Zwischenmenschliche Beziehungen im Zeitalter des Digitalen
Ethische und interdisziplinäre Perspektiven
Die Digitalisierung gilt als eine der zentralen Triebkräfte für künftige gesellschaftliche und ökonomische Transformationen, von der erwartet wird, dass sie das Leben und das Gesicht der Welt im 21. Jahrhundert nachhaltig verändern wird. Doch wie weit wird sie auch auf dasjenige Einfluss nehmen, was wir als das Spezifische und das Wertvolle am Menschen wahrnehmen?
Während die einen darauf hoffen, dass die Digitalisierung durch die Überwindung von räumlichen, zeitlichen, epistemischen und selbst körperlichen Grenzen menschliche Potentiale maximieren und so zur wahren Humanität befreien wird, befürchten die anderen, dass die Digitalisierung Prozesse der (Selbst-)Entfremdung von sich selbst, von der Gesellschaft und von der Natur derart verstärken wird, dass das spezifisch Menschliche am Ende auf der Strecke bleibt.Eine Leitfrage dieser Tagung lautet somit: Wie sind gute menschliche Beziehungen im privaten und öffentlichen Lebens im Zeitalter des Digitalen möglich? Was bedeutet es beispielsweise, dass sich Menschen mit Hilfe zahlloser Apps immer stärker digital vermessen, erfassen und vergleichen? Verstärkt die Digitalisierung einen quantitativen Blick, der das qualitative sukzessive verdrängt? Welche Folgen hat es für die Beziehung zwischen Regierenden und Volk, aber auch für diejenige zwischen unterschiedlichen Gruppen einer Gesellschaft, dass die politische Kommunikation zunehmend durch Algorithmen gesteuert ist, die auf Personalisierung abgestellt sind und Informationsblasen erzeugen? Wird durch die Digitalisierung die Kapitalisierung und Ökonomisierung von immer mehr Lebensbereichen noch zusätzlich potenziert?
Programm
5. April 2022
- 13.30 Eröffnung durch Herrn Rektor Hendrik Lehnert
- 14.00 Erinnern mit Insta? @ichbinsophiescholl zwischen Identifikation, parasozialer Interaktion, und Anmaßung (Martina Thiele)
- 15.00 Pause
- 15.15 Gesichter der Anderen. Leib-körperliche Dimensionen digitaler Kultur (Thomas Bedorf)
- 16.15 Pause
- 16.30 Zwischen Crypto und Kreativität: Eine ethnographische Betrachtung zwischenmenschlicher Beziehungen in NFT-Communities (Christine Lohmeier)
- 17.30 Vermutete Nähe – vermeintliche Ferne. Was es für Interaktionsordnungen bedeuten kann, wenn wir nicht mit Maschinen sprechen können (Ronald Staples)
6. April 2022
- 9.30 Berechenbare Gefühle? Menschliches Selbstverständnis angesichts digitaler Emotionserkennung (Eva Weber-Guskar)
- 10.30 Pause
- 10.45 Gerecht, digital, nachhaltig! Die Kultur der Digitalität als Ausgangspunkt veränderter Lehr- und Lernprozesse in der Primarstufe (Uta Hauck-Thum)
- 11.45 Digitaler Hass. Wie das digitale Zeitalter altbekannte Straftatbestände vor neue Herausforderungen stellt (Frauke Rostalski)
- 12.45 Ende der Tagung
Vortragende
- Thomas Bedorf ist Professor für Praktische Philosophie an der Fernuniversität Hagen.
- Uta Hauck-Thum ist Professorin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
- Christine Lohmeier ist Professorin und Leiterin der Abteilung „Mediennutzung und Digitalen Kulturen“ am Fachbereich Kommunikationswissenschaften der Universität Salzburg.
- Frauke Rostalski ist Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung an der Universität zu Köln.
- Martina Thiele ist Professorin für Medienwissenschaft mit dem Schwerpunkt Digitalisierung und gesellschaftliche Verantwortung an der Universität Tübingen.
- Ronald Staples ist Leiter der Projekte „Relationale Souveränität“ (EFI- Teilprojekt) und „Partizipative Mitbestimmung in digitalisierter Arbeitswelt“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
- Eva Weber-Guskar ist Inhaberin einer Heisenberg Professur für Ethik und Philosophie der Emotionen an der Universität Bochum.
Details
- Ort: HS 202 (am 5. April) und HS 203 (am 6. April) Universität Salzburg, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Churfürststraße 1, 5020 Salzburg
- Organisation: Gottfried Schweiger (Zentrum für Ethik und Armutsforschung) und Michael Zichy (FB Philosophie KTH)
- Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, es wird aber darum gebeten, um die Planungen zu erleichtern. Anmeldungen bitte bis 1. April 2022 an: