ZECO-Forschungs-Jour fixe

Der Forschungs-Jour fixe findet von 8.30-9.30 Uhr am ZECO statt. Er dient dem wissenschaftlichen Austausch, der interdisziplinären Kompetenzerweiterung der einzelnen Wissenschaftler/innen, dem kritischen Diskurs und – im Sinne eines Think Tanks – der kreativen Weiterentwicklung von Ideen und Projekten unter den Mitgliedern des ZECO sowie den Gastforschern. Der  Donnerstag-Jour Fixe ist für Wissenschaftler, Doktoranden und Studierende öffentlich zugänglich und ein Beitrag des ZECO zur Forschungsplattform „Kulturen – Religionen – Identitäten“ der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg Fakultät.

Wintersemester 2023/24

18. Dezember 2023 PD Dr. Yury ArzhanovZur geplanten Edition des Kategorienkommentars von Sergios von Reš’ayna: Ein Zwischenbericht über den Stand der Arbeit“
Yury Arzhanov leitet zurzeit an der Kath.-Theol. Fakultät das FWF-Projekt „Sergios Von Reš’ayna und die Anfänge syrischer Philosophie“. Das Projekt fragt nach der Rolle der syrischen Christen im Prozess der Überlieferung von antikem griechischem Wissen (vor allem der logischen Schriften des Aristoteles) im Mittelalter. Eine der Hauptziele des Projekts ist die kritische Edition des Sergios-Kommentars zur Kategorienschrift von Aristoteles. Dieser auf Syrisch verfasste Kommentar wurde auf der Grundlage mündlicher Vorträge seines Lehrers Ammonios geschrieben. Die Ausgabe dieser Schrift wird nicht nur wesentlich zu unserer Kenntnis von Ammoniosʼ philosophischem Profil beitragen, sondern es wird auch den Übergang der Philosophie von den neuplatonischen zu den christlichen Schulen in ein neues Licht stellen.

04. Dezember 2023 Univ.Doz. Dr. DDr. h.c. Jasmine Dum-Tragut Bakk.rer.nat „Zwischen Ehre, Verantwortung und Herausforderung-Forschungsbereich ‚Interdisciplinary Armenian Cultural Heritage Studies‘ an der armenischen Akademie der Wissenschaften unter österreichischer Leitung“
Das armenische Wissenschaftskomittee finanziert seit Anfang September 2023 einen neuen Wissenschaftsbereich unter der Leitung der Salzburger Armenologin J. Dum-Tragut: zunächst auf zwei Jahre als „Projekt“, danach wird dieser als eigene Abteilung am Institut für Archäologie und Ethnographie der armenischen Akademie der Wissenschaften übernommen. Damit ist J. Dum-Tragut die erste Österreicherin, der diese große Ehre, Verantwortung und Herausforderung zuteil  wird, einen topaktuellen, nicht gerade risikofreien Forschungsbereich in der Fremde aufzubauen.Seit dem Karabachkrieg 2020 ist das Thema „Kulturerbe“ zu einem viel diskutierten Thema in den Medien und den Tagesordnungen Armeniens und internationaler Organisationen geworden. Was bedeutet aber Kulturerbe, welche Rolle spielt es für Einzelpersonen und Gesellschaft im Allgemeinen, an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit? Was soll für künftige Generationen bewahrt und geschützt werden, und wer ist dafür verantwortlich? Dies sind nur einige der Fragen, die das fünfköpfige Projektteam zu beantworten hat. Konkret wird sich das Projekt auf die Feldforschung in den armenisch-aserbaidschanischen Grenzregionen konzentrieren. Daneben steht auch die Entwicklung eines Schulversuchs „Unser Erbe“ in den Grenzregionen, sowie auf universitärer Ebene Curriculumsentwicklung eines Masters für Armenian Cultural Heritage Studies im Mittelpunkt der umfangreichen Aktivitäten.Für J. Dum-Tragut ein ehrenvolles Unterfangen, mit großer Verantwortung in der Forschung in äußerst sensiblen Regionen und der Herausforderung, österreichisches Denken in Armenien umzusetzen.

23. November 2023 Dr. Joachim Jakob „Bemerkungen zur handschriftlichen Überlieferung der syrischen Werke des Nonnos von Nisibis“
Von dem westsyrischen Theologen Nonnos von Nisibis (9. Jahrhundert) sind vier syrische Texte erhalten, die vor allem wegen ihres Beitrags zu den christologischen Kontroversen sowie zur interreligiösen Auseinandersetzung interessant sind. Diese vier Werke werden derzeit im Rahmen eines FWF-Projekts am Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens (ZECO) ediert und übersetzt. Sie sind in einer Handschrift überliefert, die in das 9. oder 10. Jahrhundert datiert wird und sich heute in der British Library befindet. Bei dem Jour fixe werden die Ergebnisse der Handschriftenuntersuchung in der British Library vorgestellt und diskutiert.

 13. November 2023 Mag. Manuel Kuhn „Syriac Christianity in China and Central Asia – Rückblick der Konferenz in Samarkand“
Bereits im 7. Jahrhundert erreichten über die Handelswege der Seidenstraßen ostsyrische christliche Kaufleute und Mönche die Länder in Zentralasien und China, siedelten sich dort an, gründeten neue Klöster  und Diözesen und brachten das Christentum in seiner ostsyrischen Prägung nach China. Durch das schnelle Wachstum der Kirche des Ostens erreichte sie schnell einen Höhepunkt ihrer Ausdehnung und war damit im Mittelalter geographisch die größte Kirche der gesamten Christenheit, mit Diözesen von Mesopotamien, über Arabien, Zentralasien bis hin an die Küsten des Pazifischen Ozeans. Im 13. Jahrhundert geht dieses Kapitel der Geschichte wieder zu Ende, denn die sogenannten „Metropolien des Äußeren“ zerfielen aufgrund von Mongolenstürmen oder der Pest. 
Diesem speziellen Abschnitt in der Geschichte widmete sich die „7th Salzburg International Conference on Syriac Christianity in China and Central Asia“ in Samarkand/Usbekistan. Gemeinsam organisiert durch das ZECO und dem International Institute for Central Asian Studies (IICAS) aus Samarkand, trafen sich von 21.-27. September 2023 Wissenschaftler:innen jeden Alters zu einer einzigartigen interdisziplinären Zusammenschau von Theologie, Religionswissenschaft, Geschichte, Archäologie, Philologie, Handschriftenkunde und Epigraphik (syrisch, uigurisch, sogdisch, altiranisch, arabisch, chinesisch), um die neuesten Forschungsergebnisse zur „Kirche des Ostens“ auszutauschen. Eine Zusammenfassung und ein paar Highlights der neusten präsentierten Forschungsergebnisse dieser Konferenz werden vorgestellt werden.

