbewusste. Bern: Hogrefe.