Methoden empirischer Sozialforschung

Seit über 20 Jahren forschen und publizieren Mitglieder der Abteilung Soziologie über Methoden der empirischen Sozialforschung. In dieser Zeit sind mehr als 60 Arbeiten (Bücher, Zeitschriftenartikel, Buchbeiträge) entstanden. Der Methodenschwerpunkt der Abteilung Soziologie engagiert sich aktuell stark in der österreichischen und ländervergleichenden Survey-Forschung und ist an mehreren Umfrageprogrammen und Forschungsprojekten beteiligt.

  1. Mitwirkung am Sozialen Survey Österreichs (SSÖ)

Der SSÖ wird in Verbindung mit den Modulen des International Social Survey Programs (ISSP) mittlerweile alle zwei Jahre in Österreich durchgeführt. Es handelt sich um eine bundesweite repräsentative Befragung, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen der Forschungsinfrastruktur gefördert wird ( Forschungsinfrastruktur (bmbwf.gv.at). Die Finanzierung des SSÖ/ISSP ist bis 2026 gesichert. Dieser Survey wird in einer Kooperation der Soziologie-Abteilungen für Methoden und empirische Sozialforschung von mehreren österreichischer Universitäten (federführend Universität Graz in Kooperation mit Universität Linz) durchgeführt und erhebt im zweijährigen Rhythmus zentrale politische und soziale Werthaltungen und Einstellungen der ÖsterreicherInnen, Nähere Informationen zum SSÖ auch unter (  https://aussda.at/sozialer-survey-oesterreich/).

  1. Initiierung und Durchführung der VIC- Studie 2020 – 2022

Mit Beginn der COVID-19 Pandemie wurde im März 2020 von der World Value Survey Association die Studie „Values in Crisis“ (kurz VIC) ins Leben gerufen. Im Projekt geht es in einer breit angelegten weltweiten Studie darum, wie durch die Corona-Pandemie politische und soziale Einstellungen auf grundlegende Weise erschüttert werden und ob durch die Krise tiefgreifende Prozesse des Wertewandels zu beobachten sind. An der ersten, bereits abgeschlossenen Erhebung haben sich 15 Länder beteiligt. Das Methodenteam der Universität Salzburg hat die Archivierung des ländervergleichenden Datensatzes übernommen, dieser ist hier Open Access abrufbar ( Values in Crisis International (SUF edition).

Parallel dazu wurden im Längsschnitt zwei weitere Erhebungswellen durchgeführt und über HRSM-Strukturmittel finanziert. Insofern liegen für Österreich auch Längsschnittdaten aus drei Erhebungswellen 2020, 2021 und 2022 vor.

Im Zuge der Projekte zu den Auswirkungen der Pandemie gelang es auch, zwei Sammelbände Open Access zu publizieren

Aschauer, W.; Glatz, C. & Prandner, D. (2022) (Hrsg.). Die österreichische Gesellschaft während der Corona-Pandemie. Ergebnisse aus sozialwissenschaftlichen Umfragen. Wiesbaden: Springer-VS.  doi.org/10.1007/978-3-658-34491-7

Aschauer, W., Eder, A. & Prandner, D. (Hrsg.). (2024). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die österreichische Gesellschaft. Ergebnisse der Längsschnittstudie „Werte in der Krise 2020-2022“. Baden-Baden: NOMOS,  doi.org/10.5771/9783748942696

  1. Mitwirkung am Digitize Projekt der Universität Wien

Im Rahmen des „Digitize“ Projekts wurde ebenfalls eine SSÖ- Erhebungswelle finanziert. Zudem wirkte die Abteilung Soziologie auch an einem Arbeitspaket zur Entwicklung des Online-Panels mit, wo aktuell bereits mehrere Erhebungswellen durchgeführt wurden.  https://digitize.univie.ac.at/wer-wir-sind/

  1. Mitwirkung an den Vorbereitungsarbeiten zu  ASEP

Aktuell wird in Österreich das Austrian Socio-Economic Panel (ASEP) von der Statistik Austria vorangetrieben. Es handelt sich dabei um eine groß angelegte Haushaltsbefragung, wo in Zukunft Längsschnittanalysen Einblicke in Prozesse des sozialen Wandels in Österreich ermöglicht. Über den ASEP-Survey wird eine repräsentative Langzeitbefragung von Haushalten implementiert, zudem soll eine Verknüpfung mit Verwaltungsdaten möglich werden.