  • Sommersemester 2023

08. Mai 2023 Dr. Gagik Danielyan “A Brief Outline of Medieval Armenian-Arab Literary Interactions”.
Dr. Gagik Danielyan, is a historian and  Arabist specializing in the history of Cilician Armenian and medieval Muslim hisotrical writing. He holds a B.A.  and M.A. in History from Yerevan State University and completed his Ph.D. at the Institute of Oriental Studies of the National Academy of Sciences of Armenia. He is working in the Armenian Institute of Ancient manuscripts, Matenadaran.
The issue of Armenian-Arab historical and cultural interactions has long been a topic of Armenian studies. And many scholars, both Armenian and foreign, contributed to the examination of these contacts. The Medieval Armenian-Arab relations cover almost all spheres of material and spiritual culture: history, language, medicine, science, folk literature, philosophy, theology, architecture. The Medieval Arabic geographical literature and historiography are indispensable for the study of the history of the Armenian people.
Due to historical and cross-cultural interactions, several Arabic treatises (both Christian Arabic and Muslim Arabic writings) were translated to Armenian in the Middle Ages: medical, veterinary, alchemical, agricultural, religious works, specimens of literary prose, such as fairy tales, geomantic and astrological texts and dream books. The majority of them are unknown to the European scholarship, some of them are little known even to the Armenological circles and their study is still a desideratum. Moreover, this linguistic and cultural interest was mutual, and a number of treatises were also translated from Armenian to Arabic.

02. Mai 2023 ERASMUS-Gast Herr Prof. Hamlet Petrosyan Chair of Cultural Studies, Yerevan State University Institute of Archaeology and Ethnography, Armenian National Academy of Sciences “Early Christian Archaeology in Armenia”.
The fourth to seventh centuries were formative in the art and culture of Armenia.This era witnessed the conversion of the land to Christianity, the invention of the Armenian alphabet and the consequent development of a literary tradition, the formulation of a specific understanding of the nature of Christ, and the emergence of a striking and robust visual tradition.

24. April 2023 Dr. Joachim Jakob „Nonnus von Nisibis – ein syrischer Apologet des 9. Jahrhunderts“
Im Rahmen eines FWF-Projekts arbeitet Joachim Jakob seit 2022 an der ersten Edition der syrischen Werke des syrisch-orthodoxen Theologen Nonnus von Nisibis aus dem 9. Jahrhundert. Nonnus zählt zu jenen syrischen Autoren, denen in der Forschung bisher noch kein größeres Interesse zuteilgeworden ist. Der Großteil seiner syrischen Werke ist bisher weder ediert noch übersetzt worden, sodass das aktuelle FWF-Projekt in diesem Bereich Pionierarbeit leistet. In der Präsentation wird ausgehend von dem aktuellen Stand des Forschungsprojektes ein Einblick in die handschriftliche Überlieferung der syrischen Werke des Nonnus von Nisibis gegeben. Außerdem werden einige Charakteristika von Nonnus‘ Schriften vorgestellt, wobei sich Nonnus vor allem als Autor erweist, der apologetische und polemische Texte verfasst hat. Diese sind sowohl gegen andere Religionen (Islam) als auch gegen andere christologische Traditionen (ostsyrische Kirche) gerichtet.

27. März 2023 Dr. Marat Yavrumyan, Armenische Studien “Meeting in the Body of the Horse: Arabische Handschriften und Digital Humanities”
In der neueren Forschung wird immer häufiger die Frage gestellt, welche Rolle die arabische Pferdemedizin bei der Bewahrung und Weiterentwicklung des klassischen griechischen und mittelalterlichen byzantinischen Wissens gespielt hat. Die arabische Tradition der Pferdemedizin (bayṭara) geht nicht nur auf die frühen arabischen Übersetzungen der griechischen Hippiatrica zurück, sondern stützt sich auch auf indisches und lokales Wissen.Ausgehend vom laufenden FWF-Projekt „Meeting in the Body of the Horse“ werden die bislang völlig unbearbeiteten und unerforschten arabischen Manuskripte skizziert und in einen Kontext gestellt. Darüber hinaus wird die Verwendung der Programme zur Texterkennung, Kollation und Edition vorgestellt – denn die Pferde in diesem FWF-Projekt galoppieren digital.

  • Wintersemester 2022/23

24. November 2022 Univ.Doz.Dr. DDr.h.c. Jasmine Dum-Tragut Bakk.rer.nat. stellt ein interdisziplinäres, armenisch-österreichisches Forschungsprojekt vor.
Dieses Forschungsprojekt setzt sich mit der oft vergessenen, wenn nicht verdrängten Multireligiösität im ältesten christlichen Land der Welt, in Armenien, auseinander. Die Diversität der religiösen Landschaft Armeniens erklärt sich zum einen aus den in Armenien seit Jahrhunderten lebenden ethnisch-religiösen Volksgruppen, zum anderen aus der „atheistischen“ Geschichte der sowjetischen und vor allem des religiösen Aufbruchs einer postsowjetischen, sich nach Spiritualität und geistlicher Führung sehnenden Bevölkerung. Die Zunahme der evangelikal-charismatischen aber insbesondere heidnischer Gruppierungen führt in Armenien immer wieder zu sozio-kulturellen Spannungen in der Bevölkerung, aber auch zu neuen Herausforderungen für die traditionelle armenisch-apostolische Nationalkirche. J. Dum-Tragut führt in die allgemeine Thematik des Forschungsprojektes ein; die armenische Projektleiterin, Religionsanthropologin Prof. Dr. Yulia Antonyan (Staatliche Universität Jerevan) und die im Projekt arbeitende Dissertantin Lilit Gabrielyan (Staatliche Universität Jerevan, derzeit ERASMUS-phd am ZECO) werden aus ihrer spezifischen Forschung berichten.

