Stefan Wally
Geschäftsführer der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ)
Eigentlich wollte ich Fußballreporter werden, weil so kann man kostenlos in das Lehener Stadion, das ich von meinem Kinderzimmer aus immer gesehen habe. Publizistik war mit Politikwissenschaft kombinierbar. Während des Studiums zeigte sich, dass ich mich für Politik mehr interessierte als für Publizistik (wo Fußball zu meiner Überraschung eher eine kleine Rolle spielte). Und das Studium finanzierte ich mir dann ohnedies ab dem ersten Semester als Fußballreporter für Salzburger Zeitungen. Besonders die Vergleichende Politik und die Politische Theorie waren spannend: mein Studium zur Zeit des Kollapses der kommunistischen Regime und des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union gab ausreichend Stoff, der innerhalb und außerhalb der Seminarräume diskutiert wurde.
Der berufliche Einstieg verlief über den Sportjournalismus, den Jugendjournalismus, zum Landespressebüro und von dort in ein Regierungsbüro. Eines führte zum anderen. Dann der bewusste Schritt in die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen: Wo man Theorie und Wissenschaft rezipiert (im Studium gelernt, wie man das macht) und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht (im Studium erkannt, warum man das machen soll). Erschien mir immer eine gute Idee zu sein. Das Studium lehrte mich außerdem in der Politischen Theorie, zur Kenntnis zu nehmen, dass da draußen noch tausende gute Argumente lauern, die ich noch nicht bedacht hatte. Und es lehrte mich in der Vergleichenden Politik, dass Machtverhältnisse schon hin und wieder gekippt sind. Ersteres riet mir immer zur Offenheit für Neues, Zweiteres zwinkerte mir zu, dass man sich ruhig mal mit mächtigen Strukturen anlegen kann.