Colloredos Malerakademie
Die kostbarsten Handzeichnungen und Grafiken der Universitätsbibliothek gehen auf die von Erzbischof Hieronymus Joseph Grafen von Colloredo 1784 begründete Malerakademie zurück. Auf Wunsch Colloredos, der sich für die Werke Leonardo da Vincis interessierte und Kopien von Raffael-Werken anfertigen ließ, sollten in der neuen Institution die Anfangsgründe der Civilbaukunst sowie das Zeichnen von Blumen, Gewächsen, Früchten, Bäumen, Landschaften, Menschen und Tieren gelehrt werden. Zunächst befand sich die Malerakademie im Ritzerbogenhaus, 1804 übersiedelte sie in das Studiengebäude, wo sie 1807 und 1821 Besuch von Kaiser Franz I. von Österreich erhielt.
Sechs großformatige Klebebände mit dem Supralibros Colloredos und der Aufschrift „Malerakademie“
Restaurierung
In der Studienbibliothek begannen sich im frühen 20. Jahrhundert der Kunsthistoriker Hans Tietze und Bibliotheksdirektor Ernst von Frisch für sechs großformatige Klebebände mit dem Supralibros Colloredos und der Aufschrift „Malerakademie“ zu interessieren. Sie konnten 2012 erstmals mit der gleichnamigen Institution in Verbindung gebracht werden. Nach einer Erstbeschreibung Tietzes für die Österreichische Kunsttopographie – ihm lagen nur drei Bände vor – konsultierte Frisch den ehemaligen Direktor der Albertina, Josef Meder, und ließ die Bände in der Restaurierungswerkstätte von dessen Nichte Leopoldine Meder in Wien zerlegen. Die erlesenen Blätter erweckten seither zunehmend Aufmerksamkeit von Wissenschaftler*innen.
Raffael in Salzburg? UBS, Sign. H 193
Mit der Raffael-Schule und dem Codex Escurialensis wurden zwei Federzeichnungen in Verbindung gebracht, welche die Vorhalle und das Innere des Pantheons sowie die Engelsburg und die Cestius-Pyramide zeigen.
Text: Christoph Brandhuber
Fotos: © PLUS, Universitätsbibliothek Salzburg (1-4)