  • Wintersemester 2021/22

10. Dezember 2021 Dr. Andreas Schmoller „Believing and Belonging.Diaspora Identitäten orientalischer Christ*innen im generationellen Wandel“
Wie leben Christ*innen aus dem Orient in der sogenannten Diaspora ihre Religion? Wie bewahrt oder verändert sich Zugehörigkeit in den nachfolgenden Generationen, die keinen unmittelbaren Bezug zum Herkunftsland verfügen? Andreas Schmoller hat in einer zeitgeschichtlichen Studie zur koptischen und syrisch-orthodoxen Diaspora in Österreich lebensgeschichtliche Erzählungen gesammelt, die Einblick geben in die Vielschichtigkeit von Identitäten an der Schnittstelle von Religion, Glaube und Kirche. Andreas Schmoller ist Leiter des „Franz und Franziska Jägerstätter Institut der KU Linz“ und assoziiertes Mitglied des ZECO mit Forschungsschwerpunkt Orientalisches Christentum und Diaspora (https://www.plus.ac.at/zeco-zentrum-zur-erforschung-des-christlichen-ostens/team/assozierte-mitglieder/andreas-schmoller/)

17. Dezember 2021 Priv.-Doz. Dr. Yury Arzhanov „Sergios von Rešʿayna und die Anfänge syrischer Philosophie“ (FWF-Projekt, 2021-25)
Was ist syrische Philosophie und welchen Platz nimmt sie in der Philosophiegeschichte und in der Geschichte des Christlichen Ostens ein? Das Projekt von Yury Arzhanov zu Sergios von Rešʿayna fragt nach der Rolle der syrischen Christen im Prozess der Überlieferung des antiken griechischen Wissens im Mittelalter. Sergios und seine Werke haben syrische Gelehrte bis in frühislamische Zeit beeinflusst. Dadurch ist Sergios eine Schlüsselfigur in der Überlieferungskette „von Alexandrien nach Bagdad“. Yury Arzhanov studierte Philologie, Orientalistik und Philosophie in St.-Petersburg (Russland), Tübingen, Jenna und Halle (Saale). Habilitation im Fach Christlicher Orient an der MLU Halle-Wittenberg. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität Bochum und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften leitet er nun das FWF-Projekt zu Sergios von Rešʿayna in Salzburg (https://www.plus.ac.at/bibelwissenschaft-und-kirchengeschichte/der-fachbereich/das-team/yuri-arzhanov/)

21. Jänner 2022 Dr. Christina Katsikadeli & Thomas Klampfl (Austrian Center for Digital Humanities & Cultural Heritage, ÖAW) “Christlicher Osten & Digitale Geisteswissenschaften: State-of-the-art und Ausblick”
Jahrzehntelang wurden neue digitale Tools und Methoden primär für die Dokumentation und Analyse von modernen und klassischen „Schul- und Fremdsprachen“ entwickelt und angepasst, während die digitale Verarbeitung von historischen Sprachdaten – jenseits der griechischen und lateinischen Korpora – als ein „Nischenprodukt“ angesehen wurde. Allerdings ist es in den ca. letzten zehn Jahren evident geworden, dass gerade die Erforschung von Sprachen und Kulturen des Christlichen Ostens (und des östlichen Mittelmeers im Allgemeinen) von dem Fortschritt der Digitalen Geisteswissenschaften profitieren kann; wiederum erweisen sich interdisziplinäre Projekte aus diesem Bereich maßgebend für die Entwicklung von neuen Texttechnologien. Anhand von laufenden und geplanten Projekten zur Syrischen und Jüdisch Aramäischen Lexikographie (TEI-Lex-0) und Textverarbeitung (NLP), wird diese Präsentation versuchen, die neusten Trends, Herausforderungen und das Potential auf diesem Gebiet aufzuzeigen.

  • Wintersemester 2019/20

05. Dezember 2019 MMMag. Martin Seidler Dissertant Liturgiewissenschaft/Armenische Studien (Prof. A. Zerfaß, UD J. Dum-Tragut), Sekretär des Erzbischofs und Büroleiter des erzb. Sekretariates Römische Liturgien in armenischen Ordensgemeinschaften.
Im 14. Jahrhundert entstehen Kommunitäten armenischer Mönche, die sich der lateinischen Kirche angliedern und dafür die römische Liturgie in die armenische Sprache übertragen. Das Dissertationsprojekt wendet sich der Eucharistiefeier dieser Gemeinschaften zu, erschließt dabei die Quellen und ordnet sie liturgiehistorisch ein. Damit soll ein Beitrag zur Geschichte der Begegnung von Ost und West, der (Nicht-)Inkulturation von Liturgie und zum corpus der in armenischer Sprache überlieferten Eucharistiegebete vorgelegt werden.

09. Dezember 2019 Univ.Doz.Dr.Dr.h.c. Jasmine Dum-Tragut Bakk.rer.nat.  „Bilder einer Ausstellung“ und „Movie-Watching“
J. Dum-Tragut wird über ihre höchst erfolgreiche Ausstellung „Fernab der Heimat, in der Heimat. Schicksale armenischer Soldaten im Ersten Weltkrieg“ am armenischen Genozid-Museum in Jerevan (31.08.-31.10.2019) erzählen und einen Bilderbogen von den Arbeiten an der Ausstellung, der Eröffnung, der Delegation der Uni Salzburg und der Audienz bei Katholikos aller Armenier, Karekin II., aber auch dem Abschlußtag zeigen, und dabei auch etwas hinter die Kulissen blicken lassen. Im Anschluß daran zeigt sie als Österreich-Premiere einen 25minütigen armenischen Dokumentarfilm „Unterwegs in Armenien – Jasmine Dum-Tragut“ , der im Auftrag des armenischen Außenministeriusm von Armenian National Geographics über die Forschungsarbeiten und die Ausstellung von J. Dum-Tragut gedreht wurde. Der Film ist auf armenisch, aber die Bilder sprechen Worte, und J. Dum-Tragut wird eine kleine Übersetzung dazu vorbereiten.

  • Sommersemester 2019

13. März 2019 Univ.Dr.Dr.h.c. Jasmine Dum-Tragut Bakk.rer.nat. Abt. für Armenologie Leiterin des ZECO Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens „Bilder einer Ausstellung“ oder „Challenge accepted“
J. Dum-Tragut arbeitet an einer Ausstellung über armenische Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg in k.u.k. Österreich im Herbst 2019 in Armenien. Damit schlägt sie nicht nur abermals eine wissenschaftlich-politisch-soziale Brücke zwischen Österreich und Armenien, sondern versucht auch einen herausfordernden Spagat zwischen einer publikumswirksamen Präsentation ihrer eigenen wissenschaftlicher Forschung und all jenen organisatorischen und ausführenden Aufgaben, die sie als Kuratorin der Ausstellung übernommen hat: von fund raising, Sammeln und Auswählen der Exponate aus Österreich, Russland und Armenien, über Transportfragen bis hin zum Verfassen der Ausstellungstexte, der inhaltlichen Konzeption oder selbst der Zusammenstellung des Buffets am Eröffnungstag. Der Vortrag gibt Einblick in die Organisation, Konzeption, Erstellung und Ausführung der wissenschaftliche Ausstellung „Armenische Kriegsgefangene im 1. Weltkrieg in k.u.k. Österreich“ am Genozidmuseum in Jerevan/Armenien, 31.08.-31.10.2019, sowie auch einen ersten Blick auf die Ausstellung selbst.

