Viel ist los im Botanischen Garten der Universität Salzburg. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Forschungsprojekte vor die im Botanischen Garten durchgeführt werden.
Kooperation als Schlüssel: Botanische Gärten setzen sich für den Erhalt der Pflanzenvielfalt ein
Eine internationale Studie mit Salzburger Beteiligung sieht die Schlüsselrolle von Botanischen Gärten für den Erhalt der Artenvielfalt gefährdet.
Kooperation, Vernetzung und Synergien sind auf internationaler als auch nationaler Ebene essenziell für den Weiterbestand der grünen „Forschungsoasen.“
Wissenschaftlich geführte Botanische Gärten, wie sie weltweit an Universitäten angesiedelt sind, spielen eine wichtige Rolle im Schutz und bei der Erhaltung der Artenvielfalt. Sie pflegen Erhaltungskulturen in den Gärten, setzen Wiederansiedelungsprojekte in Naturlebensräumen um und unterstützen Aktivitäten von Naturschutzorganisationen und -behörden. In einer neuen internationalen Studie, geleitet von der Universität Cambridge, wurden 1,9 Millionen Datensätze untersucht, die über 40% der Pflanzen der globalen Artenvielfalt umfassen. Datenlieferanten waren 50 wissenschaftlichen Gärten weltweit, darunter auch der Botanische Garten an der Universität Salzburg.
Etwa 40 Prozent der globalen Pflanzenvielfalt wird heute als bedroht eingestuft. Die lebenden Pflanzensammlungen in Botanischen Gärten stellen eine wichtige Ressource für den Erhalt dieser Arten dar. Seit den 1990er Jahren sehen sich Botanische Gärten jedoch zunehmend mit Einschränkungen bei der Erweiterung ihrer Sammlungen konfrontiert. Die Gefährdung der Pflanzensammlungen rührt daher, dass Forschende zunehmend rechtlich daran gehindert werden, neues Pflanzenmaterial aus der Natur für ihre Forschung zu entnehmen. Zudem haben Botanische Gärten offenbar die Grenzen ihrer Kapazitäten erreicht: mehr Pflanzen als bisher können kaum kultiviert werden.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass der Ausbau eines globalen Netzwerks von Lebendsammlungen gemeinsam verwaltet und gestaltet werden muss, um das Wissen über die Bestände und den Austausch von Pflanzenmaterial zwischen Gärten zu optimieren. Voraussetzung dafür ist eine transparente Dokumentation zu jeder Sammlung, die den Austausch von Wissen und Pflanzen gewährleisten.
Kooperation, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sind sowohl auf internationaler als auch nationaler Ebene von entscheidender Bedeutung, um die Aufgaben und Ziele der Botanischen Gärten zu erfüllen.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden im Editorial der Februarausgabe der Zeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht.
Gefährdete Pflanzenarten Österreichs:
Vermehrung und Wiederansiedelung durch Botanische Gärten
Der Verlust der Biodiversität bedroht unsere Ökosysteme auf vielfältige Weise.
Nicht zuletzt schrumpfen die Populationen vieler heimischer Pflanzenarten in einem bedenklichen Ausmaß. Um diesem seit Jahren fortlaufenden negativen Trend entgegenzuwirken, setzen Botanische Gärten in Österreich in einem durch den Biodiversitätsfonds ( https://www.biodiversitaetsfonds.com/projekte/gefaehrdete-pflanzenarten-oesterreichs) finanzierten Projekt umfangreiche und nachhaltige Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen für 47 ausgewählte gefährdete Pflanzenarten um.
Im Artenschutzprojekt Botanische Gärten arbeiten die Botanischen Gärten der Universität Innsbruck, des Landesmuseums für Kärnten, der Paris Lodron Universität Salzburg, der Universität für Bodenkultur Wien und der Universität Wien zusammen. Die gefährdeten Pflanzenarten wurden anhand der aktualisierten „Rote Liste für Farn- und Blütenpflanzen Österreichs 2022“ (RL Ö) ausgewählt. Nach der Sammlung von Saatgut erfolgt die Wiederansiedlung durch Aussaat oder Auspflanzung von Jungpflanzen in ausgewählten Habitaten. Die Aufwertung dieser Flächen durch Pflegemaßnahmen spielt dabei eine wichtige Rolle. Ein begleitendes Monitoring dokumentiert die Etablierung der Pflanzen.
Der Austausch von Erfahrungen und die Stärkung von Synergien werden durch regelmäßige Treffen in den Botanischen Gärten gefördert. Informationen zu den Pflanzenarten und ihrer Kultivierung werden in der Datenbank der Erhaltungskulturen des Verbandes Botanischer Gärten erfasst. Interessierten Bürgerinnen und Bürgern werden die gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen von Führungen und Ausstellungen in den Botanischen Gärten vorgestellt. Über die sozialen Medien informieren die Botanischen Gärten über Aktuelles zum Projekt.

Projektpartner des Botanischen Gartens der Paris Lodron Universität Salzburg:
Botanischer Garten der Universität Innsbruck
Botanischer Garten des Landesmuseum Kärnten
Botanischer Garten der Universität Wien
Der Botanische Garten der Paris Lodron Universität Salzburg …
widmet sich im Rahmen des Artenschutzprojekts der Kultivierung von Arten, die für den Lebensraumtyp der Pfeifengraswiesen charakteristisch sind. Diese Wiesen gedeihen auf kalkreichen, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae).
Durch die Kooperation mit dem Haus der Natur in Salzburg können aktuelle Standorte der gefährdeten Pflanzenarten abgefragt werden. Die Aussaat oder die Auspflanzung von Jungpflanzen wird zusammen mit der Biotopschutzgruppe HALM in ausgewählten Habitaten im Bundesland Salzburg durchgeführt.

Acht der 47 Zielarten werden im Botanischen Garten kultiviert und auf den Wiederansiedelungsflächen im Untersberg-Vorland ausgepflanzt.
Feuchtwiesen-Prachtnelke
Dianthus superbus subsp. superbus – Caryophyllaceae
Die Feuchtwiesen-Prachtnelke wächst auf mageren Streuwiesen und Flachmooren. Die Botanischen Gärten des Landesmuseums für Kärnten sowie der Universitäten Wien und Salzburg setzen sich für den Erhalt der Art ein.


