Forschungsschwerpunkte des Fachbereichs
Das Verhalten und Erleben von Menschen zu verstehen und vorherzusagen ist ein wahrscheinlich bereits alter Menschheitswunsch. Dieser Wunsch schließt auch abnormales Verhalten und Erleben ein. Angesichts der zahlreichen und zunehmenden Herausforderungen, wird dieser Wunsch jedoch immer mehr zu einer Notwendigkeit. Ein paar Beispielfragen zur Verdeutlichung:
- Haben digitale Technologien einen Einfluss auf unsere kognitive Fähigkeiten und wenn ja welche?
- Welche psychologische Faktoren begünstigen oder behindern die Akzeptanz bzw. die Umsetzung von ökologischen oder gesundheitlichen Maßnahmen?
- Welchen Einfluss haben diverse Umwelt- bzw. Kontextfaktoren (u.a. Ernährung, Lärm, Arbeitswelt) auf die psychologische Gesundheit?
- Können neue digitale eHealth Lösungen in gleicher Weise Linderung für psychische Probleme und Störungen bieten wie traditionelle Verfahren? (aktuelles Forschungsprojekt zu eHealth von Schlafstörungen)
Die Psychologie setzt wissenschaftliche Methoden ein um diesen und anderen Fragen nachzugehen. Wissenschaftler*innen am Fachbereich Psychologie sind thematisch sowie methodisch breit aufgestellt und können dabei auf erstklassige Forschungsinfrastruktur zurückgreifen.
Salzburg Brain Dynamics Lab (Nathan Weisz)
Das Ziel der Forschungsgruppe ist es zu verstehen wie Hören, u.a. auch in schwierigen Hörumgebungen ermöglicht wird. Dabei betrachten wir auch Folgen von Hörschädigungen, inkl. möglicher Phantomwahrnehmungen (Tinnitus). Ein Fokus ist es interindividuelle Unterschiede besser zu begreifen und inwiefern unterschiedliche top-down Faktoren einen prädisponierenden Einfluss ausüben.
Laboratory for Sleep, Cognition and Consciousness (Manuel Schabus & Kerstin Hödlmoser)
Das Ziel der Forschungsgruppe ist es kognitive Prozesse in veränderten Bewusstseinszuständen zu untersuchen. Dazu gehören allen voran das tägliche „Abschalten des Bewusstseins“ im natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, als auch Lernen und Wahrnehmen im ungeborenen „Baby-Gehirn“, oder pathologische Zustände wie Bewusstseinsveränderungen nach Koma.Die Arbeitsgruppe untersucht inwieweit das Gehirn auch in diesen „Offline“-Zuständen Reize verarbeiten kann, bzw. ob Gedächtnisinhalte, die über den Tag gelernt wurden, im Schlaf wiedergegeben („replay“), integriert und konsolidiert werden. Die angewandten Themen des Labors umfassen ebenso Studien zum Einfluss von Smartphones und Blaulicht auf den Schlaf und die Erholung von Jugendlichen, als auch Studien zur alternativen Behandlung von Schlafstörungen mittels digitaler Medien und Apps.
Essverhaltenslabor (Jens Blechert)
Ungesundes und übermäßiges Essen ist ein Risikofaktor für eine Reihe körperlicher und psychischer Krankheiten. Wir untersuchen im Labor und alltagsnah via Smartphone wann ungesundes Essverhalten auftritt (Stimmung & Stress, Hunger und Verlangen), wer besonders betroffen ist (bestimmte Persönlichkeitszüge) und warum gesundes Essen so schwer zu sein scheint (neuronale Mechanismen von Selbstkontrolle). Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickeln wir spezifische Interventionen.
Arbeitsgruppe Methoden & Evaluation (Anton Kühberger)
Ein wesentliches Ziel der Forschungsgruppe ist die Vermittlung von modernen Forschungs- und Evaluierungsmethoden hauptsächlich für Studierende, aber auch für Lehrende. Daneben beschäftigen uns mit meta-wissenschaftliche Fragen (z. B die Rolle der Inferenzstatistk in der Wissenschaft, oder die Bewertung von wissenschaftlicher Exzellenz), sowie dem Umgang mit nummerischer Information (z.B. bei der Beurteilung von Risiko).
Umweltpsychologie (Isabella Uhl-Hädicke)
Der Klimawandel und schwerwiegende Umweltverschmutzungen stellen die größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Die AG Umweltpsychologie beschäftigt sich (1) mit dem Erklären und Vorhersagen von umweltfreundlichem Verhalten, sowie (2) Strategien zur Förderung dieser Verhaltensweisen. Dies umfasst unter anderem Forschungsprojekte zu Reaktionen auf Klimawandelinformationen; Entwicklung und Evaluation der Wirkung von unterschiedlichen Formaten visueller Klimakommunikation; Prädiktoren für verschiedene umweltschädigende Handlungen (z.B. Littering) in unterschiedlichen Kulturen (u.a. Gambia); Klimaskeptizismus und Verschwörungstheorien.
‚Soziale Kognition, Motivation und Interaktion‘ (Eva Jonas)
Unser Ziel ist es, menschliches Verhalten aus einer motivationalen Perspektive heraus zu verstehen. Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Rolle grundlegender menschlicher Bedürfnisse im Kontext globaler ökologischer, gesellschaftlicher und gesundheitlicher Bedrohungen, aber auch relativ konkreter Alltagsstressoren und -herausforderungen sowie unausweichlichen existenziellen Gegebenheiten wie z.B. der Sterblichkeit. Unser Vorgehen ist stark theoriegeleitet und auf die Entwicklung und Verbesserung integrativer Theorien ausgerichtet.Wann und wodurch werden menschliche Bedürfnisse frustriert? Wann streben Menschen danach, solchen Frustrationen lösungsorientiert zu begegnen, und wann entscheiden sie sich für kompensatorische Reaktionen? Und wie können Individuen, aber auch ganze Gesellschaften ihre Bedürfnisse auf nachhaltige Weise befriedigen? Diese Fragen sind zentral für unsere Arbeit im Labor ‚Soziale Kognition, Motivation und Interaktion.‘