3. April 2019  Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler   „Christliche Kulturen zwischen Annäherung und Abgrenzung: Lateinische Christen unter Mongolen, Maroniten und Thomaschristen“
In den theologischen und historischen Wissenschaften hat sich in der Vergangenheit die Vorstellung von konfessionell homogenen Räumen entwickelt: Hier der lateinische Westen (Katholiken und Kirchen der Reformation), da die Orthodoxen (Griechen und Slawen), dort die Syrer und Armenier, da die Äthiopier und Inder etc. Tatsächlich haben sich die verschiedenen Christentümer durch die Geschichte hindurch immer wieder begegnet, sich (nicht nur kolonial) angennähert oder radikal abgegrenzt. Kulturhistorisch und theologisch sind dabei Austausch, Annahme und Ablehnung interessant. Die Problematik soll anhand von drei historischen Episoden (12. Jh., 13./14. Jh. und 16. Jh.) andiskutiert werden.

2. Mai 2019  ERASMUS-Gast Dr. Yulia Antonyan (Kulturanthropologie, STaatliche Universität Jerevan) „Post-secular re-invention of the Armenian Apostolic Christianity“
Dr. Yulia Antonyan ist in der ersten Mai-Woche als ERASMUS-Staff Mobility von der Staatlichen Universität Jerevan/Armenien zu Gast am ZECO. Die international anerkannte, auch als Beraterin für armenische Regierungsgremien tätige Kulturanthropologin hat in den letzten Jahren durch zahlreiche, durchaus kritische Artikel über Christentum und die Probleme der armenischen Kirche im heutigen Armenien aufhorchen lassen.

5. Juni 2019  ERASMUS-Gast Dr. Tereza Amryan (Kurdologie/Iranistik, Staatliche Universität Jerevan) „On some Sufi elements in Yezidism“ Some „differing“ reflections about possible origins of Yezidism, Yezidi religious terminology and traditions.
Dr. Tereza Amryan graduated from Yerevan State University in 2009: the subject of her MA thesis was “Yezidi Religious Terminology“. In 2014 she defended her dissertation on Yezidi religious world outlook, and in 2015 was awarded the degree of Doctor of Philosophy (Ph.D) in History. Tereza Amryan is author of some scientific articles related to different realities of Yezidism. In 2016 her monograph on Yezidi religion was published in Yerevan. In present Tereza Amryan is working on different issues of Yezidi and Kurdish Studies and teaches  Kurdish (Kurmanji) Language, Introduction to Kurdish Studies and Yezidi Studies in the faculty of Oriental Studies at Yerevan State University.

  • Wintersemester 2018/19

24. Oktoberber 2018 Joachim Jakob „Syrisches Christentum und früher Islam“ Theologische Reaktionen auf eine neue religiöse Herausforderung in syrisch-sprachigen Texten vom 7. bis 9. Jahrhundert
Die syrischen Christen gehörten zu den ersten Christen, die mit dem Islam in Kontakt kamen und sich theologisch mit der neuen Religion auseinandersetzt. In der Präsentation werden die Ergebnisse des Promotionsprojekts des ZECO-Mitarbeiters Joachim Jakob erörtert. Dabei werden insbesondere Parallelen zwischen den apologetischen Texten syrischer Christen und den Positionen islamischer Theologen (primär handelt es sich um Vertreter der Mu’tazila) herausgearbeitet, die vom interreligiösen Austausch jener Zeit zeugen.

14. November 2018   Mgr. Maroš Nicák, Dr. theol.   Evangelisch-Theologische Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Salzburg (Aktion Österreich-Slowakei) „Die Verdorbenheit und die Genesung der menschlichen Natur in den Vershomilien Narsais“ 
Der aktuelle Forschungsstand im Rahmen der syrischen Hymnographie (Ursprünge im 4. Jh.) beschäftigt sich unaufhörlich mit der „Wiederentdeckung des älteren Erbes“ und mit der „relativ unbekannten Welt der Poesie“.  Der syrische Dichter Narsai (ca. 399, Ain Dulbe-502, Nisibis), bekannt für sein bedeutsames poetisch-theologisches Werk auch als „Harfe des Heiligen Geistes“, gehört zu Recht zu den Pfeilern der syrischen Patristik und repräsentiert einen der wichtigsten Theologen der sog. „orientalischen Antike“. Narsai als einflussreicher Ausleger und Prediger der Heiligen Schrift äußerte seine Theologie in Form der mēmrē (Vershomilien), die für die syrische Literatur des 5. und 6. Jhs. typisch war. Angesichts des ‘turbulenten’ Lebens Narsais – er überlebte auch die Christenverfolgung im Sassanidenreich unter dem Großkönig Bahrām V. (421-438) – stellt die Analyse seiner Perspektive an die menschliche Natur den Forschungsgegenstand dieses Beitrags dar. Die lokalen und systematischen Christenverfolgungen unter den Sassaniden haben die sozial-religiöse Identität der Verfolgten gerade im Zeitraum der Entwicklung ihrer kirchenpolitischen Selbstständigkeit (Konzil von Seleukia-Ktesiphon 410 und die Synode von Markabta 424) geprägt, die im Sassanidenreich aber nicht einmal als ‘religio licita’ anerkannt wurde.

5. Dezember 2018  Dr. Robert A. Kitchen   Retired minister of the United Church of Canada from Regina, Saskatchewan. „The Reading List: Monastic Anthologies and Syriac Literacy“
Dr. Robert Kitchen read for the D.Phil in Syriac language and literature at the University of Oxford under Sebastian Brock, and has published translations of Syriac ascetical and monastic literature for Cistercian Publications – The Book of Steps & The Discourses of Philoxenos of Mabbug. He is a senior lecturer in Patristics and Syriac studies at Sankt Ignatios Theological Academy, Södertälje, Sweden, and is teaching New Testament Syriac Exegesis in the Master of Arts in Syriac Theology program.

  • Sommersemester 2018  

8. März 2018 Suren Manukyan “The Killing Hierarchy. Perpetrators of Armenian Genocide” Dr. Suren Manukyan, Armenische Genozidmuseum, Leiter der Abteilung für Genozid-Studien an der Staatlichen Universität Jerevan; Dozent für Genozid-Studien an der Amerikanischen Universität von Armenien war im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2018 am ZECO zu Gast.
In seinem Vortrag erzählte er über seine laufende Forschung zu sozio-psychologischen Dimensionen des Genozids an den Armeniern und auch Vergleiche zu anderen „Genoziden“. Seine Forschung wird durch ein Fulbright-Stipendium “The Sociology of Armenian Genocide: Perpetrators, Bystanders, and Rescuers vs. Victims, Survivors, and Betrayers” am Center for the Study of Genocide and Human Rights der Rutgers University, New Jersey, unterstützt.

