KIRCHE UND CORONA
Konkretes Christsein in Zeiten der Corona-Pandemie – eine offenbarungstheologische Betrachtung
Sarah Pieslinger | Andrea Schmuck
Die Corona-Pandemie als globales Phänomen, deren Folgen zum jetzigen Zeitpunkt in ihrer Gänze noch nicht absehbar sind, trifft Religionsgemeinschaften im Kern. Gemeinsames Feiern und auf Performanz und körperliche Präsenz angelegte rituelle Vollzüge sind unter dem Vorzeichen von Kontaktbeschränkungen, Ausgangs- und Versammlungsverboten kaum realisierbar. Fest steht, dass es eine Kirche vor und nach dieser Krise geben wird. Die Corona-Krise ist ein Zeichen der Zeit. Sie zieht die Grenzen zwischen Leben und Tod neu. An solchen Übergängen zeigt sich, was das Zeichen Gott bedeutet, wo Gott sich erfahren lässt und welche Möglichkeiten es gibt, Gott zu bestimmen. Im Angesicht der Corona-Pandemie verschieben sich offenbarungstheologische Wahrnehmungsformen.
Die äußeren Umstände stellen Kirchen- und Religionsgemeinschaften vor die Herausforderung, neu darüber nachzudenken, wie Glaube und Gott erfahrbar gemacht werden kann. Das Bild der pilgernden Kirche, die immer wieder neue Orte erreicht und sich den Zeichen der Zeit stellen muss, ist für die Standortbestimmung der Kirche als Folge der Corona-Pandemie maßgebend. Ein sich Einlassen auf neue beziehungsweise veränderte kirchliche Orte erfordert zugleich einen Bruch mit dem Alten: Das Zurücklassen des Gewöhnten hat sich durch die massiven Einschränkungen des alltäglichen Lebens mit einer unglaublichen Radikalität ereignet. Die digitale Welt etabliert sich verstärkt als ein neuer Ort, an dem Gott erfahrbar werden kann. Es stellt sich die drängende Frage, wie diese neuen Orte zu lebendigen Glaubensräumen werden können, in denen Gott erfahrbar und offenbar werden kann. Das vorliegende Paper versucht, diese „neuen Räume“ auf der Ebene der kirchlichen Grundvollzüge zu fassen. Das Konkrete Kirche-Sein im Angesicht der Corona Pandemie steht dabei im Mittelpunkt des Interesses:
- Wie kann unter den veränderten Bedingungen die befreiende Botschaft Gottes zu den Menschen gelangen und seine frohe Botschaft verkündet, die Liturgie gefeiert und diakonisch gewirkt werden?
- Wie kann Gott als Communio im Angesicht der Krise gedacht werden? (Koinonia)