Preis für hervorragende Lehre 2009/2010

An der Universität Salzburg wurden am 17. Juni 2010 im Rahmen des Tages der Lehre die diesjährigen Preise für hervorragende Lehre vergeben. Ausgezeichnet wurden damit vier Lehrveranstaltungen, in denen es den Lehrenden im zu Ende gehenden Studienjahr gelungen ist, für ihre Studierenden und gemeinsam mit ihnen Bedingungen für ein erfolgreiches Lernen herzustellen.

Die prämierten Lehrveranstaltungen zeichnen sich durch elaborierte Lernanforderungen auf vielen Ebenen aus; sie gehen über die reine Faktenvermittlung weit hinaus. Vor allem gelang es den Lehrenden in diesen Lehrveranstaltungen, Ihre Studierenden zu einem aktiven Lernen zu fördern, in dem Sie verschiedene didaktische Methoden ausgeschöpft haben und die Lehr-/Lernaktivitäten auf die gesetzten Lehr-/Lernziele hin ausgerichtet haben. Den Studierenden wird in den prämierten Lehrveranstaltungen regelmäßig Rückmeldung gegeben. Sie erhalten schon während des Semesters Feedback über die von ihnen erbrachten Leistungen und damit Orientierung für ihr weiteres Lernen. In allen ausgezeichneten Lehrveranstaltungen kommt ein faires und für die Studierenden nachvollziehbares Beurteilungssystem zum Einsatz.

Die Jury hatte heuer die Aufgabe, aus der großen Zahl von 43 ambitionierten Lehrveranstaltungen die Siegerprojekte auszuwählen. Folgende Lehrveranstaltungen wurden schließlich beim Tag der Lehre 2010 mit dem Preis für hervorragende Lehre ausgezeichnet und mit 1.500,- Euro pro Lehrveranstaltung prämiert.

In alphabetischer Reihenfolge; Details zu den einzelnen Lehrveranstaltungen und die Jurybegründungen finden Sie weiter unten:

 

LV: Verträglichkeitsprüfungen in der Praxis
LVL: Mag. Dr. Heike Randl
RW-Fakultät
LV-Nr.: 10s101403
Umfang: 4 ECTS (2 SWST)
LV-Typ: KS
TN: 9

LV: Vorkurs Französisch II
LVL: Mag. Klara Krautgartner
KGW-Fakultät
LV-Nr.: 09w346.256
Umfang: 9 ECTS (6 SWST)
LV-Typ: UE
TN: 18

LV: Stochastische Modellbildung
LVL: Ao.Univ.-Prof. Dr. Maximilian Thaler
NW-Fakultät
LV-Nr.: 10s405.100
Umfang: 4-8 ECTS (4 SWST)
LV-Typ: VO
TN: 55

LV: Interdisziplinäres Projekt – Alkohol
LVL: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Weiger/
Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Hubert Weiglhofer
NW-Fakultät/ IFFB
LV-Nr.: 10s445.400
Umfang: 6 ECTS (5 SWST)
LV-Typ: IP
TN: 14


 

Die prämierten Lehrveranstaltungen im Detail

 

LV: Vorkurs Französisch II
LVL: Mag. Klara Krautgartner
LV-Nr.: 09w346.256
Umfang: 9 ECTS (6 SWST)
LV-Typ: UE
TN: 18

Kurzbeschreibung:
Der Vorkurs Französisch II ist eine von mehreren eingereichten Sprachlehrveranstaltungen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Lernenden darin auf vielen Ebenen zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der zu erlernenden Sprache und vor allem zu einer kontinuierlichen Anwendung dieser Sprache angeregt werden. Dabei kommen klassische Methoden des Sprachunterrichts genauso zum Einsatz wie eLearning-Anwendungen, ein von einem Teilnehmer der LV entwickeltes VokabelHigh Score-Game oder die Vernetzung zwischen den Salzburger Studierenden mit „Natives“ in Facebook sowie mit Erasmus-Studierenden, die derzeit in Salzburg zu Gast sind. Spätestens hier erfolgt ein Lernen weit über die fachlichen Anforderungen hinaus.