26. April 2018 Li Tang “Puzzles from the Past: How can artefacts help reconstruct the lost History of Syriac Christianity”

3. Mai 2018 Vardan Voskanian “The Armenian and Assyrian Communities in Iran: History and Perspectives”
Prof. Vardan Voskanian ist Iranist an der Unversität Jerewan und im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2018 am ZECO zu Gast.

14. Juni 2018 Reuven Amitai [….]   Prof. Reuven Amitai, Hebrew Unviersity Jerusalem, Middle Eastern Studies war im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2018 am ZECO zu Gast.

9.–12. Juli 2018 ZECO-Mitveranstalter “The World Council of Churches (WCC) Commemorating 70 Years of Ecumenism”
After the Second World War, the World Council of Churches (WCC) was founded in 1948 as part of a grand peace project after the wartime atrocities. Leading persons from the ecumenical moment such as Willem Visser’t Hooft and John R. Mott intended a fellowship of churches which confesses the Lord Jesus Christ as God and Saviour according to the Scriptures. Today the churches in the WCC pursue the vision of ecumenism as they seek vis ible unity in one faith and one Eucharistic fellowship. The WCC promotes common witness in work for mission and evangelism, and engages in Christian service by meeting human need, breaking down barriers between people, seeking justice and peace, and upholding the integrity of creation. In the beginning most of the member churches were from Europe, including the Ecumenical Patriarchate and some Eastern churches. During the 1960s, the influx of the Orthodox Churches from then communist Eastern Europe and the churches from southern Africa brought new perspectives. It is a challenge that the Catholic Church is not amember of the WCC. However, it is a full member of the Faith & Order Commission and has representatives participating in many working groups and national ecumenical institutions. Moderation: Dietmar W. Winkler; Konzeption: Regina Augustin.

  • Wintersemester 2017/18

17. November 2017 Joachim Jakob „Judentum und Zoroastrismus im ‚Apologetischen Traktat‘ des Nonnus von Nisibis“
Der westsyrische Autor Nonnus von Nisibis (9. Jh.) wurde in der Forschung bislang weitgehend vernachlässigt. Die meisten seiner syrischen Werke wurden noch nicht ediert. Der Vortrag nahm Nonnus‘ sogenannten ‚Apologetischen Traktat‘ in den Blick. Die wenigen Studien, die sich diesem Werk widmen, beziehen sich in der Regel auf Nonnus‘ Haltung gegenüber dem Islam. Nonnus schreibt jedoch auch über andere Religionen aus dem Umfeld der syrischen Christen. Neben dem Islam sind dies vor allem Judentum und Zoroastrismus. Ziel des Vortrags war die Untersuchung von Nonnus‘ Aussagen über Judentum und Zoroastrismus in ihrem historischen Kontext sowie ihre Bedeutung für den ‚Apologetischen Traktat‘ insgesamt. Folglich wurde auch versucht, Nonnus‘ Schlussfolgerungen über diese nicht-muslimischen Religionen im Zusammenhang mit seinen theologischen Argumenten gegen den Islam zu betrachten.

15. Dezember 2017 Jasmine Dum-Tragut / Joachim Jakob „Reisebericht zur Israel Exkursion durchgeführt vom Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte ‚Heiliges – Unheiliges Land‘

  • Sommersemester 2017  

23. März 2017 Roland Cerny-Werner „Vertreibung – Weg und Ankunft: Die Flucht der Salzburger Protestanten 1731/32 als kommunikatives Ereignis“
Sogenannte Schraubtaler (Medaillen mit Bildern als Einlage) stellen eine – teilweise durchaus kuriose – numismatische Sonderquelle dar, doch weitaus mehr können sie auch als Kommunikationsmittel der Neuzeit gelesen werden. Im Besonderen bei der Vertreibung und der damit verbundene Flucht der Salzburger Protestanten (1731/32) war erkennbar, dass derartige Medaillen mithalfen, die Emigration der Salzburger Protestanten zu einem kommunikativen Großereignis zu machen. Eine wahre Bilderflut begleitete den Weg der Vertriebenen, die nahezu zeitgleich mit ihrem Zug gen Ostpreußen als leuchtendes Vorbild für religiöse Standhaftigkeit und Opfer eines unbarmherzigen (katholischen) Herrschers dargestellt wurden.

27. April 2017 Alvina Hovhannisyan “From personal letters to intercultural Encounters: Arab-Jewish Relations.”
Dr. Alvina Hovhannisyan lehrt und forscht am Fachbereich Arabistik der Universität Jerewan, mit dem Schwerpunkt mittelalterliche arabische Grammatiktraditionen, mittelalterliche hebräische Philologie, kulturell-sprachliche Beziehungen zwischen Juden und Arabern sowie zu armenischen Manuskripte über Juden/Araber. Sie war im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2017 am ZECO zu Gast. In ihrer aktuellen Forschung beschäftigte sie sich mit einigen mittelalterlichen arabischen Quellen, v.a. mit Briefen, die die Alltagsbeziehungen zwischen Juden und Arabern erzählen und beleuchten.

11. Mai 2017 Marat Yavrumyan “Der religiöse Faktor in armenisch-türkischen Beziehungen: Zur Versöhnung durch das Konzept der ‚kulturellen Skripte‘“
Dozent Dr. Yavrumyan ist Arabist an der Staatlichen Universität Jerevan mit interdisziplinärer Ausrichtung (und Doktorat aus Bayreuth) und war im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2017 am ZECO zu Gast. Die Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei gelten aufgrund des Völkermords an den Armeniern als historisch belastet. Historisch belastet ist auch die Tätigkeit evangelischer Missionare armenischer Herkunft in der Türkei. Anhand von Fallstudien wurde darüber diskutiert, inwieweit die Verbreitung der christlichen Werte in der Türkei in religiöser und kultureller Hinsicht zur Versöhnung zwischen Türken und Armeniern beitragen kann.

18. Mai 2017 Aghasi Tadevosyan “Migration in Armenia: Emigration and Immigration Aspects”
Prof. Tadevosyan hat Ethnographie und Sozialanthropologie studiert und forscht am Institut für Archäologie und Ethnographie der Armenischen Akademie der Wissenschaften. Er ist ein internationaler anerkannter Experte für Studien über die demographische Entwicklung, Migrationsbewegungen, Armut und Korruption in Armenien und war im Rahmen der ERASMUS+ Wissenschaftler-Mobilität im Sommersemester 2017 am ZECO zu Gast.
Migration, along with poverty and corruption, have become one of the most problematic issues for post-Soviet Armenia. More than 30 % of population have migrated since 1991. There are mainly four types of migrants from Armenia: permanent, seasonal, long-term and educational migrants. One of the peculiarities of migration from Armenia is that majority of migrants went to Russia because of cultural, economic ties, as well as the network Armenians have there. The approaches on how Armenia is influenced by migration, are diverse. It has positive and negative aspects. Positive side of it is related to remittances, which play an important role in overcoming poverty of migrants’ families. The negative side of migration is outflow of human capital from Armenia. In recent years, especially after the war in Syria, picture of migration has greatly changed, and Armenia became a country of not only emigration, but also a country of immigration, hosting thousands of refugees. More than 12000 people came to Armenia mainly from Syria. Their adaptation and integration problems are novel for the Armenian post-Soviet society. The main integration problems refer to issues of citizenship, housing, labor, education, language and cultural adaptation. The second part of my presentation will touch both the immigration policy and immigrants’ adaptation in everyday life.

