Die Entstehung der Universität Salzburg

Die ältesten Universitäten Europas, wie in Bologna oder Paris, entstanden ab dem 11. Jahrhundert aus dem Zusammenschluss mehrerer Schulen.

Im Spätmittelalter wurde eine zweite Gruppe von Universitäten – etwa in Prag und Wien – gegründet, diesmal von Landesfürsten.

Nach dem Konzil von Trient (1545–1563) sollte eine dritte Gruppe von Universitäten – ihr ist Salzburg zuzurechnen – Basis der Katholischen Reform werden. Neben der Finanzierung war die größte Schwierigkeit bei der Gründung einer Universität, den geeigneten wissenschaftlichen Nachwuchs sicherzustellen. Im Barockzeitalter konnte diese wichtige Voraussetzung nur ein Orden erfüllen: Die Jesuiten übernahmen als klassischer Schulorden im österreichischen und süddeutschen Raum diese Aufgabe.

Doch in Salzburg wurde ein anderer Weg eingeschlagen.

Hohenems und Lodron

Gründerväter von Gymnasium und Universität in Salzburg: Die Fürsterzbischöfe Marcus Sitticus Graf von Hohenems und Paris Graf von Lodron, Universität Salzburg, Altes Studiengebäude, Stuba Academica

Die zündende Idee

Nach ergebnislosen Versuchen im 16. Jahrhundert nahm Fürsterzbischof Marcus Sitticus Graf von Hohenems (reg. 1612–1619) die gescheiterten Universitätspläne seiner Vorgänger wieder auf. Er verhandelte mit Franziskanern, Augustinern und Jesuiten – vergeblich: „Der Fürst, der vielen Ablehnungen schon müde und in seinem Entschluss schwankend geworden“, wandte sich an seinen Ratgeber, den für die Dramaturgie seiner Predigten gefeierten Kapuziner Sylverius Meusburger, und fragte ihn, „ob er noch irgendwelche Türen wüsste, an die er ohne Zurückweisung klopfen möchte.“ In der „Historia Salisburgensis“ der Brüder Mezger ist die Antwort des Predigers überliefert:

meusburger

„In der Tat, hochwürdigster Fürst, gibt es auch jetzt noch solche Tore; mag auch an sie als letzte geklopft werden, so hätten sie sich vielleicht doch als erste aufgetan.“

Und er riet dem Erzbischof, das Gespräch mit den Benediktinern von St. Peter zu suchen. Marcus Sitticus gelang es, den Abt von St. Peter für die Gründung einer Hohen Schule in Salzburg zu begeistern. Auf einer Werbereise gewann der Abt weitere Benediktinerklöster für das Projekt. Sie schloßen sich zu einer Kongregation zusammen, die bald 60 Klöster in Österreich, Deutschland und der Schweiz umfassen wird. Erste Benediktinerprofessoren wurden nach Salzburg geschickt, doch sie fürchteten den Argwohn der sonst das Universitätsleben dominierenden Jesuiten. Ihr Reisebericht liest sich wie ein Krimi: „In München haben Häscher die Reisegesellschaft erspäht, in Ebersberg sind die Professoren nur durch ein Täuschungsmanöver entkommen, und erst in Wasserburg haben sie Ruhe vor den Nachstellungen gehabt.“

Der Grundstein zum Studiengebäude wurde 1618 mit dem Bau des Sacellums gelegt, Architekt war der Dombaumeister Santino Solari.

 

Kupferstich Merian

Matthäus Merian (1593–1650), Studiengebäude, 1644, Kupferstich, UBS, Sign. G 1185 II

Erhebung zur Universität

Ehrgeizige Pläne wurden nach dem frühen Tod von Marcus Sitticus geschmiedet. Sein Nachfolger Paris Graf von Lodron wollte das Gymnasium zur Universität ausbauen. Dafür brauchte er die Zustimmung von Kaiser und Papst.

Das kaiserliche Privileg musste teuer erkauft werden – und das mitten im 30jährigen Krieg! Dann die Enttäuschung: In der Urkunde von 1620 erlaubte der Kaiser nur ein Philosophiestudium; Titel durften nur bis zum Magister verliehen werden. Paris Lodron schickte die Urkunde zurück, sie sei ihm das viele Geld nicht wert. Zwei Jahre wurde verhandelt, und 1622 traf endlich die revidierte Urkunde ein, die eine Volluniversität mit allen Fakultäten und Titeln erlaubte. Sie wurde 1623 vom Erzbischof finanziell abgesichert und 1625 von Papst Urban VIII. bestätigt. So kann die Universität vier Mal ihr Gründungsjubiläum feiern. Mit der Wiedergründung 1962 sogar ein fünftes Mal.


Text: Christoph Brandhuber
Fotos: © PLUS, Universitätsbibliothek Salzburg (1-3)