Die Szepter der Universität
1656 erschuf der Augsburger Goldschmied Albrecht von Horn zwei der schönsten barocken Universitätsszepter. Als Vorlage diente ein Modell des Salzburger Bildhauers Jakob Gerold. Das erste zeigt die Wappen Salzburgs, Paris Lodrons und der Universität, auf dem zweiten sind die Fakultätspatrone zu sehen. Bekrönt sind die Szepter als Zeichen der kaiserlichen und päpstlichen Privilegierung mit Kaiserkrone und Tiara.
Bei jedem Festakt wurden die Szepter als Zeichen der Gerichtsgewalt des Rektors über die Studenten vorangetragen. Auf sie schworen die Studenten den akademischen Eid.
Nach der Auflösung der Benediktineruniversität 1810 wurden die Szepter nach München verbracht, dann an die Universität Würzburg. Erst 1944 gelang es den Landesarchivaren sie nach Salzburg zurückzuholen.
Die Universität erhielt nach ihrer Wiedergründung die Szepter zurück und verwendet sie bis heute bei Sponsionen und Promotionen.
Ankauf der Szepter
Eintrag in das Rechnungsbuch der Benediktineruniversität (UAS, bA 124, fol. 71v.):
Das päpstliche Szepter
Unter der päpstlichen Tiara sind zwischen vergoldeten Engelshermen die in Silber gegossenen Fakultätspatrone zu sehen: der hl. Thomas von Aquin (Theologie) im Dominikanerhabit, der hl. Ivo (Rechtswissenschaften) mit Barett und Waage sowie die hl. Katharina von Alexandria (Philosophie) mit Rad, Schwert und Märtyrerpalme. Darunter sind in drei Schilden feuervergoldete Silberemails angebracht, die erst 1893 anlässlich einer Restaurierung in Würzburg in Grubenschmelztechnik ausgeführt wurden: der hl. Benedikt (Benediktineruniversität), der hl. Carlo Borromeo (Oheim des Fürsterzbischofs Marcus Sitticus und Universitätspatron) und die hll. Cosmas und Damian. Letztere waren beliebte Patrone für medizinische Fakultäten, stehen aber in keinem Bezug zu Salzburg, wo der hl. Lukas als Patron der nur für wenige Jahre existierenden Medizinischen Fakultät verehrt wurde.
Das kaiserliche Szepter
Die Kaiserkrone wird von drei Löwen gehalten: Der schwarze Löwe stammt aus dem Salzburger Landeswappen, der erste silberne Löwe mit dem Brezelschweif aus dem Wappen der Grafenfamilie Lodron, der zweite silberne Löwe konnte bis heute nicht gedeutet werden.
Unter der Kaiserkrone sind die Wappen von Salzburg, der Grafenfamilie Lodron und der Benediktineruniversität angebracht. Auf Letzterem breitet der hl. Geist in Gestalt einer Taube die Strahlen göttlicher Weisheit aus. Unter einer Krone steht in einem von Palmzweigen flankierten Buch die Familiendevise des Universitätspatrons Borromeo zu lesen: HVMILITAS – „Demut“. Die Buchstabenfolge PASF bedeutet Paris Archiepsicopus Salisburgensis Fundator – „Paris, Erzbischof von Salzburg, der Stifter“, dessen Wappen unter dem Legatenhut mit den Fiocchi (Quasten) zu erkennen ist.
In der darunterliegenden dritten Ebene wird das Universitätswappen in den drei Fakultätswappen variiert, wobei immer die Taube des hl. Geistes und der Schriftzug HVMILITAS im Buch ersetzt werden: Beim Wappen der Theologischen Fakultät liest man unter dem Auge Gottes im Buch THEOLOGIA („Theologie“), beim Wappen der Juridischen Fakultät unter einer Waage VTRVMQVE IVS („beide Rechte“) und beim Wappen der Philosophischen Fakultät unter einer Weltkugel PHILOSOPHIA („Philosophie“).
Texte: Christoph Brandhuber
Fotos: © PLUS, Universitätsarchiv Salzburg (1) © Hubert Auer (2-4)