3.–6. Juli 2017 ZECO-Mitveranstalter Pro Oriente Summer Course: Theologie und Geschichte. Ein spannungsreiches Verhältnis
Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der wechselvollen Geschichte der einen Kirche stellt für die vielen Kirchen in ihrem Denken und Handeln noch längst keine Selbstverständlichkeit dar. Die (geforderte) Treue zur Tradition und die (vorgebliche) Unwandelbarkeit der Lehre befördern eine „ahistorische“ Theologie, die ihre Reflexionen über den christlichen Glauben unabhängig vom historischen Kontext zu formulieren versucht. Eine solche „zeitenthobene“ Theologie erschwert den ökumenischen Dialog. Denn wenn es den Kirchen nicht gelingt, die gemeinsam erlebte und dennoch verschieden interpretierte Vergangenheit (selbst-)kritisch wahrzunehmen und zu prüfen, dann ist eine Wiederherstellung der Einheit der Kirchen in weiter Ferne. Andererseits gibt es aber auch viele positive Initiativen und Erfahrungen im Rahmen der ökumenischen Arbeit, wenn sich Kirchenverantwortliche, TheologInnen und HistorikerInnen dessen bewusst sind, dass eine Versöhnung nur dann erreicht werden kann, wenn die Konfliktgründe in ihrem jeweiligen Kontext gesehen und analysiert werden, sodass eine neue Vertrauensbasis geschaffen werden kann. Mit Workshop von Roland Cerny-Werner. Konzeption: Regina Augustin

  • Wintersemester 2016/17  

4. November 2016 Christina Katsikadeli „‘Name‘ und ‚Etymologie‘ in der frühen rabbinischen und christlichen Tradition“
Thema dieses Vortrags war die Analyse der frühen rabbinischen Tradition im Rahmen der Historiographie von den zwei einzigen „sprachwissenschaftlichen“ Disziplinen, die zwischen dem 2.-6. Jh.n.Chr. floriert haben, nämlich der „Etymologie“ und der „Onomastik“, anhand von ausgewählten Beispielen (biblischen Personennamen, Toponymen, „Doppelnamen“). Anschließend wurde die rabbinische Evidenz mit der bekannteren „etymologisierenden“ Exegese bei den jüdisch-griechischen Autoren (Philo, Josephus) und den Kirchenvätern (Clemens, Origenes, Hieronymus) verglichen und die möglichen gegenseitigen Einflüsse zwischen den Traditionen diskutiert.

25. November 2016 Joachim Jakob „Die syrischen Kirchen und die arabische Herrschaft im 7. Jahrhundert“
In dem Vortrag wurden die Reaktionen west- und ostsyrischer Autoren des 7. Jahrhunderts auf die Eroberungen und die Herrschaft der Araber analysiert. Unter diesen Texten befinden sich einige der frühesten erhaltenen Berichte über die Feldzüge der Araber. Aus heutiger Sicht markieren die arabischen Eroberungen einen epochalen Einschnitt, der aber von den damaligen Zeitgenossen nicht unbedingt so wahrgenommen wurde. Gleichwohl mussten sich die syrischen Christen um eine geschichtliche Einordnung der Ereignisse bemühen und nach Antworten auf die daraus resultierenden Probleme für ihre Kirchen suchen.

20. Jänner 2017 Doreen Cerny „Profession–Transmigration–Aneignung: Religiöse Zugehörigkeit als AkteurIn in der Ausgestaltung des LehrerInnenberufs“
Es wurde ein vom Land Salzburg gefördertes Forschungsprojekt vorgestellt, welches sich mit Professionsbildern und Bildungsprozessen von ReligionslehrerInnen befasst. In einem ersten Schritt wurde dieses Projekt skizziert. In einem weiteren Schritt wurde aus einer bildungswissenschaftlichen Perspektive an exemplarischen Beispielen aufgezeigt, wie die religiöse Zugehörigkeit von den BiographInnen bezüglich ihrer LehrerInnenrolle verhandelt wird: Was bedeutet religiöse Zugehörigkeit als AkteurIn in gesellschaftlich relevanten Settings (hier: Schule), was waren religiöse markante Situationen für die Befragten und wie wird aus Sicht der LehrerInnen bspw. Interreligiosität verstanden? Der Beitrag hat damit zum Ziel, zunächst aus bildungswissenschaftlicher Perspektive eine differenzierte Diskussion über berufsbiographische Aneignungsprozesse zu führen, um dann in einen interdisziplinären Diskurs über die Akteurschaft „Religion“ zu kommen.

  • Sommersemester 2016

7. April 2016 Joachim Jakob „Bedir Khan Bey und die ostsyrischen Christen – Ein Konflikt im Kontext einer zerfallenden politischen und gesellschaftlichen Ordnung“
Beim Völkermord an den syrischen Christen im Ersten Weltkrieg waren auch Kurden beteiligt, obwohl sich zwischen Kurden und Christen in Ostanatolien während der Frühen Neuzeit einen modus vivendi herausgebildet hatte, der größere gewaltsame Ausschreitungen verhinderte. Diese Form der Koexistenz wurde durch die Massakrierung der ostsyrischen Christen im Hakkari-Bergland unter dem Kurdenfürsten Bedir Khan Bey in den 1840er Jahren beendet. Im Vortrag wurden die Massaker auf Basis von zeitgenössischen europäischen Berichten in ihren historischen Kontext eingeordnet um zu erklären, wie es zu den derart gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen konnte.