Das Austrian Socio-Economic Panel (ASEP) wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert und von Statistik Austria durchgeführt, die für Projektleitung, Surveydesign, Datenerhebung und Qualitätssicherung verantwortlich ist. Wolfgang Aschauer und Christopher Etter sind Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und sind an der Konzeption der Fragen zu sozialen und politischen Einstellungen beteiligt.

  1. Zukunftssorgen im nationalen und internationalen Vergleich:

Im Rahmen einer subjektorientierten Sozialstrukturanalyse verbinden. Wolfgang Aschauer Christopher Etter, gemeinsam mit Dimitri Prandner von der JKU Linz, strukturelle Bedingungen mit den aktuellen Krisenerfahrungen der Menschen, die sich verstärkt in Zukunftssorgen manifestieren. Sie untersuchen die Messung, Determinanten und Auswirkungen von Zukunftssorgen auf Wellbeing, wofür eine eigene Skala entwickelt und in den letzten beiden Wellen des Sozialen Survey Österreichs sowie einer Onlinestudie in der D-A-CH Region eingesetzt wurde. Hierzu wurden bereits spannende Erkenntnisse erzielt, die aktuell auf mehreren internationalen Konferenzen präsentiert werden.

Methodologische Grundlagenforschung:

Forschungen zu Datenqualität bei sozialwissenschaftlichen Umfragen;

Lässt man die methodologische Grundlagenforschung an der Abteilung über die letzten Jahre Revue passieren, so beschäftigt sich der Großteil der Arbeiten mit zentralen Fragen im Bereich sozialwissenschaftlicher Datenkonstruktion. Die Datengewinnung bei sozialwissenschaftlichen Umfragen wird als vielschichtiger Prozess verstanden, der innerhalb mehrerer Phasen (z.B. in der Stichprobenziehung, in der Durchführung der Untersuchung, auf Seite der Befragten und in der Dateninterpretation) anfällig für Verzerrungen ist. Über diesen ganzheitlichen Zugang soll Datenqualität in einem umfassenden Verständnis analysiert und wesentliche Bausteine einer Theorie der Befragung entwickelt werden (siehe z.B. die Monographie von Reinhard Bachleitner, Martin Weichbold und Wolfgang Aschauer hier:   https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-531-92327-7).

Forschungen zu Herausforderungen im Kultur- und Ländervergleich:

Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung Soziologie ist die Bearbeitung grundsätzlicher methodologischer Herausforderungen im Kultur- und Ländervergleich. Nur wenn die jeweiligen theoretischen Konzepte über alle Kulturen hinweg gleichwertig und funktional äquivalent gemessen werden, kann Inhaltsvalidität im Kulturvergleich erreicht werden. Die Bemühungen sind ebenfalls in eine umfangreiche Monographie eingeflossen, die aktuell ein deutschsprachiges Standardwerk zur Äquivalenzproblematik bei Umfragen darstellt:   https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-04199-1

Aktuelle Forschungstätigkeiten im Kontext der interkulturellen Umfrageforschung betreffen beispielsweise die Vergleichbarkeit von Konzepten bei spezifischen Forschungsthemen (z.B. Wellbeing, siehe hier:   https://www.persee.fr/doc/caf_2431-4501_2019_num_131_1_3357).