Aussehen und Standortansprüche
Die Feuchtwiesen-Prachtnelke ist eine krautige, mehrjährige Pflanze mit überwinternden, kriechenden Langtrieben und schlanken Blühtrieben, die 20 bis 60 cm hoch werden. Auffällige, lila- bis hellpurpurne Blüten erscheinen einzeln oder zu wenigen im Zeitraum von Juni bis Juli, wobei eine zweite Blüte im September möglich ist. Die Blüten duften stark, ihre Kronblätter sind mehrfach fransig zerschlitzt. Die Feuchtwiesen-Prachtnelke kommt auf Pfeifengraswiesen und auf wechselfeuchtem oder nassem, sumpfigem Moorboden vor.
Verbreitung
In Österreich kommt die Feuchtwiesen-Prachtnelke im Gegensatz zur Alpen-Prachtnelke (D. superbus subsp. alpestris) in den Feuchtwiesen in hügeligem Gelände und der unteren montanen Stufe vor – im Wiener Becken, im südlichen Burgenland, im Salzburger Land. Die vorhandenen Populationen sind stark voneinander isoliert und werden zunehmend kleiner, wobei stabile Bestände nur bei traditioneller Mähwirtschaft erhalten werden können.
Gefährdung und Schutz
Die Rote Liste Österreichs stuft die Art als stark gefährdet („Endangered“) ein. Primäre Gefährdungsursache ist der Lebensraumverlust durch die Nutzungsaufgabe magerer Feuchtwiesen. Ein Erhalt der Populationen ist durch Aufrechterhaltung traditioneller Wirtschaftsformen (späte Mahd) möglich. Durch die Nutzung und Kultivierung als Zierpflanze und unerwünschte Aussaat und Auspflanzung gebietsfremder Prachtnelken-Pflanzen an geeigneten Standorten wird die genetische Vielfalt heimischer Populationen gefährdet.
Besonderheiten
Der Gattungsname Dianthus (“Götterblume”) geht auf das altgriechische Wort „dios” für „Gott” und „anthos” für „Blüte“ zurück. Die Blüten der Feuchtwiesen-Prachtnelke verströmen einen angenehmen, süßen Duft, der besonders in den Abendstunden intensiv ist. Dies macht sie attraktiv für Bestäuber wie Schmetterlinge und Nachtfalter und zu einer beliebten Gartenpflanze. Die hellpurpur blühende Feuchtwiesen-Pracht-Nelke bildet stabile Bestände nur bei traditioneller Mähwirtschaft. Im nördlichen Alpenvorland ist sie als stark gefährdet (CR) eingestuft.
Lungen-Enzian
Gentiana pneumonanthe – Gentianaceae
Der Lungen-Enzian ist stark im Rückgang begriffen – und mit ihm eine Schmetterlingsart, deren Raupen sich von den jungen Blütenknospen ernähren. Der Botanische Garten der Universität Salzburg setzt sich für den Erhalt des Lungen-Enzians ein.


Aussehen und Standortansprüche
Der Lungen-Enzian ist eine krautige, mehrjährige Staude, die zw.15-40 cm hoch werden kann. An dem unverzweigten Blütenstand sitzen glockenförmige tiefblaue Blüten, mit grün bis weiß punktierten Streifen, die von Juni bis September erscheinen. Die Art kommt auf sehr mageren Feuchtwiesen (Pfeifengraswiesen, Borstgrasrasen), in Flachmooren und auf feuchten Heiden vor. Oftmals sind an ein und derselben Pflanze Blüten und Samen gleichzeitig vorhanden.
Verbreitung
Die Eurasische Verbreitung der Art von Nordspanien und dem nördlichen Balkangebirge im Süden bis ins südliche Skandinavien beschränkt sich in Österreich auf vier stark voneinander isolierte Teilarealen: im südlichen Wiener Becken, im Südosten der Steiermark, sowie in den mittleren Gebirgsstufen in Kärnten und rund um Salzburg.
Gefährdung und Schutz
In der Roten Liste Österreichs wird der Lungen-Enzian aufgrund des starken Rückgangs der Pfeifengraswiesen als stark gefährdet („Endangered“) eingestuft. Es gibt nur noch wenige Bestände in Österreich. Die primäre Gefährdungsursache ist der Lebensraumverlust durch Entwässerung und Düngung feuchter Wiesen, durch ungünstige Mahd-Zeitpunkte sowie Nutzungsaufgabe und Verbuschung von ertragsarmem Grünland. Das Saatgut des Lungen-Enzians wird in den Botanischen Gärten zur Keimung gebracht und Jungpflanzen werden auf den Wiederansiedelungsflächen ausgepflanzt.
Besonderheiten
Der Lungen-Enzian ist ein Flachland-Enzian, der früher häufig auf Pfeifengraswiesen zu finden war. Einst diente er als Heilmittel bei Lungenkrankheiten, daher der Trivialname „Lungen-Enzian“. Die Raupen des Lungenenzian-Ameisenbläulings (Phengaris alcon) ernähren sich von den jungen Blüten des Lungen-Enzians. Vor dem Verpuppen locken sie mit ihrem Honigtau bestimmte Ameisenarten an. Diese Tragen die Raupen in ihren Bau, wo sie vorübergehend als Parasiten leben. Die enge Verbindung zwischen Enzian, Schmetterling und Ameisen ist ein Beispiel für die Komplexität der biologischen Vielfalt auf der Erde.
Sumpf-Siegwurz
Gladiolus palustris – Iridaceae
Der Name der Sumpf-Siegwurz leitet sich aus dem Aberglauben ab, dass der Besitz der Pflanze unbesiegbar macht. Erst nach fünf Jahren Kultur ist die Knolle groß genug, ausgepflanzt zu werden. Der Botanische Garten der Universität Salzburg setzt sich für den Erhalt der Art ein.