28. April 2016 Jasmine Dum-Tragut „Pöch’s Armenier: Die anthropologischen Untersuchungen an armenischen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs, 1915-1917.“
Der Wiener Anthropologie R. Pöch untersuchte in den Jahren 1915-1917 über 5000 russische Kriegsgefangene, im Rahmen der Rassenkunde. Unter ihnen waren auch 189 Armenier. Nach über 100 Jahren Ruhe werden die 189 Gefangenen neu zum Leben erweckt – aus Kriegsgefangenennummern werden plötzlich Personen und Geschichten. Viele Kriegsgefangene sind in ihre Dörfer nach Armenien zurückgekehrt – es gilt auch, die Nachfahren und Familien dieser Männer zu finden. Erstmals in der Geschichte wird das anthropologische Archiv aufgearbeitet und mit verschiedenen Daten zusammengeführt. Und damit auch eine neue Seite der ohnehin tragischen Geschichte der Armenier im ersten Weltkrieg aufgeschlagen. Aber auch ein kritischer Blick auf die Behandlung von Kriegsgefangenen im Habsburgerreich Österreich geworfen. Ein betroffen machendes und emotionales Projekt in Kooperation mit der österreichischen und armenischen Akademie der Wissenschaften.

19. Mai 2016 Roland Cerny-Werner „Demokratie in der Kirche? Die Diözesansynoden nach dem II.Vaticanum als gesellschaftspolitischer Marker“
Roland Cerny-Werner stellte sein Habilitationsprojekt vor- bzw. zur Diskussion. Am Beispiel der Diözesansynode 1968 in Salzburg verdeutlichte sein Vortrag, welchen gesamtgesellschaftlichen Impact die Diözesansynoden nach dem II. Vaticanum hatten und welche kircheninternen Entwicklungen diese Diözesansynoden kennzeichneten.

9. Juni 2016 Christina Katsikadeli „Antijudaismus in der griechisch-orthodoxen Kirche. Ein bloß vernachlässigtes oder doch tabuisiertes Thema?“
Antijudaismus in Byzanz und in der frühen Neuzeit in Griechenland wäre primär ein relevantes Thema für spezialisierte Historiker, wenn das byzantinische Erbe nicht dermaßen ausschlaggebend für die moderne griechisch-orthodoxe Kirche wäre, und zwar nicht nur für die Gestaltung der Liturgie, sondern auch für die moderne Religionspädagogik und „neugriechische Identität“ im Allgemeinen. Gegenstand des Vortrags waren die bis dato spärlich untersuchte Thematik „Antijudaismus in der griechisch-orthodoxen Kirche“, mögliche Auswirkungen für moderne Formen des Antisemitismus sowie kulturhistorische und linguistische Ergänzungen zur bestehenden Forschung, die hauptsächlich auf den Arbeiten des Theologen Bert Groen (insbes. 2006, 2008) basiert.

4.–7. Juli 2016 ZECO-Mitveranstalter Pro Oriente Summer Course: „Ökumenischer Dialog: Wesen und Anspruch“
Im Hinblick auf den ökumenischen Dialog zwischen den christlichen Kirchen steht das 20. Jahrhundert ganz im Zeichen des Aufbruchs und des Willens zur Einheit. Die Besorgnis über die Trennung der Kirchen wurde derart drängend, dass sie zur Initialzündung einer ökumenischen Bewegung wurde. Die Annäherung mittels Dialog(-prozessen), um dem Auftrag des Herrn zur Einheit gerecht zu werden (Joh 17,21), war und ist Sinn und Ziel der Ökumene, der sich auch die katholische Kirche durch die Errungenschaften des II. Vatikanums (1962-1965) öffnete. Konzeption und Planung: Regina Augustin, Dietmar W. Winkler

  • Wintersemester 2015/16  

19. November 2015 Joachim Jakob „Nonnus von Nisibis und die Muslime.
Ein apologetischer Traktat aus der Mitte des 9. Jahrhunderts“ Nonnus von Nisibis zählt zu den bisher kaum erforschten Schriftstellern der westsyrischen Kirche. In der Präsentation wird ein inhaltlicher Überblick über seinen apologetischen Traktat gegen die Muslime gegeben. Dieser Text wurde im Rahmen des Promotionsprojektes von Joachim Jakob erstmals in eine moderne westliche Sprache übersetzt. Die Grundlage hierfür bildete die einzige erhaltene Handschrift des Traktats, die im 9./10. Jahrhundert entstanden ist und sich heute in der British Library befindet.

3. Dezember 2015 Christina Katsikadeli „Der griechische Wortschatz in der (christlichen) syrischen Überlieferung. Präliminarien zu einer lexikographischen Studie.“

14. Jänner 2016 Aho Shemunkasho „Johannes von Dara Kommentar zu 1. Korintherbrief 15“ 

  • Sommersemster 2015  

26. März 2015 Dietmar W. Winkler „Der Priester, Orientalist und Arabienforscher Alois Musil (1868-1944): Nomade zwischen Kulturen und Religionen“ Gelehrter, Forscher, kath. Priester und Stammesscheich.
Zu Lebzeiten war Alois Musil bekannter als sein Cousin und Schriftseller Robert. Im Laufe von sieben Orientexpeditionen, zumeist von der Österreichischen (Kaiserlichen) Akademie der Wissenschaften finanziert legte „Scheich Musa“ über 16.000 Kilometer auf dem Kamelrücken zurück und schuf ein umfassendes wissenschaftliches Werk mit der größten Materialiensammlung zur Ethnologie, Geographie und Geologie des gesamten nordarabischen Raumes. Historisch, philologisch und sprachlich bestens vorbereitet entdeckte der Professor für biblische Wissenschaften u.a. die Wüstenschlösser der Omajaden und kartographiert erstmalig bisher von keinem Europäer bereiste Gebiete zwischen dem Roten Meer Mesopotamien mit erstaunlicher Präzision.

23. April 2015 Christina Katsikadeli „Dimitrios Galanos (1760-1833) aus Athen: `orthodoxer Gelehrter´ und erster griechischer Indologe“

7. Mai 2015 Jasmine Dum-Tragut „Die letzten ihrer Art? Armenische Nonnenklöster –  Einsiedeleien und Skriptorien. Eine Spurensuche in Südarmenien des 17. und 18.  Jahrhunderts“

 
28. Mai 2015 Li Tang „The East Syrian Ongut King George in Medieval Chinese, Latin and Syriac Sources”

 
11. Juni 2015 Andreas Schmoller „Christen aus dem Nahen Osten in der Diaspora: Forschungsbeispiele und Konferenzreview“

 
28. Juni–1. Juli 2015 ZECO-Mitveranstalter Pro Oriente Summer Course 2015 „Pneumatologie in der Alten Kirche – Patristische Studien als Basis und Quelle der Ökumene“
Der PRO ORIENTE Summer Course soll NachwuchswissenschaftlerInnen eine Plattform bieten, um ihre Forschungen zu präsentieren und um sich zu vernetzen. – Ein Blick auf die theologische Agenda der ersten fünf Jahrhunderte, besonders auf das theologische Programm der ersten vier Ökumenischen Konzilien offenbart einerseits, dass die Pneumatologie in diesem Zeitraum noch kaum thematisiert wurde. Und doch bringt andererseits einer der großen ökumenischen, auch heute noch aktuellen Stolpersteine – nämlich der Zusatz des filioque in das gemeinsame Glaubensbekenntnis – mit sich, dass die heutige Beschäftigung mit der Rede vom Heiligen Geist in der frühen Kirche von großer Wichtigkeit ist. Konzeption: Regina Augustin