Begründung der Jury:
Die Jury konnte diese LV unter anderem durch die weit überdurchschnittliche und doch durchdachte Vielseitigkeit der eingesetzten Methoden beeindrucken. Diese Methoden kamen für die Jury an Stellen zum Einsatz, an denen man auch hätte traditionell vorgehen können. Zu betonen ist dabei, dass bei aller Methodenvielfalt immer die Studierenden im Mittelpunkt stehen; es geht immer darum, den Studierenden Möglichkeiten zu bieten, sich mit der zu erlernenden Sprache mündlich und schriftlich auseinanderzusetzen. Beispiele für diese Methoden sind ein so genanntes Vokabelreferat, die Gründung von Sprachpartnerschaften via Facebook und eine andere Online-Plattform sowie mit den in Salzburg anwesenden französischen Erasmus-Studierenden, die den Teilnehmer/inne/n der LV u. a. beim Erkennen und Verbessern von Fehlern helfen sollten. Und so konnte die LV von Klara Krautgartner auch dadurch punkten, dass darin auf mehreren Ebenen Feedbacks an die Studierenden vorgesehen sind: Sie erhalten es nicht nur von der LV-Leiterin, sondern auch in den genannten online- und f2f-Sprachpartnerschaften, von den Studienkolleg/inn/en sowie im Rahmen der verschiedenen online-Übungen. Letztlich konnte diese LV die Jury auch durch ein sehr transparentes Beurteilungssystem überzeugen.


LV: Verträglichkeitsprüfungen in der Praxis
LVL: Mag. Dr. Heike Randl
LV-Nr.: 10s101403
Umfang: 4 ECTS (2 SWST)
LV-Typ: KS
TN: 9

Kurzbeschreibung:
In dieser LV, die im dritten Abschnitt des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften angeboten wird, geht es um Inhalt und Ablauf von Umweltverträglichkeitsprüfungen, strategischen Umweltprüfungen und Naturverträglichkeitsprüfungen. In der Lehrveranstaltung wird kein reines Faktenwissen gelehrt, sondern es werden die erforderlichen theoretischen Grundlagen begleitend zu praktischen Übungen unterrichtet und durch zahlreiche Beispiele aus der Praxis verdeutlicht. Diese Beispiele, es handelt sich dabei um Leitentscheidungen der österreichischen und europäischen Judikatur, sind von den Studierenden zu erarbeiten und in der Gruppe zu präsentieren. Mit verteilten Rollen werden dann Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren nachgestellt. So sollen insb. der rechtliche, aber auch der organisatorische Ablauf von Verwaltungsverfahren mit Verträglichkeitsprüfungen näher gebracht werden. Dabei wird auch das Problembewusstsein für die verschiedenen an solchen Verfahren beteiligten Rollen (Behörde/n, Projektwerber, Umweltanwalt, Öffentlichkeit, etc) geweckt.

Begründung der Jury:
Diese LV konnte die Jury zunächst durch Ihre Interdisziplinarität überzeugen. Den Studierenden dürfte sonst relativ selten die Möglichkeit geboten werden, sich in die Rolle verschiedener Interessensgruppen hineinzuversetzen (im konkreten Fall in die Rollen von Projektbetreibern, Rechtsanwälten, Behörden oder auch Umweltanwälten). Weiters hat die Jury die ausgeprägte empathische und kommunikative Grundorientierung der LV bzw. der LV-Leiterin vor dem Hintergrund eines hoch aktuellen Themas hervorgehoben. Und auch die Tatsache, dass die einzelnen Gruppen in einem realistisch nachgestellten Verfahren zu einem Ergebnis kommen müssen hat überzeugt. Dabei spielen auch Medieninformationen und die Frage wie man mit diesen juristisch korrekt umgeht eine Rolle. Insgesamt hat diese LV die Jury also durch eine Mehrperspektivität der Problemannäherung beeindruckt: In der LV ist kein linearer Weg vorgegeben, der von vorneherein fixiert ist, sie ist ergebnisoffen, prozessorientiert und damit für die Teilnehmer/innen sehr spannend.


LV: Stochastische Modellbildung
LVL: Ao.Univ.-Prof. Dr. Maximilian Thaler
LV-Nr.: 10s405.100
Umfang: 4-8 ECTS (4 SWST)
LV-Typ: VO
TN: 55

Kurzbeschreibung:
Die VO „Stochastische Modellbildung“ soll den Teilnehmer/inne/n aus dem Lehramts- und dem Bachelorstudium der Mathematik Zugänge zu stochastischen Denkweisen eröffnen und die für den Schulunterricht bzw. für die Behandlung praktischer Probleme nötige Sicherheit und formale Kompetenz vermitteln. Das besondere an dieser LV ist, dass sie weder als reine Mathematikvorlesung abgehalten wird noch dass darin die Methodenvermittlung im Vordergrund steht, sondern, dass eben die Modellbildung in den Mittelpunkt gerückt wird. Begleitet wird die Vorlesung von zwei Übungen, je eine für die Lehramtsstudierenden und eine für die Bachelorstudierenden. Die Lehramtsgruppe war im vergangenen Sommersemester geleitet von der Fachdidaktikerin Mag. Martina Weiss, die Bachelorgruppe von Mathematik-Prof. Dr. Ferdinand Österreicher.

