Der Axolotl im Schulaquarium
Haltung, Zucht und Anschaffung
Haltung und Pflege In der Literatur und auf den themenspezifischen Internetseiten sind die Angaben zu den Haltungsbedingungen für Axolotl recht unterschiedlich. Sie werden hauptsächlich vom Haltungszweck bestimmt. In kommerziellen Zuchten und in wissenschaftlichen Einrichtungen, bei denen das Verhältnis zwischen Ressourcenaufwand und „Output“ sowie die optimale Kontrolle der Haltungsbedingungen im Vordergrund stehen, werden Axolotl meist in mehr oder weniger einrichtungslosen, kleinen Kunststoffwannen gehalten und auch erfolgreich nachgezüchtet. In Liebhaberhaltungen und -zuchten werden Axolotl hingegen in der Regel in größeren, möglichst naturnah eingerichteten Glasaquarien gehalten*. Ich schlage für eine „artgerechte Haltung“ im Schulaquarium die in der Liebhaberhaltung bevorzugten Bedingungen vor (mehr zum Thema Artgerechte Haltung). Bei der Haltung, Pflege und Beobachtung der Axolotl sollen die SchülerInnen ja mehr erfahren und erleben als die Bedingungen für eine möglichst ökonomische Nach- und Aufzucht der Tiere. Die Gegenüberstellung beider Haltungsansätze und die Diskussion z.B. der Frage, ob optimaler Nachzuchterfolg auch gleichzeitig ein Kriterium für Artgerechtheit ist, bietet eine gute Gelegenheit, sowohl die kommerzielle als auch die private Tierhaltung in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. Am besten eignen sich für unsere Zwecke Glasaquarien, wie sie für die Haltung von Zierfischen verwendet werden. Pro adultes (ausgewachsenes) Axolotlpaar rechnen wir ca. 80-100 Liter Wasservolumen, wobei das Aquarium eine möglichst große Bodenfläche aufweisen soll. Für die Aufzucht von Larven und Jungtieren benötigt man weitere kleinere Behälter. Das können auch Kunststoffbehälter sein. Es sollten nur etwa gleichgroße Jungtiere zusammen gehalten werden, um Kannibalismus vorzubeugen und es dürfen nicht zu viele in einem Behälter sein. Als Bodengrund verwenden wir rundkörnigen Sand oder Kies. Da sich Axolotl gern lichtärmere Bereiche zum Verstecken und Ruhen aussuchen, müssen wir ihnen entsprechende Strukturen anbieten. Entweder wir bringen halbierte Blumentöpfe oder Ton- bzw. Kunststoffrohre ein oder wir fügen natürliche Materialien wie Steine und Wasserholz (sollte schon längere Zeit im Wasser gelegen und „ausgelaugt“ sein) zu Verstecken zusammen, was aber die Reinigung und Kontrolle nicht erschweren sollte. Wichtig für Axolotl ist das Vorhandensein von Strukturen, die ihnen artgerechte Ruheplätze bieten, egal ob sie aus natürlichen oder künstlichen Materialien sind. Alle Einrichtungsgegenstände dürfen keine scharfen Kanten und Ecken haben. In ihrem natürlichen Lebensraum, den teilweise stark verkrauteten Kanälen und Teichen in Xochimilco halten sich Axolotl gern auch in dichten Wasserpflanzenbeständen auf, so dass eine Bepflanzung des Axolotl-Aquariums nicht nur aus ästhetischen Gründen durchaus sinnvoll ist. Da große Axolotl bei ihren Aktivitäten im Aquarium sich nicht um unsere wassergärtnerischen Bemühungen kümmern, sollten robuste, im Bodengrund wurzelnde Pflanzen wie z.B. größere Wasserkelcharten (Cryptocoryne) und Amazonas-Schwertpflanzen (Echinodorus) oder Aufsitzerpflanzen wie Speerblätter (Anubias) verwendet werden. Die Aufsitzerpflanzen werden auf Einrichtungsgegenständen festgebunden und wachsen dort an, die anderen Pflanzen werden in Töpfe gepflanzt, um sie zu schützen. Das erleichtert gleichzeitig auch die Aquariensäuberung. Ebenfalls bewährt haben sich freiflutende Pflanzen wie das Hornblatt (Ceratophyllum) oder Schwimmpflanzen wie die Muschelblume (Pistia). Aufzuchtbehälter werden aus hygienischen Gründen