Aussehen und Standortansprüche
Die Sumpf-Siegwurz oder auch Sumpf-Gladiole ist eine mehrjährige Staude mit kräftigem unterirdischem Rhizom, in das sie sich in den Wintermonaten komplett zurückzieht (Geophyt). Die Pflanze bildet pro Rhizom-Abschnitt mehrere schmale schwertförmige Grundblätter und einen bis zu 60 cm hohen Blütenstand mit 2 bis 6 großen karminroten Blüten, die in Ähren angeordnet sind. Während ihrer Blütezeit, von Mitte Juni bis Juli und im Spätsommer wird sie von langrüsseligen Hummeln bestäubt. Die Pflanzen blühen meist ab einem Alter von 3 bis 5 Jahren. Die bis zu 0,5 cm großen Samen sind glänzend rostbraun und geflügelt. Die Art kommt einerseits auf sehr mageren Feuchtwiesen (Pfeifengraswiesen), aber auch auf trockenen Kalkmagerrasen und in trockenen, lichten Kiefernwäldern vor.
Verbreitung
Die Sumpf-Siegwurz kommt ausschließlich in Europa vor: von Frankreich bis in den Balkan und die Baltischen Länder, schwerpunktmäßig nur im Umland der Alpen, der Karpaten und der deutschen Mittelgebirge. In Österreich kommt sie nur an wenigen Stellen im Wiener Becken, im Salzburger Land und im südlichen Kärnten vor. Die Art gilt überall als stark gefährdet.
Gefährdung und Schutz
In der Roten Liste Österreichs wird die Art als stark gefährdet („Endangered“) eingestuft. Pflücken und Ausgraben dieser Art ist laut Naturschutzgesetz verboten. Hauptgefährdung ist der Lebensraumverlust durch Nährstoffeinträge. Weitere Gefährdungsursachen sind ungünstige Mahd-Zeitpunkte sowie die Aufgabe der Nutzung und das Zuwachsen von wenig ertragreichen Grünlandflächen. Auch direkte Schäden durch Menschen wie Pflücken, Ausgraben und Trittbelastung gefährden den Fortbestand. Durch die die zeitgerechte Mahd Ende Juli bis Anfang August könnten die noch existierenden Bestände geschützt werden.
Besonderheiten
Die Knolle der Pflanze ist in ein Fasernetz eingeschlossen, das an ein Kettenhemd erinnert. Im Mittelalter glaubte man, dass derjenige, der die Knolle unter der Rüstung trägt, im Kampf unverwundbar und vor bösen Geistern geschützt sei. Der Trivialname „Siegwurz“ weist noch auf diesen Glauben hin. Trotz ihrer Attraktivität ist die Kultivierung der Sumpf-Siegwurz anspruchsvoll, und statt Wildformen werden im Garten Kultur-Sorten eingesetzt.
Klebriger Lein
Linum viscosum – Linaceae
Von den neun in Österreich vorkommenden Lein-Arten besitzt nur der Klebrige Lein leuchtend rosa Blüten, die schon aus der Ferne gut zu erkennen sind. Der Botanische Garten der Universität Salzburg setzt sich für den Erhalt dieser Art ein.


Aussehen und Standortansprüche
Der Klebrige Lein ist eine krautige, mehrjährige Art, die zwischen 30 und 50 cm hoch wächst. Die ältesten gefunden Exemplare der Art waren 9 Jahre alt. Der Stängel ist mit abstehenden Drüsenhaaren versehen, die den Stängel klebrig erscheinen lassen. Die mit 3,5 bis 5 cm Durchmesser vergleichweise großen rosaroten Blüten besitzen eine dunkle Aderung und erscheinen von Mai bis Juli. Die Art wächst auf frischen bis mäßig trockenen, kalkreichen Böden, bevorzugt offene Standorte und ist auf Kalkmagerrasen zu finden.
Verbreitung
Der Klebrige Lein kommt von Nordspanien bis Slowenien vor, nördlich der Alpen reichen seine Vorkommen vom bayerischen Alpenvorland bis südlich der Donau. In Österreich gibt es Vorkommen in Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Tirol, in der Schweiz fehlt die Art gänzlich.
Gefährdung und Schutz
Der Klebrige Lein ist eine durch Lebensraumverlust und ungünstige Standortbedingungen bedrohte Art, welche in der Roten Liste Österreichs als gefährdet („Vulnerable“) eingestuft wird und in den westlichen Teilen der Nordalpen als stark gefährdet („Endangered“) gilt. Die ursprünglichen Vorkommen des Klebrigen Leins sind vielerorts verschwunden, da er infolge der Aufgabe der Mahd und einsetzender Verbrachung von konkurrierender Vegetation verdrängt oder durch aufkommende Gehölze verschattet wird. Die Art reagiert sehr empfindlich auf Beweidung, eine späte Mahd wäre optimal, doch eine entsprechende Bewirtschaftung ist oft nicht gegeben.
Besonderheiten
In den leuchtend rosa Blüten entwickeln sich bis zu zehn glatte, hellbraune Samen, die erst spät im Jahr reifen. Pro Pflanze können bis zu 500 Samen geerntet werden. Besonders auffällig ist die Vielfalt der Laubblätter: Von zarten hellgrünen bis hin zu derben wachsartigen dunkelgrünen Laubblättern finden sich viele Formen.
Wiesensilge
Silaum silaus – Apiaceae
Die Wiesensilge gehört zu den früher weit verbreiteten, inzwischen aber stark im Rückgang begriffenen Arten extensiv genutzter magerer, wechselfeuchter Habitate. Der Botanische Garten der Universität Salzburg setzt sich für den Erhalt dieser Art ein.


Aussehen und Standortansprüche
Die Wiesensilge ist eine mehrjährige Staude mit kräftiger, ausdauernder Pfahlwurzel, mehrfach gefiederten basalen Blättern und aufrechtem, wenig verzweigtem Stängel von 30 bis 100 cm Wuchshöhe. Die Blütenstände – botanisch als Doppeldolden bezeichnet – bestehen aus vielen sehr kleinen, gelbgrünen Blüten mit 2 bis 3 mm Durchmesser. Die Blütezeit ist Juni bis September. Die Früchte sind 5mm lang und scharf gerippt. Die Art kommt auf wechselfeuchten bis trockenen oder sogar leicht salzigen, tiefgründigen, humosen oder lehmigen Böden vor. Sie bevorzugt extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesen und -weiden, Streuwiesen, Steppenrasen und Waldsäume.
