Hofbibliothek
Eifrige Büchersammler unter den Salzburger Fürsterzbischöfen trugen über Jahrhunderte eine umfangreiche Bibliothek zusammen. Besonders beeindruckend sind die Sammlungen der Erzbischöfe Pilgrim II. von Puchheim, Bernhard von Rohr, Matthäus Lang von Wellenburg und Wolf Dietrich von Raitenau. Der größte Bücherfreund unter den Salzburger Erzbischöfen war aber Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg. Als seine Sammlung aus allen Nähten platzte, ließ er in der Neuen Residenz die nach ihm benannte Hofbibliothek als zweischiffige Säulenhalle errichten, in der 20.000 Bücher Aufnahme fanden.
„Als ewiges Denkmal seiner Neigung zu den Wissenschaften hinterließ er eine Bibliothek, die er selbst errichtet hatte und die bestens ausgestattet war mit Büchern jeglicher Wissenschaft.“
Historia Salisburgensis, 1692
Max-Gandolph-Bibliothek, Kapitelgasse 5–7
Max-Gandolph-Bibliothek
Der Erzbischof sammelte, was der Büchermarkt europaweit bot. Gelbgrau getüncht, mit schimmernden Wappensupralibros versehen, sind seine Bücher auch heute noch leicht zu erkennen. Die Nachfolger erweiterten die Sammlung stetig. Durch Napoleonische Kriege, Säkularisierung und Herrscherwechsel verlor Salzburg viele Kunstschätze. Wertvolle Handschriften, Inkunabeln und Bücherprachtwerke wurden nach Paris, München und Wien geschafft. Die Restbestände der Hofbibliothek, in der zum Glück beim Abtransport manch Kleinod übersehen wurde, schenkte Kaiser Franz I. 1807 der Universität.
Wenzelspsalter, Prag um 1395 (UBS, Sign. M III 20)
Wenzelspsalter
Eine der schönsten Handschriften im Bestand der Universitätsbibliothek Salzburg ist der Wenzelspsalter, ein um 1395 entstandener Pergamentcodex. Der Auftraggeber dieses prunkvollen Werkes war König Wenzel IV. von Böhmen (1361–1419, Beiname „der Faule“), in dessen Prager Werkstätte auch die berühmte Wenzelsbibel geschrieben und gemalt wurde. Charakteristisch für diese Handschriften ist die Verwendung bestimmter buchmalerischer Motive, die auch das Salzburger Manuskript auszeichnen: Die Schmuckseite auf Blatt 1r zeigt uns links oben die violette Initiale W mit Gefangenem, am rechten Blattrand einen wilden Mann mit Helm, Speer und Wappen von Schlesien bzw. von Böhmen, rechts unten ein Bademädchen mit Schaff sowie Eisvogel und Liebesknoten am linken Blattrand. Der Inhalt dieses Buches ist eigentlich ein Wagnis, handelt es sich doch um einen in die Volkssprache übersetzten Bibeltext. Noch Kaiser Karl IV. bekräftigte für sein Herrschaftsgebiet 1369 das Übersetzungsverbot für die Vulgata. Karls Sohn und Nachfolger Wenzel jedoch setzte sich hierüber hinweg. Der Kommentar zu den Psalmen wurde vom Franziskaner Nicolaus von Lyra († 1349) in Latein verfasst und (vermutlich) vom sogenannten „Österreichischen Bibelübersetzer“ ins Deutsche übertragen.
Filippo Buonanni: Gabinetto Armonico. Rom 1722 (UBS, Sign. R 76970 II)
Nonnengeige
Filippo Bonanni (1638–1725) war Jesuitenpater, Naturforscher und Erbauer eines Mikroskops. Ab 1698 war er der Kurator der berühmten Kuriositätensammlung des Jesuiten Athanasius Kircher, einer typisch barocken Wunderkammer und Vorläuferin der späteren wissenschaftlichen Museen. Oftmals geschmäht als "Bilderbuch für große Kinder" oder "ikonographisch umstrittene Sammlung" ist sein 1722 in Rom erschienenes "Gabinetto Armomico", das als Universalenzyklopädie aller damals bekannten Musikinstrumente angelegt war. 136 Kupfertafeln portraitieren europäische, asiatische, afrikanische und amerikanische Musikinstrumente, die Beschreibungen dazu geben allerdings keine Erklärung zur Spielweise oder zum Repertoire. Bonanni gliedert sein Werk in Blasinstrumente, Saiteninstrumente und Schlaginstrumente, darunter werden auch selten abgebildete Instrumente wie die Tromba marina (Trumscheit, Nonnengeige) vorgestellt. Im Gegensatz zu anderen üblichen Streichinstrumenten ist das ca. 2 m lange Trumscheit mit nur einer Darmsaite bezogen. Dieses Instrument erzeugt einen schnarrenden Ton, dessen Klangfarbe an eine Trompete erinnert. Das Trumscheit wurde häufig von Nonnen gespielt, weil es ihnen lange Zeit nicht erlaubt war, echte Blasinstrumente zu spielen.
Giorgio Bonelli: Hortus Romanus. Rom 1772–1793 (UBS, Sign.)
Wunderblume (Mirabilis jalapa)
Etwa 800 kolorierte Kupferstiche zeichnen dieses in geringer Auflage edierte Werk aus. Nur wenige Ausgaben sind koloriert. Die Zeichnungen wurden von dem sonst unbekannten Cesare Ubertini angefertigt und von Maddalena Bouchard in Kupfer gestochen. Das Werk wird gewöhnlich dem italienischen Arzt Giorgio Bonelli zugeschrieben, tatsächlich hat er aber nur die kurze Einleitung verfasst. Den Löwenanteil trugen Liberato und Constantio Sabbati bei, Herausgeber war Niccolo Martellio. Ein vollständiges Exemplar wurde bei Christie’s um £78,500 (94.000 Euro) versteigert.
Texte: Christoph Brandhuber, Beatrix Koll
Fotos: © Hubert Auer (1) | © PLUS, Universitätsbibliothek Salzburg (2-4)