Salzburger Universitätstheater
Weit über Salzburgs Landesgrenzen hinaus strahlte das lateinische Universitätstheater, das sich zum barocken Gesamtkunstwerk aus Sprache, Musik und Tanz entfaltet. Sicheres Auftreten, deutliche Artikulation sowie effektvolle Gestik und Mimik brachtte man hier zur Perfektion.
Die moralisierende Haupthandlung, meist Antike und Christentum entlehnt, wurde von Gesang, Ballet und Pantomime unterbrochen. Dank ausgeklügelter Bühnentechnik wechselten häufig die Kulissen, schwebten Engel vom Himmel und sprangen Teufel aus lodernden Flammen.
Verfasst vom Pater comicus, dem „Theaterpater“, wurde die Hauptrolle oft mit einem bürgerlichen Hochbegabten besetzt, der in kurzer Zeit große Textmengen in schwierigen Versformen erlernen musste. Für ihn konnte das Theaterspiel zum Karrieresprungbrett werden: die ideale Gelegenheit, sich und sein Können dem anwesenden Landesfürsten zu präsentieren.
Handzeichnungen und Skizzen zur Bühnendekoration (UBS, Sign. H 24)
Der erste Salzburger Jedermann
Seit 1920 spielt man den „Jedermann“ Hugo von Hofmannnsthals in Salzburg. Doch bereits 1632 wurde an der Universität ein Theaterstück aufgeführt, in dem der Jedermann die Bühne betrat. Der Autor des Theaterstücks war der Benediktinerpater Thomas Weiss, der Name des Protagonisten ist Anastasius; dieser lebte sorglos und verschwenderisch in den Tag hinein. Wohlmeinenden Ratschlägen trotzte er, selbst die Mahnung des Todes beherzigte er nicht. Nur die Verehrung der Muttergottes, sein einziger guter Charakterzug, rettete ihn: Ihre Fürbitte entriss ihn am Ende den Fängen des Teufels. In der Titelrolle glänzte der Universitätspedell Wolfgang Braumiller, ein barocker Schauspielstar.
Thomas Weiss, Anastasius fortunae pila, terrae piaculum, orci monstrum (Anastasius, Spielball des Glücks, Opfer der Welt, Schaubild der Hölle), UBS, Sign. M I 205
Nur wenig ist über die Salzburger Schauspieler des Barockzeitalters bekannt. Ein Glücksfall also, dass der Name des Hauptdarstellers im Jedermann-Drama von 1632 überliefert ist. Wolfgang Braumiller machte als Student durch sein Schauspieltalent auf sich aufmerksam. Weil man bei den Aufführungen nicht mehr auf ihn verzichten wollte, wurde er zum Pedell der Universität bestellt. Bis zu seinem Tod spielte Braumiller in fast jedem Theaterstück, manchmal bis zu sieben Rollen!
Text: Christoph Brandhuber
Fotos: © PLUS, Universitätsbibliothek Salzburg (1-7)