möglichst „spartanisch“ eingerichtet, d.h. ohne Bodengrund und fixer Bepflanzung. Das erleichtert die Säuberung und die Kontrolle der Entwicklung. Die notwendige Technik für das Haltungsaquarium besteht aus einer Beleuchtung mit Zeitschaltuhr sowie aus einem möglichst effektiven Filter, der aber keine allzu starke Strömung erzeugen sollte. Die Lampen werden so angebracht, dass durch sie die Wassertemperatur nicht zu stark erhöht werden sollte (s.u.). Als Filter mit guter biologischer Filterwirkung bei geringer Strömung haben sich sog. Hamburger Mattenfilter bewährt (http://www.deters-ing.de/Filtertechnik/Mattenfilter.htm). Ein regelmäßiger Wasserwechsel ist aber auch bei gut arbeitendem Filter notwendig. In Bezug auf die Wasserwerte sind Axolotl anpassungsfähig, doch sollte entsprechend den Verhältnissen in ihren Wohngewässern im Hochland von Mexico das Wasser im Axolotlaquarium nicht sauer sein (pH-Wert am besten ziwschen 7,5 und 8) und nicht zu weich. Die Wassertemperatur kann zwischen ca. 10°C und 22°C schwanken. Temperaturen darunter und darüber werden nur kurzfristig ertragen. Geringe tageszeitliche und größere jahreszeitliche Temperaturschwankungen wirken sich gut auf die Vitalität und Reproduktion der Tiere aus. Im natürlichen Lebensraum gehören Wasserinsekten und ihre Larven, (Klein)Krebse, Würmer und eine ganze Reihe anderer Wasserorganismen zum Beutespektrum des Axolotls. Für die Fütterung in Gefangenschaft bedeutet das, dass Axolotl nicht sehr wählerisch sind und so ziemlich alles „Fleischliche“ in ihrem großen Maul verschwinden lassen, was sie angeboten bekommen. Von Vorteil für die Fütterung im Aquarium ist, dass Axolotl ohne Probleme auch „totes Futter“ annehmen. Entsprechend dem großen Nahrungsspektrum sollte die Fütterung möglichst abwechslungsreich sein. Wir füttern mit Streifen aus Rinderherz oder magerem Rindfleisch (ohne Fett und Bindegewebe!), Regenwürmern, Asseln, verschiedenen Wasserinsekten, kleinen Fischen, Tubifex-Würmern, gefrosteten Artemien, Lachs-Pellets etc. Bei der Verfütterung von Fischfleisch werden Süßwasserfische verwendet und Salzwasserkrebschen (Artemia) müssen gewässert werden um Salzreste zu entfernen. Die Fütterung erfolgt 2-3mal in der Woche. Bei niedrigen Temperaturen und dadurch verringerter Aktivität wird in größeren Abständen gefüttert. Gesunde Axolotl können auch Fastenzeiten von bis zu 3 Wochen problemlos überstehen. Verfüttert man selbst gefangenes Tümpelfutter, muss man darauf achten, dass keine Parasiten mit eingeschleppt werden. Das gilt besonders bei der Aufzucht von Jungtieren. Auf jeden Fall muss übriggebliebenes Futter schnell z.B. durch Absaugen wieder aus dem Aquarium entfernt werden! Eine Auflistung über mögliche Futtermittel für die verschiedenen Entwicklungstadien findet man bei WISTUBA (2008) auf Seite 29. Verschiedene Autoren berichten über die erfolgreiche Haltung und auch Vermehrung von Axolotln im Gartenteich. Die Überwinterung ist jedoch in unseren Breiten sehr problematisch, wenn längere Kälte- und Frostperioden zu überstehen sind. Außerdem ist die Beobachtung und Kontrolle der Tiere in einem bepflanzten Gartenteich schwierig. Axolotl können bei guter Haltung und Pflege bis zu 25 Jahre alt werden, was bei der Anschaffung auf jeden Fall bedacht werden sollte. Zuchtbedingungen Wenn die Axolotl in ihrem Haltungsaquarium ablaichen, muss man den Laich mit dem Substrat, an dem er festgeheftet ist, in einen separaten Aufzuchtbehälter überführen. Besser ist es, die Tiere vor dem Ablaichen in den Aufzuchbehälter zu setzen und sie danach wieder herauszunehmen. Damit vermeidet man, den Laich bei der Überführung zu schädigen. Als Ablaichsubstrate