Verbreitung
Die Art ist von der submediterranen und warm-gemäßigten Zone Europas inklusive dem europäischen Steppengürtel bis Westsibirien verbreitet. Im Nordwesten Europas findet man zerstreute bis seltene Vorkommen, vermutlich wurde die Art hier durch die landwirtschaftliche Erschließung verbreitet (Archäophyt). In Österreich wächst sie fast ausschließlich im Osten, wie im Wiener Becken und im Burgenland. Kleinere Vorkommen im inneralpinen Raum (Tirol) sind vom Aussterben bedroht. Im Land Salzburg sind von der Wiesensilge aktuell 26 Standorte bekannt, vorwiegend in den nördlichen Landesteilen.
Gefährdung und Schutz
Im nordwestlichen Alpengebiet ist die Art vom Aussterben bedroht („Critically Endangered“), in der Rote Liste Österreichs wird sie als gefährdet eingestuft („Vulnerable“). Die Hauptursache für die Gefährdung ist der Verlust von Lebensraum durch die Aufgabe oder Umstellung traditioneller Landwirtschaftsformen. Ungünstige Mahd-Zeitpunkte sowie Brachfallen und anschließende Verbuschung von ertragsarmen Feuchtwiesen besonders im Alpenvorland führen zu massivem Rückgang und Verlust der Populationen. Die Auswahl passender Standorte für die Wiederansiedelung hilft dabei, die Bestände zu sichern.
Besonderheiten
Die Wiesensilge (auch Rossfenchel) genannt, ist eine wichtige Nektarquelle für Insekten wie Schwebfliegen und Wildbienen und dient als Futterpflanzen der Raupen des Schwalbenschwanzes. Sie gilt als eine wertvolle Nahrung für Weidevieh und findet gelegentlich Verwendung in traditioneller Tier- und Volksmedizin als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden, was jedoch gegenwärtig keine besondere Bedeutung mehr hat.
Knäuel-Glockenblume
Campanula glomerata – Campanulaceae
Die Knäuel-Glockenblume ist eine der auffälligsten und farbintensiven Blumen in extensiv genutzten Halbtrockenrasen und ein sensibler Indikator der Artenvielfalt solcher Standorte. Häufige und zu frühe Mahd führt zu massivem Rückgang der Art. Der Botanische Garten der Universität Salzburg setzt sich für den Erhalt der Art ein.


Aussehen und Standortansprüche
Die Knäuel-Glockenblume ist eine mehrjährige Staude, die 30 – 60 cm hoch werden kann. An der Spitze des Stängels sitzen die blauvioletten Blüten in endständigen Köpfen. Die Blätter sind am Grunde gestielt und zum Blütenkopf hin am Stängel anliegend. Die Knäuel-Glockenblume blüht spät im Jahr, von Juni bis September, und wächst auf sommerwarmen, mäßig frischen bis trockenen Wiesen, vorzugsweise auf lehmigen, kalkreichen Böden.
Verbreitung
In Österreich kommt die Knäuel-Glockenblume noch vergleichsweise häufig vor, vom Wiener Becken bis in die mittlere montane Stufe in den Alpen. Sie wächst an Randsäumen magerer Wiesen an Wald- und Wegrändern. In vielen Teilen des Landes sind die Populationen jedoch stark voneinander isoliert und werden zunehmend kleiner. Außerdem ist die Knäuel-Glockenblume durch hohe genetische Variabilität innerhalb der Art charakterisiert, wobei einige Unterarten und Varietäten lokal begrenzt und daher besonders gefährdet sind.
Gefährdung und Schutz
In der Rote Liste Österreichs ist die Knäuel-Glockenblume als gefährdet („Vulnerable“) eingestuft. Primäre Gefährdungsursache ist der Lebensraumverlust durch zu frühe Mahd, Eutrophierung und Nutzungsaufgabe trockener Wiesen. Würden Randsäume später gemäht, könnte diese spät blühende Art sich noch aussamen und auf natürliche Weise vermehren.
Besonderheiten
In der norwegischen Flora wird die Knäuel-Glockenblume als nicht-heimische Pflanze mit Invasionspotential gelistet. Als pflegeleichte Gartenstaude ist die Knäuel-Glockenblume sehr beliebt, unter den vielen Kulturformen gibt es auch weißblütige Formen wie Campanula glomerata ‘Alba‘.
Sibirische Schwertlilie
Iris sibirica – Iridaceae
Die Sibirische Schwertlilie wächst auf Nass- und Sumpfwiesen, die zunehmend aus der Landschaft verschwinden. Die Art wird im Botanischen Garten des Landesmuseums Kärnten und in den Botanischen Gärten der Universitäten Salzburg und Wien vermehrt.


Aussehen und Standortansprüche
Die Sibirische Schwertlilie ist eine mehrjährige Staude, die bis zu 80 cm hoch werden kann. Die äußeren Blütenblätter sind weißlich mit violett-blauen Adern. Zur Hauptblütezeit im Juni erscheinen Wiesen mit Sibirischer Schwertlilie in einem strahlenden Blauviolett. Im nicht-blühenden Zustand wirkt die Art mit ihren nur 2-6 mm breiten Blättern wie ein Gras.
Verbreitung
Die Sibirische Schwertlilie ist von Mitteleuropa bis in die Mongolei verbreitet. In Österreich kommt sie in allen Bundesländern vor.
Gefährdung und Schutz
Die Art wird in der Roten Liste Österreichs als gefährdet („Threatened“) eingestuft, da sie nur zerstreut verbreitet ist, ein massiver Rückgang des Bestands zu beobachten ist und das Risiko eines weiteren Rückgangs besteht. Innerhalb Österreichs bestehen regional unterschiedliche Einstufungen der Gefährdung, im Pannonikum gilt die Sibirische Schwertlilie zum Beispiel als stark gefährdet.
Die primäre Gefährdungsursache ist der Lebensraumverlust durch Drainage und Düngung von Feuchtlebensräumen in Kombination mit der zunehmenden Konkurrenz durch invasive Pflanzenarten. Botanische Gärten können durch Ex-situ-Kulturen zum Erhalt der Art beitragen und durch Wiederauspflanzung das Überleben der Populationen vor Ort unterstützen.
