Unikale Ressourcen und Forschungsbibliotheken
Die Universitätsbibliothek ist Bewahrungsort für ausgewählte Sammlungen, die neben klassischen Buch- und Medienbeständen auch unikale Ressourcen enthalten. Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst stehen im Mittelpunkt dieser Sammlungen, entweder als ursprüngliche Besitzer:innen und Bestandsbildner oder als Thema einer Forschungsbibliothek.
Korrespondenzen, Notizbücher, Dokumente, aber auch persönliche Gegenstände geben einzigartige Einblicke in das Berufs- und Privatleben ihrer ursprünglichen Besitzer:innen und sind darüber hinaus häufig auch Zeitdokumente. Aber auch die erhaltenen Privatbibliotheken, die durch ihre Zusammenstellung wie auch durch hinterlassene Spuren in Form von Anstreichungen und Anmerkungen Leben und Werk ihrer Besitzer:innen dokumentieren, haben einzigartigen Charakter.
Neben der Aufbewahrung dieser Sammlungen ist die Aufbereitung und Bereitstellung für die Forschung ein wichtiges Anliegen der Universitätsbibliothek.
An unterschiedlichen Standorten der Universitätsbibliothek finden Sie folgenden Sammlungen:
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Bibliothek „Leo Santifaller“ (Hauptbibliothek)
Der Historiker Leo Santifaller wurde 1890 in Kastelruth (Südtirol) geboren. Nach der Leitung des Staatsarchivs Bozen wurde er 1929 an die Universität Breslau berufen, 1943 wechselte er nach Wien. Santifaller trat vor allem als gründlicher Herausgeber mittelalterlicher Quellen hervor, verfasste aber auch bedeutende historiographische Werke und Lehrbücher. Als sich die österreichische Geschichtswissenschaft nach dem zweiten Weltkrieg neu formierte, prägte Santifaller als Universitätslehrer ganze Generationen von Historikern. Im Zuge seiner Laufbahn erfuhr er zahlreiche Ehrungen und bekleidete wichtige Ämter im österreichischen Wissenschaftsbetrieb: Zehn Jahre lang leitete er das Österreichische Staatsarchiv, darüber hinaus war er Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Direktor des Österreichischen Kulturinstituts in Rom und ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
Leo Santifallers Bibliothek
Die Arbeitsbibliothek Leo Santifallers ist seit Mitte der 1970er-Jahre im Besitz der Universität Salzburg. 2009 wurde ein Teil des Bestandes vom Fachbereich Geschichte an die Universitätsbibliothek übergeben. Dort erfolgte die formale Erschließung, die Aufnahme in den Online-Katalog und eine thematisch motivierte Aufteilung auf drei Zweigstellen. 2014 wurden die Bestände im Zuge eines Projekts des Universitätslehrgangs „Library and Information Studies“ an der Hauptbibliothek zusammengeführt und umfassend bearbeitet. Obwohl die Arbeitsbibliothek nicht vollständig ist (108 Titel aus Santifallers Bibliothek befinden sich heute in der Bibliothek der Erzabtei St. Peter, weitere Bände befinden sich in der Universitätsbibliothek Budějovicích) dürfte der Bestand der Universitätsbibliothek Salzburg für die ursprüngliche Zusammensetzung durchaus repräsentativ sein.Dieser umfasst 1.981 Bände, die im Magazin der Hauptbibliothek geschlossen aufgestellt sind und in den Lesesälen benutzt werden können. Einen inhaltlichen Schwerpunkt, der mit den Forschungsinteressen Santifallers korrespondiert, bilden Publikationen zur Kirchen- und Regionalgeschichte. Hinzu kommen vor allem Publikationen aus den Fächern Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie, Astronomie und Germanistik.
Etliche der Bücher weisen Anstreichungen und Notizen auf, die einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise Santifallers gewähren. Handschriftliche Widmungen von Freunden und Kollegen in den Büchern werfen ein interessantes Schlaglicht auf Santifallers berufliches und privates Beziehungsnetzwerk.
Anstreichungen, Widmungen und Notizen sowie andere exemplarspezifische Besonderheiten wurden im Rahmen des oben erwähnten Projektes erfasst und in einer Datenbank verzeichnet.
Benützung
Die Bücher der Santifaller-Bibliothek können über die Bibliothekssuchmaschine UBsearch der Universitätsbibliothek bestellt und in den Räumlichkeiten der Hauptbibliothek benutzt werden.
Biographische Literatur zu Leo Santifaller (Auswahl)
Schmidinger, Heinrich (1974): In memorian Leo Santifaller. In: Römische Historische Mitteilungen 16, S. 17–21.
Obermair, Hannes (2008): Leo Santifaller (1890-1974). Von Archiven, Domkapiteln und Biografien. In: Karel Hruza (Hg.): Österreichische Historiker. Lebensläufe und Karrieren 1900 – 1945. 2 Bände. Wien: Böhlau, S. 597–617.
Artikel Leo Santifaller in der deutschsprachigen Wikipedia

Titelblatt aus „Die Sendgerichte in Deutschland“ (Signatur: 479837 I) mit handschriftlichem Besitzeintrag Santifallers sowie dem Vermerk „Sforcella Sadole, Sept. 1917“
Dieser Band dürfte zu einem Konvolut von Werken gehört haben, die Santifaller benutzte, als er während des ersten Weltkriegs – stationiert im Hochgebirge – an seiner Dissertation arbeitete.