Stärkung der Methoden- und Survey-Forschung im globalen Süden:

Ganz generell sind Martin Weichbold und Wolfgang Aschauer aktuell stark in der globalen Methoden- und Surveyforschung aktiv und beteiligen sich an Initiativen zur Stärkung der Umfrageforschung im globalen Süden. Wolfgang Aschauer ist Mitglied beim Global Center of Spatial Methods and Urban Sustainability ( People – SMUS (gcsmus.org). Bei der SMUS Konferenz in Botswana war  Wolfgang Aschauer als Keynote-Speaker aktiv ( Keynote Speaker – SMUS (gcsmus.org), bei der SMUS Konferenz in Roorkee/Indien als Methodentrainer  SMUS Conference India 2023_PhD day and Methods Courses Details.pdf – Google Drive und bei der Konferenz in Thailand 2024 als Session-Organisator ( B2 In the Field – Experiences in Conducting Research in the Global South – SMUS (gcsmus.org).

Internationale und globale Vernetzung:

Neben den vielfältigen Forschungs- und Publikationsleistungen (Publikationen) hat die Abteilung Soziologie durch die Organisation von Tagungen (Tagungen) und durch eine starke Präsenz auf nationalen und internationalen Konferenzen (Vorträge) zu einer breiten nationalen und internationalen Vernetzung der Abteilung Soziologie beigetragen und stärkt das Profil der Salzburger Soziologie nach außen (Institutionelle Vernetzung).

Wolfgang Aschauer ist derzeit als Chair of the Conference Committee in den Leitungsgremien von WAPOR (World Association of Public Opinion Research) involviert ( Committees – World Association for Public Opinion Research (wapor.org) und hat 2023 als Local Conference Chair die WAPOR Konferenz in Salzburg ( 76th Annual Conference – World Association for Public Opinion Research (wapor.org) organisiert und 2024 zur gelungenen WAPOR Konferenz in Seoul beigetragen ( WAPOR 2024 | The Soul of Public Opinion Research: Liberty, Quality and Humanity).  

Martin Weichbold ist aktuell Präsident des RC 33 der International Sociological Association ( Board – RC33) und wird sich im Jahr 2025 an der Organisation des ISA-Forums in Rabat (Marokko) und in der Organisation der ISA RC33 Konferenz in Neapel federführend beteiligen.

Drittmittelprojekte:

Zudem wurden in den letzten zehn Jahren beachtliche Erfolge in der Einwerbung von Drittmitteln erzielt. Neben der Kooperation mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg in einem umfangreichen und hochdotierten Projekt zur Schmerzforschung (siehe   https://de.wikipedia.org/wiki/Aktionsb%C3%BCndnis_Schmerzfreie_Stadt_M%C3%BCnster), wurden im Methodenschwerpunkt der Abteilung in den letzten Jahren drei FFG-Projekte erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen des Sicherheitsschwerpunktes „Schutz von kritischen Infrastrukturen“ wurde ein Zukunftslagebild zu Migrationsbewegungen auf Basis statistischer Indikatoren (Foresight-Cockpit) entwickelt. Ergänzend wurden die Sicherheitswahrnehmungen der ÖsterreicherInnen basierend auf tagesaktuellen Medieninformationen extrahiert und die verwendeten Algorithmen methodisch evaluiert. In einem weiteren Projekt wurden aktuelle Methoden zur Messung von Technologietrends basierend auf einem Mixed-Methods Design in einer multidisziplinären Zusammenarbeit mit beteiligten Partnern analysiert und in ihrer Aussagekraft bewertet.

Seit 2020 ist die Methodenforschung der Abteilung sowohl in quantitativen als auch in Mixed-Methods Forschungsprojekten sowie auch in qualitativen Auftragsforschungen aktiv. Ein hochdotiertes Kooperationsprojekt mit der PMU Salzburg zu Avatarlösungen und Technologiebereitschaft in der Pflege konnte 2023 erfolgreich abgeschlossen werden. Neben den genannten Projekten in der Survey-Forschung hat das Team Methoden auch mehrere Auftragsforschungen für die AK Salzburg und die Robert Jungk Bibliothek durchgeführt  (siehe Drittmittelprojekte).

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