Begründung der Jury:
Bei dieser Lehrveranstaltung ist der Jury zunächst positiv aufgefallen, dass darin erfolgreich der Versuch unternommen wird, in einem sehr stark analytisch/formal ausgerichteten Bereich Bezüge zur Realität herzustellen; so etwa durch in der Vorlesung durchgeführte Experimente mit Zufallsgeräten. Nicht zuletzt dies ist Ausdruck der Tatsache, dass in dieser Lehrveranstaltung besonders viel Wert auf Verständlichkeit und Anschaulichkeit gelegt wird. Dabei kann den Studierenden in manchen Bereichen klar werden, dass hinter den kompliziertesten Theorien einfache Ideen stecken können.
Weiters hat die Jury in ihrer Entscheidung folgende Punkte hervorgehoben:

  • Erstens das besondere Bemühen der Lehrveranstaltungs-Leitung um das Lehramt.
  • Zweitens erschien es der Jury nicht alltäglich, dass es in einer Vorlesung sowohl mündliche als auch schriftliche Prüfungsformen gibt. Dazu ein Zitat aus der LV-Beschreibung: „Die Vorlesungsprüfung zerfällt in einen mündlichen und einen schriftlichen Teil. Der schriftliche Teil überprüft die Problemlösekompetenz, der mündliche Teil dient der Überprüfung des intuitiven Verständnisses und der Kenntnis der formalen Grundlagen, sodass Können und Wissen in ausgewogener Weise gefördert werden“.
  • Letztlich ist zu erwähnen, dass die LV, die hier ausgezeichnet wird, eine ist, die nicht einmal konzipiert immer wieder gleich abgehalten wird, sondern dass diese über viele Jahre hinweg immer wieder aufgrund von Feedback aus unterschiedlichen Kontexten, weiter entwickelt wurde.

LV: Interdisziplinäres Projekt – Alkohol
LVL: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Weiger/ Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Hubert Weiglhofer
LV-Nr.: 10s445.400
Umfang: 6 ECTS (5 SWST)
LV-Typ: IP
TN: 14

Kurzbeschreibung:
Diese LV zum Thema „Alkohol“ zeichnet sich durch die darin gelebte und angewandte Interdisziplinarität aus: Es wird dabei in Kooperation zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Schule das Thema „Alkohol“ von seiner physiologischen, pathologischen, experimentellen, gesellschaftlichen, präventiven und schulpraktischen Seite beleuchtet. Zunächst erarbeiten die Studierenden in der Lehrveranstaltung selbstständig Beiträge über die Wirkmechanismen des Alkohols im Körper und über individuelle und gesellschaftliche Auswirkungen des Alkoholkonsums. Sie lernen Strategien der Primärprävention kennen und entwickeln dann Unterrichtssequenzen, die noch während des Semesters im konkreten Schulunterricht in drei verschiedenen Gymnasien erprobt werden müssen. Nach Reflexion der Unterrichtserfahrungen in den Schulen wird die Lehrveranstaltung mit einer Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse) des IPs selbst abgeschlossen.

Begründung der Jury:
Bei der Auswahl des Interdisziplinären Projektes „Alkohol“ hat die Jury zunächst die höchst differenzierte Organisation der Lehrveranstaltung hervorgehoben, die eine Kooperation zweier Lehrender aus Fachwissenschaft und Lehramt/Fachdidaktik ist. Es wird darin auf komplexe Weise ein Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz behandelt. Dass der Transfer der von den Studierenden gemeinsam mit den Lehrenden erarbeiteten Ergebnisse in die Praxis zentraler und gut nachvollziehbarer Bestandteil des Konzeptes ist, war für die Jury ein weiterer Grund, sich für diese LV zu entscheiden. Und auch mit einem weiteren Punkt konnte die Lehrveranstaltung überzeugen: Zur Beurteilung der Studierenden kommt ein ebenso komplexes aber dennoch klares Beurteilungsschema mit sehr differenzierten Lernzielen und Leistungsanforderungen auf unterschiedlichen Ebenen zum Einsatz.