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Hayek-Bibliothek (TB Toskanatrakt)
Friedrich August Hayek, 1899 in Wien geboren, Ökonom und Sozialphilosoph, zählt zu den wichtigsten Denkern des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. 1974 erhielt er zusammen mit Gunnar Myrdal den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.
Seine Arbeiten zur Preistheorie werden als sein wichtigster Beitrag zur Wirtschaftswissenschaft angesehen.
Hayek lebte und arbeitete in Österreich, Großbritannien, den USA und Deutschland. Er verbrachte sein akademisches Leben hauptsächlich an der London School of Economics, der University of Chicago und der Universität Freiburg. Von 1969 bis 1974 lehrte er an der Universität Salzburg.
1970 übergab Friedrich von Hayek seine große Privatbibliothek an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg.
Die Hayek Bibliothek befindet sich im 3. Untergeschoss der Teilbibliothek Toskanatrakt.
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Luigi – Nono – Archiv Jürg Stenzl (TB UNIPARK)
Seit 1972 hat der renommierte Musikwissenschaftler und ehemalige Institutsvorstand Univ. Prof. Dr. Jürg Stenzl in kontinuierlicher Sammelarbeit eine Forschungsbibliothek über den italienischen Komponisten Luigi Nono aufgebaut – das „Luigi Nono Archiv Jürg Stenzl“. Dieses Archiv umfasst den Großteil der Erstausgaben und viele Nachdrucke von Nonos Texten sowie sämtliche Partituren Nonos und beinahe vollständig die Sekundärliteratur über den Komponisten. Dissertationen und Diplomarbeiten zahlreicher in- und ausländischer Universitäten, Zeitungsausschnitte, Programmhefte, Kritiken und Rezensionen sind gesammelt. Ebenfalls integriert ist eine umfangreiche Sammlung von Tonträgern (LP, CD, Kassetten, Tonbänder).
Prof. em. Dr. Jürg Stenzl und seine Frau Dr. Nike Wagner-Stenzl haben 2014 das Archiv an die Paris Lodron Universität Salzburg übergeben. Der Bestand wird in der Teilbibliothek Unipark aufbewahr
Aufgabenbereiche
– Sammlung und Erfassung der Sekundärliteratur zu Luigi Nono.
– Sammlung und Erfassung der Neuerscheinungen auf dem Tonträger- und Bildtonträgermarkt. Unterstützung von Forschung und Lehre.
Benützung
Die Benützung erfolgt in den Räumen der Teilbibliothek Unipark während deren Öffnungszeiten.
Um Anmeldung/Terminvereinbarung wird gebeten.
– Verzeichnis der Werke und Schriften, Sekundärliteratur (Jürg Stenzl)
– Bestand in UBsearch
Die Bestände des „Luigi Nono Archivs Jürg Stenzl“ sind nicht entlehnbar und können auch nicht für die Fernleihe zur Verfügung gestellt werden.
In der Teilbibliothek Unipark sind Buchscanner vorhanden, die auf USB-Stick die kostenlose Herstellung von digitalen Kopien zum persönlichen Gebrauch ermöglichen.
Kontakt:
Bartholomäus Herzog
barf8wcCtho@eRWTlomaeuygDsus.herdFkXxzog@plJKo1hus.akXxrMc.atdFkXx
Dr.in Agnes Brunnauer
agnzpWes.brunnaue7d3r@pl10Zus.ac.atE51
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Sammlung Karl Böhm (TB UNIPARK)
1917 dirigierte Karl Böhm in Graz seine erste Oper und startete damit eine beispiellose Karriere, die ihm internationale Anerkennung einbrachte und ihn nicht zuletzt auch eng mit der Stadt Salzburg und ihren Festspielen verbinden sollte.
Genau einhundert Jahre später 2017 übergaben die Erben seines Sohnes Karlheinz Böhm der Universität Salzburg eine einzigartige Sammlung, die einen sehr lebhaften Eindruck vom beruflichen und privaten Leben des berühmten Dirigenten gibt.
Die Sammlung beinhaltet neben Büchern und Studienpartituren, Korrespondenzen, Lebensdokumente, Notizbücher, Terminkalender, Gästebücher, persönliche Gegenstände, Fotos und Zeitungsausschnitte. Darüber hinaus zeugen die zahlreichen Preise und Ehrungen, Orden und Medaillen mit den dazugehörigen Dokumenten und Urkunden von Böhms internationalen Erfolgen. Zahlreiche Porträts in unterschiedlichen Größen und Techniken runden die Sammlung ab.
Aufgabenbereiche:
– Aufbewahrung
– Beschreibung und Katalogisierung (in Arbeit)
– Bereitstellung für Wissenschaft und Forschung
Benützung
Die Benützung erfolgt ausschließlich nach Terminvereinbarung in den Räumen der Teilbibliothek Unipark.
Das Kernstück der Sammlung, Karl Böhms Notizbücher, in denen er über die Jahrzehnte akribisch seine künstlerische Tätigkeit dokumentierte, ist seit Februar 2025 digitalisiert und online frei für die Forschung sowie die interessierte Öffentlichkeit zugänglich: https://eplus.uni-salzburg.at/boehm
Kontakt:
Dr.in Agnes Brunnauer
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