Die Besold-Bibliothek
Der Universalgelehrte Christoph Besold war schon zu Lebzeiten für seine einzigartige Büchersammlung bekannt, die 3.820 wertvolle, zum Teil sogar verbotene Bände umfasste. Nach seinem Tod 1638 in Ingolstadt bemühten sich der Kurfürst von Bayern und der Präfekt der Vatikanischen Bibliothek um dessen Bücherschatz. Doch der Coup gelang einem Dritten: Rektor Roman Müller konnte die Bibliothek 1649 für die Salzburger Benediktineruniversität erwerben und trotz Ausfuhrverbots auf dem Wasserweg von Ingolstadt nach Salzburg transportieren.
Im Rechnungsbuch der Benediktineruniversität haben sich drei Vermerke über den Ankauf, Transport und Aufstellung der Besold-Bibliothek erhalten (UAS, bA 123, fol. 39r):
Unter den angekauften Werken aus dem Vorbesitz von Christoph Besold befanden sich auch die folgenden Bücherprachtwerke:
Jan Huygen van Linschoten: Navigatio ac itinerarium […] in orientalem sive Lusitanorum Indiam. Den Haag 1599 (UBS, Sign. R 15419 III).
Jan Huygen van Linschoten (1563–1611) war ein holländischer Kaufmann und Entdecker. Von 1581 bis 1587 hielt er sich in Portugiesisch-Indien auf und segelte dann – unterbrochen durch einen Aufenthalt auf den Azoren – in seine Heimatstadt Enkhuizen zurück. Mit Unterstützung des Amsterdamer Verlegers Cornelis Claesz veröffentlichte Jan Huygen eine Reihe von Reiseberichten, darunter die hier vorgestellte „Navigatio“, also die Reise nach Portugiesisch-Indien.
Journal oder Tagh-handelbuch […] und Historische erzelung von die Reyse oder Schiffahrt […] Anno 1598 […] under daß befelch von dem Admiral Iacob Cornelissz Neck. Arnheim 1601.
Diese Reisebeschreibung berichtet von der großen Expedition der Holländer unter der Führung von Jacob von Neck zu den Molukken (Gewürzinseln) im Jahr 1598. Im September erreicht die Mannschaft Mauritius und findet eine große Menge unbekannter, flugunfähiger Vögel vor, die sie „Walchvögel“ nennen. Der Kapitän beschreibt diese Vögel als so groß wie ein Schwan, auff dem haubt ein fell … sie haben kein flügel. Damit ist wohl zum ersten Mal der heute ausgestorbene Dodo beschrieben worden.
Elefantenställe auf Tuban (Java)
Text: Christoph Brandhuber, Beatrix Knoll
Fotos: © PLUS, Universitätsbibliothek Salzburg (1-6)