ARGE Feuchtlebensräume- Frisch vernässt und voll funktionsfähig

Moore faszinieren Menschen durch ihre spezielle Mystik und stimmungsvollen Bilder seit Jahrhunderten. Sie sind Lebensraum und wertvoller Rückzugsraum für seltene Arten. In der mitteleuropäischen Kulturlandschaft stellen Moore besondere Orte dar, in denen wir das Wirken der Natur auch ohne grundlegende Kenntnis des Ökosystems beobachten können. Moore sind einfach etwas Einzigartiges.

Moore

Moore und auch viele Feuchtgebiete Österreichs sind eine Folge der geologischen Veränderungen durch die Eiszeiten. Der Lebensraum Moor wird wesentlich von Wasser bestimmt. Obwohl sie bis zu 95 % aus Wasser bestehen können, gehören sie nicht zu den Gewässern. Sie stehen als semiterrestrische Lebensräume in gewisser Weise zwischen Land und Wasser. Moore spielen dadurch eine überragende Rolle im Landschaftswasserhaushalt. Der Wasserüberschuss und der einhergehende Sauerstoffmangel im Boden verhindern den vollständigen Abbau des abgestorbenen pflanzlichen (und tierischen) Materials, wodurch ein sehr spezielles Substrat entsteht, der Torf. Im Torf ist sowohl der Kohlenstoff von pflanzlichem Material vieler Jahrtausende gespeichert als auch der Pollen dieser Pflanzen. Mit ihm ist unsere Geschichte der letzten 15.000 – 20.000 Jahre konserviert. Intakte Moore und ihre Torfkörper sind daher sowohl Kohlenstoffsenken als auch wertvolle Klimaarchive.

Das Steirische Ausseerland, oberösterreichische Salzkammergut, Salzburger Lungau und Tiroler Unterland zählen zu den bedeutendsten Moorlandschaften Österreichs. Nicht nur die Anzahl an Mooren, auch die Vielfalt an unterschiedlichen Moortypen und die reiche Biodiversität zeichnen diese Moore aus. Die Kooperation „ARGE Feuchtlebensräume – Frisch Vernässt & Voll Funktionsfähig“ der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in Kooperation mit der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) sieht daher vor, für Moore 2die nächsten Jahre in diesen Gebieten einen Schwerpunkt zu setzen und den langfristigen Erhalt dieser sensiblen und seltenen Ökosystemen zu fördern. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Ausarbeitung von Pflege- und lebensraumverbessernden Maßnahmen. Wissenschaftlichen Erhebungen der PLUS erforschen begleitend die Moorentstehung, die anthropogenen Veränderung und erstellen Zukunftsprognosen. Wesentlich dabei ist der Einsatz und die Erprobung neuer Methoden in der Analyse der Moore, wie z.B. Ancient DNA-Techniken, Modellierungen von Moormächtigkeiten (Geoelektrik), der Einsatz von Multispektralkameras sowie Drohnenflügen. Das wegweisende Ziel ist eine Verbesserung der Wissensgrundlagen und Optimierung der Methoden für den Einsatz in zeitnahen und zukünftigen Renaturierungsprojekten von Mooren und Streuwiesen.

 

DIE POSTGLAZIALE MOORENTSTEHUNG 

Im Rahmen dieses Projektabschnitts wird ein grundlegendes Verständnis für die postglaziale Moorlandschaft und damit die initialen Ursachen für Moorbildung geschaffen und erweitert. Moos

Bohrkerne und die Analyse von Ancient DNA (aDNA) aus diesen werden Erkenntnisse über die historischen Umweltbedingungen liefern, die zur Bildung und Entwicklung der Moore geführt haben. Die Analyse von Bohrkernen ermöglicht die detaillierte Rekonstruktion vergangener Umweltveränderungen der letzten ca. 18.000 Jahre. Proben aus den Torf-Bohrkernen werden entnommen, die enthaltene aDNA isoliert, im Molekularlabor analysiert und die Artenzusammensetzung rekonstruiert. Dabei wird mit der Austrian Barcode of Life-Initiative ( ABOL) zusammengearbeitet. Pro Rückschlüsse auf Wachstumsgeschwindigkeit, Torfbildungsrate und der Veränderung der Artenzusammensetzung des Moores ergeben ein genaues Bild der historischen Vegetationsänderungen. Dies bietet auch wertvolle Hinweise darauf, wie die Moore im auf verschiedene Klima-Stressfaktoren reagiert haben und in Zukunft werden.

Moos 2Die Analyse der aDNA in den torfunterlagernden Feinsedimenten ist es erstmals möglich, die Moorbildungsbedingungen komplett zu verstehen und eine wissenschaftliche zeitliche Lücke zu schließen. Denn über die Flora zur Zeit des postglazialen verlandenden Sees, noch vor der Entstehung des Moores, ist wenig bekannt.

 

 

 

HISTORISCHE AUSDEHNUNG UND DOKUMENTATION ANTHROPOGENER NUTZUNG DER MOORE IN DEN LETZTEN 100 JAHREN 

Die Rekonstruktion der historischen Moorausdehnung, durch historische Orthofotos, ermöglicht die Identifikation von Bereichen mit hohem Renaturierungspotenzial. Hier kann die Wiederherstellung natürlicher Prozesse und Ökosystemfunktionen besonders effektiv sein. Wesentlich ist auch das Potenzial der Moore, Treibhausgasemmissionen zu vermeiden oder sogar zu sequestrieren. Drohne

Die visuelle Darstellung von Veränderungen durch Luftbilder dient nicht nur der Forschung, sondern auch der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Dies fördert das Verständnis für die Notwendigkeit der Renaturierung und ermöglicht ein aktives Engagement von Stakeholdern.

 

 

https://www.conrad.at/de/f/drohnen-in-der-landwirtschaft-1839270.html

REZENTER ZUSTAND UND BLICK IN DIE ZUKUNFT 

Der rezente Moorzustand muss erhoben werden, um abzuschätzen, ob und wie stark die Moorbereiche bereits degradiert wurden und ob eine Renaturierung möglich ist. Diese Untersuchungen fokussieren auf eine mögliche Wiederherstellung von Übergangsmooren und Regenmooren mit hohen potenziellen Wachstumsraten.

Der Einsatz von Multispektralkameras ist geplant, um flächendeckend Artenzusammensetzung der dominanten Pflanzenarten und Wasserversorgung der Vegetation zu messen. Die Erhebung des rezenten Moorzustandes wird flächengenau durchgeführt, wobei eine Auswahl von Indikator-Pflanzenarten eingesetzt werden. Das Vorkommen und die Diversität wesentlicher torfbildenden Arten (v.a. Torfmoose) wird in den Flächen erfasst

Ein Monitoringkonzept für eine Erfolgskontrolle der Moorrenaturierung wird für ausgewählte Standorte erarbeitet. Dieser Monitoringkonzept soll mit einfach messbaren Indikatoren (z.B. Indikatorarten) ein langfristiges Monitoring ermöglichen, sodass die Renaturierungsziele erreicht werden können.

Beteiligte Wisseschafter der PLUS

Bernhard Salcher (Geologie), Andreas Tribsch (Botanik), Jan Otto (Physische Geografie), Mathias Hopfinger (Botanik)