Besonderheiten
Die Sibirische Schwertlilie ist eine der vielen seltenen und attraktiven Blütenpflanzen der Pfeifengraswiesen, die früher als Streuwiesen genutzt wurden und die inzwischen fast gänzlich aus unseren Landschaften verschwunden sind. Diese wenig rentablen, da schwierig zu bewirtschaftenden Standorte sind größtenteils verlorengegangen und mit ihnen die Artenvielfalt dieser ehemals bunten Wiesen. Die Sibirische Schwertlilie findet auch in der Gartenkultur Verwendung. Es gibt zahlreiche Sorten, die sich in Höhe und Blütenfarbe unterscheiden. Kultiviert werden oft auch Hybriden mit Iris sanguinea.
Kleines Mädesüß
Filipendula vulgaris – Rosaceae
Das Kleine Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse. Im Gegensatz zum nah verwandten Großen Mädesüß kommt es nicht auf feuchten Standorten vor und duftet weit weniger intensiv. Das Kleine Mädesüß wird im Botanischen Garten der Universität Salzburg kultiviert.


Aussehen und Standortansprüche
Das Kleine Mädesüß wird bis zu 80 cm hoch. Die kleinen milchweißen Blüten erscheinen zwischen Juni und August und sind außen oft rötlich überlaufen. Die auffällig strahlig ausgebreiteten Griffel laden Bestäuber dazu ein, sich niederzulassen. Auch Selbstbestäubung ist möglich. Hierbei krümmen sich die inneren Staubblätter zur Narbe hin und bestäuben den Griffel. Die Samen besitzen an der Spitze einen kleinen Haken (Griffelrest) und sind behaart. Diese Eigenschaften der “Hakelfrucht” fördern die Ausbreitung der Samen, die sich wie eine Klette an Fell oder Gewand heften. Das Kleine Mädesüß findet man auf nährstoffarmen Wiesen, lichten Wäldern und an Gebüschsäumen.
Verbreitung
In Österreich kommt das Kleine Mädesüß im Tief- und Hügelland vor (ausgenommen Vorarlberg). Ihre eurasiatische Verbreitung reicht von den Azoren über das nordwestliche Afrika bis ins südliche Sibirien und den Iran.
Gefährdung und Schutz
Die Rote Liste Österreichs stuft die Art als gefährdet („Vulnerable“) ein. Die kleinen, isolierten Vorkommen sind oft durch zu frühe Schnittzeitpunkte, Eutrophierung oder Intensivierung im Rückgang betroffen. Erfreulicherweise können sich einzelne Populationen durch gezieltes Management wieder erholen.
Besonderheiten
Der botanische Name der Gattung Filipendula setzt sich aus dem lateinischen Namen für lat. Filum (= Faden), und pendulus (= hängend) zusammen, was auf die verdickten Wurzeln zurückzuführen ist. Für Wildgärten wird diese sehr attraktive heimische Staude oft empfohlen.
Wintergast-Vogelmonitoring
Nov 2023 – März 2029
Im Winter können viele heimische Vogelarten am Futterhaus beobachtet werden. Oft wird angenommen, dass es sich hierbei um Standvögel handelt – also Vögel, die das ganze Jahr bei uns verbringen. Allerdings zeigen Ringfunde, dass dies nicht unbedingt der Fall sein muss, sondern dass es sich auch um Wintergäste aus dem nordöstlichen Europa handeln kann. Zudem gibt es auch Arten, wie zum Beispiel Bergfink oder Seidenschwanz, die nur die kalte Jahreszeit bei uns verbringen. Um ein besseres Verständnis zu erlangen, welche Vögel bei uns den Winter verbringen, beteiligen wir uns am österreichweiten Integrierten Wintergast-Monitoring (IWM) der Österreichischen Vogelwarte. Hierzu werden die Wintergäste an zwei Futterstellen im Botanischen Garten von November bis März mit Vogelfutter versorgt, das möglichst viele verschiedene Arten anspricht. Einmal im Monat werden die Vögel beringt und vermessen und die Daten in die Datenbank der österreichischen Vogelwarte eingespeist. Durch das Langzeitmonitoring und den Vergleich mit der Datenbank können wir herausfinden, wo unsere Wintervögel herkommen. Zudem können auch klimatische und ökologische Faktoren bestimmt werden, die die Vogelwanderungen im Winter beeinflussen. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Haus der Natur und Birdlife Salzburg statt.
Gimpelweibchen (Bea Apfelbeck, Haus der Natur)
Tobias Knör, Bachelor Arbeit, Sommer 2021
Bestäuberinteraktionen von Neophyten im Vergleich zur Bestäuberinteraktion indigener Arten
Aufgrund der Globalisierung und den weltumspannenden Handelsbeziehungen wurde in letzter Zeit, sei es bewusst oder unbewusst, eine Vielzahl an fremden Pflanzenarten in neue Gebiete gebracht. Während viele Arten auf ständige Wiedereinführung durch den Menschen angewiesen sind und demnach als unbeständig gelten, gelingt es einigen Taxa, sich zu etablieren und selbsterhaltende Populationen aufzubauen. Der Schritt vom Status unbeständig hin zum Status etabliert führt dabei unweigerlich über die Barriere der Reproduktion.
Ziel der im Botanischen Garten durchgeführten Studie war es, die Bestäuberinteraktionen von etablierten sowie unbeständigen Neophyten mit den Bestäuberinteraktionen von in Österreich heimischen Arten zu vergleichen. In weiterer Folge sollten Rückschlüsse auf die Eingliederung von nicht-heimischen Arten in bestehende Bestäubernetzwerke ermöglicht und Einblicke in den Naturalisierungsprozess von Neophyten gewährt werden. Dazu wurden im Botanischen Garten Bestäuber-Beobachtungen bei Vertretern der drei Versuchsgruppen (indigene Arten, etablierte Neophyten und unbeständige Neophyten) durchgeführt, wobei Parameter wie Anzahl und Dauer der Besuche durch potentielle Bestäuber erhoben wurden. Darüber hinaus wurden die angetroffenen Insekten in taxonomische Untergruppen unterteilt, um Unterschiede zwischen den besuchenden Insektengesellschaften aufzeigen zu können.