 

Einreichbedingungen

 

Formal konnten für den Preis für hervorragende Lehre alle im Studienjahr 2009/10 an der Universität Salzburg abgehaltenen Lehrveranstaltungen eingereicht werden, die im Rahmen eines regulären Studiums anrechenbar sind.

Inhaltlich bzw. didaktisch sollten sich vorgeschlagene Lehrveranstaltungen durch mehrere der folgenden Punkte auszeichnen:

  • An die Studierenden werden Lernanforderungen gestellt, mit denen über die reine Faktenvermittlung hinaus kritisches, kreatives und problemlösendes Denken vermittelt wird.
  • In der Lehrveranstaltung wird aktives Lernen gefördert, etwa durch Gruppenarbeiten, Diskussionen, problemlösendes Lernen, interaktive Übungen, kollaborative Arbeiten auf Blackboard und andere aktivierende Methoden mehr. In nicht-prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen wird das Lernen der Studierenden insb. durch eine Verbindung von gelebter Begeisterung der/des Lehrenden für das Fach mit guter Strukturierung und Klarheit des Vortrages, durch Skripten und multimediale Lernmaterialien von hoher instruktiver Qualität oder auch durch den Einsatz von aktivierenden Methoden schon während der Vorlesung gefördert.
  • Die gesetzten Lehr-/Lernaktivitäten sind an den Lernzielen der Lehrveranstaltung orientiert und auf einander abgestimmt.
  • Den Studierenden wird regelmäßig Rückmeldung über ihren Lernfortschritt gegeben. Sie erhalten schon während des Semesters Feedback über die von ihnen erbrachten Leistungen und damit Orientierung für ihr weiteres Lernen.
  • In der Lehrveranstaltung kommt ein faires und transparentes Beurteilungssystem zur Anwendung. Die Prüfungsinhalte und Beurteilungsformen sind an den Lernzielen und Lernformen der Lehrveranstaltung orientiert. Die Beurteilung der Studierenden spiegelt nachvollziehbar die von ihnen erreichte Leistung wieder.
 

Juryvorgehen

 

Bei der Jurysitzung am 26. Mai 2010 wurden zunächst die Ergebnisse der Studierendenbefragungen herangezogen und dabei jene der 43 eingereichten Lehrveranstaltungen, die unterdurchschnittlich bewertet wurden, ausgeschieden, wenn nicht ein oder mehrere Jury-Mitglied/er die jeweilige Lehrveranstaltung aufgrund des mit der Einreichung abgegebenen Konzeptes in der engeren Wahl hatte/n. Dbzgl. ist anzumerken, dass alle Jurymitglieder diese Konzepte vor der Sitzung gelesen hatten; die Ergebnisse der Studierendenbefragungen wurden dagegen erst während der Sitzung präsentiert.

Die Jurymitglieder bildeten sich ihre Urteile von den einzelnen Lehrveranstaltungen also unabhängig von den Ergebnissen der Studierendenbefragungen. Dieser Art haben sich nach und nach Favoriten herausgebildet. Dabei gab es eine relativ gute Passung aber keine vollständige Deckung zwischen den studentischen Urteilen und jenen der Jurymitglieder. Eine gute studentische Beurteilung alleine reichte also nicht; umgekehrt konnte auch eine LV, die nur mäßig überdurchschnittlich bewertet wurde, aufgrund ihres Konzeptes überzeugen. Als dann nur mehr wenige Favoriten übrig waren, wurde in einem diskursiven Abwägen zwischen den Jurymitgliedern und in Abstimmung mit den Ergebnissen der Studierendenbefragungen über die letztlichen Sieger entschieden.

 

Mitglieder der diesjährigen Jury waren:

  • Kay-Michael Dankl
    Bildungsreferent der ÖH Salzburg, Studierender an der KGW-Fakultät
  • MMag. Alexandra Dorfer
    Qualitätsmanagement in der Lehre, Universität Graz)
  • Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Eckl
    FB Zellbiologie der Universität Salzburg, stv. Senatsvorsitzender
  • Dr. Tanja Greil
    Sprachenzentrum der Universität Salzburg; Vorjahressiegerin
  • Univ.-Prof. Dr. Christian Vielhaber
    Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien
  • Svjetlana Vulin, Bakk.Komm.
    Vorsitzende der ÖH Salzburg, Studierende an der KGW- und an der RW-Fakultät