kann man größere Kiesel, robuste Pflanzen oder auch künstliche Substrate verwenden. Um Verpilzungen und Bakterienbefall zu vermeiden, gibt man eines der milden Desinfektionsmittel, wie sie für die Aquarien-Fischzucht verwendet werden, ins Wasser des Aufzuchtbehälters. Abgestorbener Laich wird möglichst schnell entfernt. Die Temperatur während der Entwicklung der Eier bis zum Schlüpfen kann bis zu 25°C liegen. Die Entwicklung läuft dann schneller ab und es schlüpfen mehr Larven. Das Wasser des Aufzuchtbehälters wird am besten nur mit einem Sprudelstein belüftet und umgewälzt. Solange die Larven noch klein sind, muss man sehr vorsichtig sein, da die Larven angesaugt werden könnten. Ein häufiger Wasserwechsel und sorgfältige Entfernung von Futterresten sind bei der Aufzucht besonders wichtig. Prinzipiell ist die Nachzucht des Axolotls nicht besonders schwierig, doch sind die Ausfälle während der Entwicklung im Ei und auch bei der späteren Entwicklung der Larven meistens recht hoch, so dass von oft mehreren hundert Eiern nach einem Jahr letzlich nur einige Dutzend Jugntiere übrig bleiben. Einzelheiten zum Fortpflanzungsverhalten und zur Entwicklung sind im entsprechenden Abschnitt in der Biologie des Axolotls beschrieben. Bezugsquellen Axolotl gehören zwar nicht zum Standardangebot, sind aber über den Zoofachhandel erhältlich. Auch über die vielen Internetseiten und -foren, die sich mit der Haltung und Pflege von Axolotln beschäftigen (s.u.), kann man Bezugsquellen in der Nähe erschließen bzw. erfahren, wann und wo entsprechende Tierbörsen stattfinden. Beim Erwerb muss man sich die Tiere ganz genau anschauen.k Verletzte und abgemagerte Tiere sollte man nicht kaufen, es sei denn aus tierschützerischen Erwägungen. Die Kiemen sollten unverletzt und „vollständig“ sein. Auf jeden Fall sollten die Tiere am besten unter Einsatz leichter Desinfektionsmittel ca. 2-3 Wochen in Quarantäne gehalten und beobachtet werden. Genau wie beim Umsetzen neu erworbener Fische, muss man nach dem Transport die Wassertemperatur von Transport- und Haltungswasser langsam angleichen.Literatur und Internetquellen
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- EISTHEN, Heather L. und Daesik PARK (2004): Chemical signals and vomeronasal system function in axolotls (ambystoma mexicanum). In: Mason R, LeMaster M, Müller-Schwarze D (eds): Chemical Signals in vertebrates 10. Kluwer Academic/Plenum Press, New York.
- GONSCHOREK, Regina u. Herbert ZUCCHI (1984): Über den Einsatz des Axolotls (Ambystoma mexicanum) im Biologieunterricht. Der Biologieunterricht 20 (2), S.28-41.
- HEIMES, Peter (2001): Die Querzahnmolche Mexicos. Aquaristik Fachmagazin, Nr. 160, S. 7-13.
- HEIMES, Peter u. Jorge Ensastigue LOPEZ (2001): Axolotl – Symbol ewiger Jugend. Aquaristik Fachmagazin Nr. 160, S. 2-6.
- HERRMANN, Hans-Joachim (1994): Amphibien im Aquarium. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
- LEFFLER, Olga Helma (1915): Zur Psychologie und Biologie des Axolotls. Abh. Ber. Mus. Nat. u. Heimatk., Magdeburg, Bd. 3, S. 1-49.
- NORTHCUTT, R.G. und H. BLECKMANN (1993): Pit organs in axolotls: a second class of lateral line neuromasts. Comp Physiol A 172: S. 439-446.
- PARK, D. u. a. (2004): Discrimination of conspecific sex and reproductive condition using chemical cues in axolotls (Ambystoma mexicanum). J.Comp Physiol A 190: S. 415-427.WISTUBA, Joachim (2008): Axolotl. Natur und Tier Verlag, Münster.
- ZUCCHI, Herbert u. Regina GONSCHOREK (1983): Zur Biologie, insbesondere zur Verhaltensbiologie des Axolotls Ambystoma mexicanum (Shaw, 1789). Salamandra 19 (3), S. 123-140.
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