Im Zuge der Studie konnte gezeigt werden, dass zwischen den indigenen Arten und den etablierten Neophyten nur geringe Unterschiede bestehen, während die Vertreter der unbeständigen Neophyten bezüglich Anzahl und Dauer der Blütenbesuche deutlich schlechter abschnitten. Dies legt nahe, dass der Naturalisierungsgrad von Taxa mit dem Status etabliert bereits weitgehend dem der heimischen Arten entspricht. Weiters konnte gezeigt werden, dass die heimischen Pflanzenarten vorwiegend von Vertretern der Wildbienen besucht werden, während die Neophyten in erster Linie von der Honigbiene (Apis mellifera) aufgesucht werden, die als ein generalistischer Bestäuber gilt. Innerhalb der Versuchsgruppe der etablierten Neophyten wurden zwei Taxa (Rudbeckia laciniata und Asclepias syriaca) jeweils mit sehr hohen Besuchszahlen auffallend, wobei genau diese Arten in Österreich als invasiv gelistet sind. Anhand auffälliger Daten zu den Bestäuberinteraktionen ist es somit eventuell möglich, über naturschutzfachlich relevante Taxa Aussagen zu treffen, wobei dadurch notwendige Managmentmaßnahmen früh eingeleitet werden können.
Dr. Monica Barman, Univ. Prof. Dr. Stefan Dötterl
AG Dötterl, Pflanzenökologie, Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Gefördert von: FWF Lise-Meitner Programm
Zeitraum: 2021-2023
In der Studie wird der Einfluss von Trockenstress auf die Pflanze-Bestäuber Interaktion am Steirischen Ölkürbis untersucht. Hierfür werden Pflanzen unter Trockenstress kultiviert und die Blütendüfte, die weibliche und männliche Blüten abgeben, werden untersucht. Seit langem ist bekannt, dass die Fruchtbildung von Kürbissen von der Bestäubung durch Bienen abhängt. Der Frage, wie attraktiv Pflanzen die unter Trockenstress stehen für die Bienen nun sind, hinsichtlich der Geruchssignale ausgelöst durch Blütendüfte wird nachgegangen. Zudem gibt es Untersuchungen um zu verstehen welchen Einfluss Trockenstress auf die Blütennektarbildung und die Biosynthese der Blütendüfte auf molekularer Ebene hat.
Herbert Braunschmid, Mag. MSc., Lara Bauer, BSc
AG Dötterl, Pflanzenökologie, Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Gefördert von: FWF
Zeitraum: April 2019 – April 2022
Frequenzabhängige Selektion in einer Täuscherpflanze
Manche Arten von Blütenpflanzen belohnen ihre Bestäuber nicht mit Nektar oder anderer Nahrung, man nennt sie Täuscherpflanzen. Damit die Bestäuber trotzdem wiederkommen ist es – so wird angenommen – von Vorteil, von diesen nicht wiedererkannt zu werden. Ein wenig anders zu sein als die anderen Pflanzen in der gleichen Population bezüglich der Anlockungsmerkmale wie Farbe oder Duft hat einen Selektionsvorteil. Das wird Frequenzabhängige Selektion genannt. Im Falle von Täuscherpflanzen hätten die Minderheiten einen höheren Fortpflanzungserfolg. Das würde dazu führen, dass Täuscherpflanzen in ihren Blütenmerkmalen variabler wären als belohnende Pflanzen.
Cypripedium calceolus, der Gelbe Frauenschuh, ist eine täuschende Orchidee und die einzige Frauenschuhart in Europa. In unserem Projekt wollen wir durch experimentelle Untersuchungen in natürlichen Populationen und im Botanischen Garten zeigen, dass bei dieser Orchidee negativ frequenzabhängige Selektionsprozesse auf den Blütenduft wirken. Die wichtigsten Methoden sind die Analyse des Blütenduftes mit Gaschromatografie / Massenspektrometrie, die künstliche Belohnung mit Nektar und die Färbung des Pollens mit blüten-spezifischen Pigmentfarbcodes um den Weg des Pollens in einer Population feststellen zu können.
Dr. Guaraci Cordeiro, Univ. Prof. Dr. Stefan Dötterl
AG Dötterl, Pflanzenökologie, Fachbereich Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Gefördert von: FWF Lise-Meitner Programm
Zeitraum: 2019-2021
Verändert Klimawandel den Blütenduft und die Anziehungskraft für Bestäuber?
Der Anstieg der Temperatur durch Klimaerwärmung wird für das 21. Jahrhundert auf bis zu 5° C geschätzt. Dadurch entstehen Veränderungen in ökologischen Prozessen, welche die Nahrungsmittelsicherung beeinflussen können.
Wir untersuchen die Kommunikation zwischen Kulturpflanzen und deren Bestäubern durch Duft. Blütendüfte sind essentielle Kommunikationswerkzeuge zwischen Pflanze und Bestäuber und Änderungen in der Temperatur zeigen Änderungen in der Freisetzung von Blütendüften. Wir sammeln Blütendüfte von drei bienenbestäubten Kulturpflanzen, dem Buchweizen Fagopyrum esculentum, dem Raps Brassica napus und der Erdbeere Fragaria x ananassa. Diese Versuchspflanzen werden sowohl in ihrer Optimums-Temperatur als auch in einer um 5°C höheren Umgebungstemperatur kultiviert.
Mit den gesammelten Blütendüften werden im Flugkäfig im Botanischen Garten kontrollierte Versuche durchgeführt um herauszufinden, ob Änderungen in den Blütendüften sich auf die Attraktivität gegenüber den Bestäubern auswirken. Unsere Ergebnisse tragen dazu bei herauszufinden, ob Veränderung in der Umgebungstemperatur Auswirkungen auf die Bestäubung von Kulturpflanzen und auch auf unsere Nahrungssicherheit haben.
Christoph Hamminger, MSc, Dr. Michael Glueck, Annette Wimmer BSc.
