Wissenschaft & Kunst

Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung (1622) war die Benediktineruniversität ein wichtiger Kulturträger im Land. Die Professoren dienten den Landesfürsten als Ratgeber, verfassten lateinische Inschriften für die großartigsten Monumente der Stadt und entwarfen geistreiche Bildprogramme für Kirchen, Paläste und Triumphpforten. Sogar die Pläne für den Residenzbrunnen werden mit der Universität abgesprochen: Der bemerkenswerte Kupferstich einer an der Benediktineruniversität verteidigten philosophischen Thesenschrift zeigt bereits 1658 den Residenzbrunnen, obwohl dieser erst 1661 fertiggestellt wurde.

Frontispiz zur Thesenschrift „Rivi logici ex fonte Aristotelico deducti“, 1658 (UBS, Sign. R 4448 I)

Errichtung des Residenzbrunnens

Allegorie auf die Errichtung des Residenzbrunnens durch Erzbischof Guidobald Grafen von Thun: Fama kündet den Ruhm des Residenzbrunnens, Minerva meißelt die Brunnenschale, ein Einhorn, das Wappentier des Erzbischofs, tritt – in Anlehnung an Pegasus – den Dichterquell vom zum Musenberg Helikon umgedeuteten Untersberg los, aus dem der Gott Apollo schöpft. Der Erzbischof führt den caduceus, den Zauberstab des Mercur, der die salus publica, das „öffentliche Wohl“ garantiert.

Frontispiz zur Thesenschrift „Rivi logici ex fonte Aristotelico deducti“, 1658

Die Kunst der Thesenverteidigung

Eine wichtige akademische Übung war die Disputation, in der wissenschaftliche Thesen von einem Kandidaten allein oder einer Gruppe öffentlich verteidigt wurden. Wer es sich leisten konnte oder einen reichen Gönner fand, ließ seine Thesen drucken und verteilte sie an ranghohe Zuhörer, Freunde und Bekannte. Die graphisch aufwendig gestalteten Einzelblätter oder mehrseitigen Schriften wurden in einer Auflage von 100 bis 300 Exemplaren publiziert.

Die Bildsprache der prachtvollen Kupferstiche ist meist komplex und erfordert Kenntnisse über Allegorie und Emblematik, die damals an der Universität vermittelt wurden. Die Thesenblätter erlauben Einblicke in die damalige Unterrichtspraxis. Mit Vorliebe wählten die Studenten genealogische und historische Themen, daneben wurden religiöse Bildinhalte bevorzugt. Oft wurden die Stiche in Augsburg produziert, dem Hauptzentrum für diese Kunst in Süddeutschland.

 

Texte: Christoph Brandhuber
Foto: ©  PLUS, Universitätsbibliothek