  • Wintersemester 2014/15  

30. Oktober 2014 Andreas Schmoller “Narratives of Diaspora – Middle Eastern Christians in Austria” Vortrag und Bericht zu einem Workshop in Lodz

 
4. Dezember 2014 Li Tang „Syrisches Mönchtum entlang der Seidenstraße“ Vortrag und Bericht zum Symposium in Tübingen

11. Dezember 2014 Diliana Attanassova „Papst Benjamin I. von Alexandriner (626-665): Reorganisation der koptischen Kirche im 7. Jahrhundert“
Papst Benjamin ist eine der herausragenden Gestalten des ägyptischen Christentums. In seiner Amtszeit wird Ägypten zunächst von den persischen Sassaniden in ihr Reich eingegliedert, dann von den Byzantinern zurückgeholt und schließlich 742 durch die Araber erobert.

18. Dezember 2014 Christina Katsikadeli „Studien zur Hellenistischen Koine in Ägypten und im Nahen Osten“
Christina Katsikadeli wurde mit 1. Oktober 2014 vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) eine Elise-Richter-Stelle zuerkannt und hat damit am ZECO angedockt. Das Senior Postdoc-Programm Elise Richter unterstützt „hervorragend qualifizierter Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriereentwicklung in Hinblick auf eine Universitätslaufbahn“. Christina Katsikadeli präsentierte am ZECO ihr Forschungsprojekt vorstellen.

8. Jänner 2015 John T. Strong „Building the Road to Ashkelon: A Study in Biblical Archaeology“
Prof. John Strong (Missouri/USA) war für zwei Monate als Gastprofessor und -forscher am FB Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der prophetischen Literatur (v.a. Ezechiel) und Experte in der syro-palästinischen Archäologie. Prof. Strong hat vielfältige praktische archäologische Erfahrungen und war mehrfach leitend an Grabungstouren in Israel, u.a. in Tel Malhata (1995) und Tel Gezer (2006, 2007, 2008, 2009, 2011), tätig.

15. Jänner 2015 Aho Shemunkasho „Johannes von Daras (gest. 860) Konzept der Auferstehung des Leibes“  

22. Jänner 2015 P. Gottfried Glaßner OSB „Das gelehrte Netzwerk der Melker Historiker Bernhard und Hieronymus Pez in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“
Die Benediktiner-Gelehrten Bernhard und Hieronymus Pez können als Vertreter einer „vormodernen“ Historiographie zwischen Barock und Aufklärung gelten .Nach dem Vorbild der Mauriner-Gelehrten stellte Bernhard Pez (1685–1735) ab dem Jahr 1709 mittels eines handschriftlich vervielfältigten Rundschreibens, später auch mittels einer Einschaltung in den Leipziger „Acta eruditorum“, sein Projekt einer „Bibliotheca Benedictina generalis“ vor. Der Plan einer umfassenden Erschließung der handschriftlichen Überlieferung der Benediktinerautoren in einer kritischen Textedition erwies sich letztlich als nicht realisierbar, aber es ergaben sich in der Folge rege Briefkontakte mit der europäischen Gelehrtenwelt, mehrere Forschungsreisen in Klosterbibliotheken gemeinsam mit seinem Bruder Hieronymus, u.a. auch ein Forschungsaufenthalt bei den Maurinern in Paris, die sich in einer beachtlichen Materialsammlung (ca. 60 Manuskriptbände), in zahlreichen Quelleneditionen und in einer umfangreichen Korrespondenz (ca. 1100 erhaltene Briefe) niederschlugen. Im Rahmen des 2008 initiierten FWF-START-Projekts „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik“ am Institut für Geschichte der Universität Wien unter der Leitung von Thomas Wallnig wurde der in der Melker Stiftsbibliothek verwahrte Nachlass der Brüder Pez digitalisiert und eine kritische Edition der Korrespondenz in Angriff genommen, publiziert in der Reihe „Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung“ (Bd. 1 2010, Bd. 2 in 2 Halbbänden 2015). – Kurz vorgestellt wurde der von Melk aus angeregte, am 18. November 2014 in Wien präsentierte Bd. 2 der Reihe „Thesaurus Mellicensis“ zum gelehrten Netzwerk, das die Brüder Pez von Melk aus geknüpft haben.

  • Sommersemester 2014  

22. Mai 2014 Joachim Jakob „Ostsyrische Christen und Kurden im Osmanischen Reich des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“ 
26. Juni 2014 Roland Cerny-Werner „‘Haben Sie dem Bischof schon Ihre Meinung gesagt…?‘ Das Konzil kommt unten an? Der Synodale Vorgang im Deutschsprachigen Raum“  

  • Wintersemster 2013/14  

10. Oktober 2013 ZECO Team „Besuch der rumänisch-orthodoxen Kirche mit Führung in Salzburg-Sam“   24. Oktober 2013 Aho Shemunkasho „Arbeit an den Handschriften zu Johannes von Dara (9. Jh.)“

 
4. Oktober – 6. Dezember 2013 Diliana Atanassova / Jasmine Dum-Tragut / Andreas Schmoller / Aho Shemunkasho / Li Tang / Dietmar W. Winkler Ringvorlesung: „Forschungswerkstatt: Orientalisches Christentum
4. Oktober 2013 Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler Einführung: Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients
11. Oktober 2013 Univ.-Doz. Dr. Dr. h.c. Jasmine Dum-Tragut Im Schatten des Ararat: Feldforschung in Armenien
18. Oktober 2013 Dr. Diliana Atanassova Durch die Bibliotheken der Welt: Rekonstruktion koptischer Handschriften
25. Oktober 2013 Dr. Li Tang Feldforschung an der Seidenstraße: Ostsyrisches Christentum in China
8. November2013 Ass.-Prof. Dr. Aho Shemunkasho Welcher Text ist das Original? Edition syro-aramäischer Handschriften
15. November2013 Dr. Andreas Schmoller Vor der Haustür: Identitäten der syrisch- und koptisch-orthodoxen Christen in Österreich
6. Dezember 2013 Univ.-Prof. Dr. Dietmar W. Winkler Aktuell: Christlich-Muslimische Koexistenz im politischen Kontext des Nahen Ostens

7./28 November 2013 Dietmar W. Winkler „Neuorganisation und Projekte des ZECO“