PD Dr. Kristjan Plaetzer, Laboratory of Photodynamic Inactivation, Fachbereich Biowissenschaften
https://www.uni-salzburg.at/pdi
Gefördert von: Suncor AgroScience, Toronto, Kanada
Zeitraum: 2017-2023
Pflanzenpathogene (Bakterien, Viren und Pilze) verursachen hohe landwirtschaftliche Ernteausfälle. Der Einsatz von Antibiotika zur Eindämmung ansonsten nicht behandelbarer Pflanzenkrankheiten verursacht einen rasanten Anstieg der Antibiotika-Resistenz.
Unsere Forschungsgruppe ist auf die Entwicklung der Photodynamischen Inaktivierung zum Schutz der Pflanzen und der Ernte spezialisiert. Wir beschäftigen uns mit umweltfreundlichen und erfolgsversprechenden Alternativen zu herkömmlichen Verfahren. Hierfür verwenden wir Erwinia amylovora (Erreger des Feuerbrandes) auf der Walderdbeere (Fragria vesca) und Botrytis cinerea (Grauschimmel) auf Tomaten (Solanum lycopersicum) als Modellorganismen für unsere Forschung.
Unser Ziel ist es Verfahren zur Behandlung zur Anwendungsreife zu bringen, die erfolgreich Pathogene beseitigen ohne negativen Einfluss auf die Nutzpflanzen und die Umwelt zu verursachen.
Dr. Karin Gross, Elisabeth Schlager Dipl.Ing., B Eng SE, B Sc.
AG Dötterl, Pflanzenökologie, Fachbereich Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Zeitraum: März-September 2021
Verändern sich Blütenmerkmale aufgrund einer Verdoppelung des Chromosomensatzes?
Lithophragma bolanderi aus der Familie der Steinbrechgewächse ist eine polymorphe Pflanze, welche in unterschiedlichen Ploidiestufen (Anzahl der Chromosomensätze) im Westen Nordamerikas zu finden ist. Unser Saatgut (F1 Samen) hat seinen Ursprung in einer kalifornischen Population, welche aus diploiden und tetraploiden Individuen besteht. Wir haben neben den beiden natürlichen Ploidielinien auch eine künstlich erzeugte tetraploide Linie angebaut. Hierfür wurden diploide Pflänzchen kurz nach der Keimung mit Colchicin – dem Gift der Herbstzeitlosen – behandelt, welches bei der Mitose die Bildung des Spindelapparates stört. Das hat zur Folge, dass sich die Zelle nicht teilt, nun aber einen verdoppelten Chromosomensatz hat. Sobald sich Blüten bilden, werden wir Duftproben nehmen und analysieren. Ebenso werden diverse Blütenmerkmale vermessen und verglichen.
Ziel ist es, zu untersuchen, ob sich die künstlich erzeugten tetraploiden Pflanzen in ihrem Blütenduft und der Blütenmorphologie von den diploiden Pflanzen unterscheiden und den natürlichen tetraploiden Pflanzen ähneln.
Martin Schlager, MSc
AG Dötterl, Pflanzenökologie, Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Kooperation: AGES Österreich, Fa. ISCA (USA)
gefördert von: Ministerium für Nachhaltigkeit & Tourismus
Zeitraum: April 2019 – April 2022
Entwicklung eines auf Blütendüften des Steirischen Ölkürbis basierenden Bekämpfungssystems gegen den Westlichen Maiswurzelbohrer
Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Kultivierung von Mais dar. Die Larven des Käfers entwickeln sich ausschließlich in Anwesenheit von Wurzeln der Maispflanzen (Zea mays), von denen sie sich ernähren. Die adulten Käfer jedoch werden neben dem Mais auch in Blüten des Steirischen Ölkürbisses gefunden, es ist jedoch unklar welche Blütensignale die Käfer in die Kürbisfelder lockt. Studien aus Nordamerika legen nahe, dass im Blütenduft enthaltene Stoffe eine anziehende Wirkung auf die Käfer haben. Wir haben uns mit dieser Studie zum Ziel gesetzt den Blütenduft der häufigsten, in Österreich angebauten Ölkürbisse zu untersuchen und auf ihre Lockwirkung für die Maiswurzelbohrer zu testen. Die Kürbispflanzen wurden von den Gärtner:innen in den Gewächshäusern des botanischen Gartens gezogen und betreut. Mit den gefundenen Lockstoffen soll in weiterer Folge eine effiziente und umweltfreundliche Methode zur Schädlingsbekämpfung entwickelt und auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden.
Annalisa Geyer, BSc, Jana Petermann, Assoz. Prof. Dr.
AG Petermann, Multitrophische Biodiversität, Fachbereich Biodiversität und Umwelt
Gefördert von: FWF
Zeitraum: März 2021 – Sommer 2021
Aquatische Microhabitate wie wassergefüllte Baumhöhlen, Untersetzer von Blumentöpfen, Vasen, alte Autoreifen oder andere Behältnisse in denen sich Regenwasser sammelt, bieten einen Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, die während ihrer Entwicklung eine aquatische Lebensweise haben. Neben der Beherbergung von Larven und Puppen von echten Fliegen (Muscidae), Schwebfliegen (Syrphidae), Schnaken (Tipulidae), Schmetterlingsmücken (Psychodidae), Gallmücken (Cecidomyiidae), Zuckmücken (Chironomidae) und Käfern (Coleoptera), zu denen unter anderem Bestäuber gehören, tragen solche kleinen Wasseransammlungen auch zur Entwicklung und Vermehrung von blutsaugenden Insekten wie Gnitzen (Ceratopogonidae) und Stechmücken (Culicidae) bei. Es wurde gezeigt, dass Vögel und kleine Säugetiere (Mäuse, Eichhörnchen) aquatische Mikrohabitate in Wäldern nutzen; um zu trinken, zu baden und als Nahrungsquelle. Weitgehend unerforscht ist der Effekt, den diese Aktivitäten auf die aquatische Insektengemeinschaft haben können.
