Elisa SchennerBild Elisa Schenner

Leiterin des EU-Büros der Wiener Stadtwerke in Brüssel

 


„Mehr als nur eine Matrikelnummer“

„Freda Meissner-Blau“, „Fred Sinowatz“, „Alois Mock“ und „Jörg Haider“ – diese Namen sagen Ihnen nichts mehr? Verständlich, handelt es sich doch um die Vorsitzenden von österreichischen Parteien Ende der 1980er Jahre. Mir sind sie noch gut im Gedächtnis, denn sie sind mit ein Grund für die Wahl meines Politikstudiums. Bei uns daheim ging es von klein auf politisch zu und als Fünfjährige konnte ich bereits alle Parteivorsitzenden im Wirtshaus aufsagen – unter den stolzen Augen meines Vaters. Macht, der Zweite Weltkrieg und die Frage, wie Menschen ihr gesellschaftliches Zusammenleben organisieren, hat mich immer interessiert. Damit war die Studienwahl klar!

An der Universität Salzburg habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt und v.a. die persönliche Betreuung geschätzt. Man war nicht nur „eine (Matrikel-)Nummer“, sondern wurde von den DozentInnen persönlich betreut und konnte in kleinen Gruppen intensiv mit anderen Studierenden diskutieren. Teilweise kannten die ProfessorInnen einen sogar beim Namen. Toll fand ich auch die Spezialisierung auf die Politik der Europäischen Union mit hervorragenden ProfessorInnen und häufigen Fachvorträgen von externen ForscherInnen. Die EU hat mich schon damals interessiert.

Aufgrund meiner Spezialisierung auf Europäische Energiepolitik war mein Einstieg in das Berufsleben relativ fließend. Nach ein paar Stationen im Ausland und einigen Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Salzburg bewarb ich mich 2011 auf eine Stelle bei der Wien Energie für den Bereich Public Affairs mit EU-Schwerpunkt. Ich bekam sie und ging nach Wien. Was ich im Studium in der Theorie lernte, machte ich jetzt in der Praxis. Die Seiten der EU-Institutionen scannen, Dossiers studieren und analysieren, Änderungsanträge schreiben, ParlamentarierInnen treffen und Überzeugungsarbeit leisten. Nach ein paar internen Stationen innerhalb des Wiener Stadtwerke Konzerns durfte ich 2015 das Büro der Wiener Stadtwerke in Brüssel aufbauen und arbeite und lebe seit damals in der Europäischen Hauptstadt in Belgien.

Einige erworbene Fähigkeiten vom Studium konnte ich besonders gut brauchen, v.a. das interdisziplinäre Arbeiten. Eigentlich bin ich heute Übersetzerin. Ich übersetze EU-Richtlinien, Verordnungen und politische Prozesse für die technischen ExpertInnen zu Hause und technische Details in „Alltagsdeutsch“ für die EU-Abgeordneten. Für diese Übersetzungsarbeiten braucht man eine gute Kenntnis über die politischen Prozesse in der EU, gepaart mit Grundkenntnissen aus der Ökonomie und den Rechtswissenschaften sowie ein Verständnis von dem Politikfeld, in dem man arbeitet. All das habe ich damals beim Studium gelernt. Daher: ich bereue nichts und würde sofort wieder Politikwissenschaft in Salzburg studieren