In diesem Projekt soll festgestellt werden, ob die Aktivitäten von terrestrischen Kleintieren die aquatische Insektengemeinschaft in flachen aquatischen Mikrohabitaten (Blumentopfuntersetzern) verändert, etwa durch eine Verringerung der Anzahl bestimmter Arten (bspw. Mosquitos). Dazu werden Blumentopfuntersetzer aufgestellt, mit Wasser gefüllt und zur Erleichterung der Eiablage mancher Insektenarten mit einem Stück Holz versehen. Sobald sich Insektengemeinschaften im Wasser gebildet haben, wird eine Hälfte der Untersetzer mit einem Drahtgitter versehen, um terrestrischen Tieren den Zugang für einige Zeit zu versperren. Anschließend werden die Insektengemeinschaften von frei zugänglichen und mit Gitter bedeckten Untersetzern verglichen, um festzustellen, ob der Ausschluss von potenziellen Prädatoren die Insektengemeinschaft verändert.
Mehr Informationen für Interessierte gibt es auf:
https://www.plus.ac.at/biowissenschaften/der-fachbereich/arbeitsgruppen/petermann/
Im Frühjahr 2017 enträtselte Nina Haas aus der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Stefan Dötterl, Fachbereich Biowissenschaften, die Bestäubungsbiologie der Schwarzen Johannisbeeren und der Stachelbeeren.
Im Beerengarten ermittelte sie die Blütenbesucher dieser Pflanzen und untersuchte den Einfluss von Insekten auf den Fruchtsatz (Früchte in Relation zu Blüten). Darüber hinaus analysierte sie den Duft der Blüten auf die einzelnen Komponenten und ergründete, welche dieser Komponenten auch von den Blütenbesuchern detektiert werden.
Die folgenden Fragen wurden bearbeitet:
Welchen Einfluss haben Blütenbesucher auf den Fruchtansatz?
Die Ergebnisse enthüllen, dass Stachelbeeren fast komplett auf Insekten angewiesen sind für eine erfolgreiche Bestäubung. Unter Ausschluss der Insekten war der Fruchtsatz deutlich geringer. Sie sind also nicht in der Lage, durch Selbstbestäubung ausreichend viele Früchte auszubilden. Die Johannisbeeren hingegen sind sehr wohl in hohem Maße selbstbestäubend. Viele der eingepackten Blüten konnten trotz Exklusion von Insekten Früchte ausbilden. Jedoch konnten von den freien Blüten signifikant mehr Früchte entstehen. Dies führt zu der Erkenntnis, dass trotz der Selbstbestäubungsfähigkeiten der schwarzen Johannisbeeren, die Insekten einen deutlichen Einfluss auf den Fruchtsatz haben.
Zur Bestäubungsanalyse wurde ein sogenanntes Bestäuber-Ausschlussexperiement durchgeführt. Dafür wurden einige Äste jedes einzelnen Strauches mit feinmaschigem Stor-Vorhang eingepackt, wodurch keine Insekten mit den Blüten in Kontakt kommen konnten. Es wurden die Blüten und danach die daraus entstandenen Früchte gezählt und der relative Anteil der Früchte berechnet.
Welche Insekten besuchen die Blüten?
Ganz eindeutig war die Honigbiene der häufigste Besucher beider Pflanzenarten. Dicht gefolgt von der Sandbiene und der Erdhummel. Interessanterweise besuchten neben vielen anderen Bienen- und Hummelarten auch Wespen beide Arten und Schwebefliegen nur die Johannisbeeren. Überdies wurde beobachtet, dass viele Ameisen die Stachelbeerblüten aufsuchen. Es wurden schon vor einiger Zeit Vermutungen aufgestellt, dass die Ameisen auch als Bestäuber agieren (Rostás und Tautz 2010). Zur Bestätigung dieser Hypothese sind jedoch noch weitere Studien notwendig.
Um herauszufinden welche Insekten die Sträucher am häufigsten besuchen, wurde in bestimmten Zeitabschnitten die Anzahl der verschiedenen Arten an einem Strauch notiert und danach die relative Häufigkeit berechnet.
Honigbiene (Apis mellifera ) an einer Stachelbeerblüte
Erdhummel (Bombus terrestris) an einer Johannisbeerblüte
Baumhummel (Bombus hypnorum) an einer Johannisbeerblüte
Steinhummel (Bumbus lapidarius) an einer Johannisbeerblüte
Ameise (Formicidae sp.) an einer Stachelbeerblüte
Welche Komponenten enthält der Blütenduft?
Die Duftanalyse ergab ca. 20 Komponenten im Duft der Stachelbeere. Die Hauptkomponenten sind Methyleugenol, Linalooloxide furanoid, Methylbutanol, Heptan und eine noch nicht bekannte Substanz.
Im Duft der schwarzen Johannisbeere sind ca. 40 Komponenten enthalten. Die Hauptkomponenten sind Arbusculone, Linalooloxide furanoid, Linalool, Lilac aldehyde, Linalooloxide pyranoid, Lilac lcohol, Linalyl acetat, Geranyl acetat und einige noch unbekannte Substanzen. Sehr viele Komponenten des Duftes konnten von den getesteten Insekten detektiert werden. Spannenderweise wurden zwischen Honigbienen und diversen Hummel nur minimale unterschiede erkannt.
Für die Duftanalyse wurde als erster Schritt der Duft der Blüten in kleinen Filterkapillaren gesammelt. Dafür wurde ein Zweig mit einem dichten Bratenbeutel aus Plastik eingepackt und nach kurzem Warten die Luft aus dem Beutel durch den Filter gesaugt. Der absorbierte Duft wurde dann mit Gaschromatographie in die einzelnen Komponenten aufgeteilt und mit einem speziellen Programm untersucht.
Zur Feststellung welche Komponenten nun auch von den Besuchern detektiert werden können, wurde eine Elektroantennographie durchgeführt. Bei diesem Verfahren werden die Komponenten des Duftes nach der Reihe auf eine Insektenantenne geblasen und die elektrischen Signale der Antenne auf die einzelnen Komponenten gemessen.
Die Komponenten des Johannisbeerdufts als Peaks des schwarzen Graphen erkennbar. Die Signalausschläge der Insektenantennen zu den einzelnen Komponenten sind darunter als Peaks der blauen Graphen erkennbar.
Diese Bachelorarbeit hat viele neue Erkenntnisse hinsichtlich der Bestäubungsbiologie von Schwarzen Johannisbeeren und Stachelbeeren erbracht und wir sind stolz solche und ähnliche Projekte mit unserem vielseitigen Garen zu ermöglichen.