The Source View on the Right to Privacy

Eckdaten des Projekts

Beschreibung des Projekts

Einige der meistdiskutierten Ereignisse des letzten Jahrzehnts betrafen den Umgang von Staaten, Institutionen oder Unternehmen mit den Daten von Menschen: Die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden zeigten, dass britische und US-amerikanische Geheimdienste Zugang zu Millionen von E-Mails und anderen Quellen mit potenziell persönlichen Informationen von vielen Menschen auf der ganzen Welt hatten. Im Facebook-Cambridge-Analytica-Datenskandal nutzte ein Unternehmen Daten von rund 87 Millionen Facebooknutzerinnen und -nutzern, von denen die meisten keine Zustimmung gegeben hatten, um unter anderem Wahlkampagnen zu entwickeln. Das chinesische Sozialkreditsystem zielt darauf ab, einen Datensatz zu erstellen, der es der Regierung ermöglicht, die Vertrauenswürdigkeit von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen zu bewerten. Es funktioniert zum Teil durch den Einsatz des Massenüberwachungssystems „Skynet“, das Kameras, Überwachungsdrohnen, Gesichtserkennungssysteme und verschiedene Mobiltelefon-Apps und Internetgeräte umfasst. Neben diesen Problemen, die in vielen Gesellschaften einen öffentlichen Aufschrei ausgelöst haben, gibt es unzählige weitere kleinere Vorfälle, über die sich die Menschen Sorgen machen, zum Beispiel Smart-TVs, die Gespräche in Wohnzimmern aufzeichnen, Gesichtserkennungssysteme, die Demonstranten oder Sexarbeiter enttarnen oder gehackte Smart Speaker. Dies sind einige Beispiele von vielen Ereignissen und Entwicklungen, die zumindest eines gemeinsam haben: Viele sehen das Recht der Betroffenen auf informationelle Privatsphäre gefährdet oder gar verletzt. Um herauszufinden, ob das so ist und wenn ja, wie schlimm es ist, brauchen wir ein gutes Verständnis davon, was das Recht auf Privatsphäre ist und wie wichtig es ist. Der Kerngedanke des Projekts ist, dass wir das Recht auf Privatsphäre in Bezug auf eine bestimmte persönliche Information genau dann haben, wenn wir das Recht haben, dass andere diese Information nicht fließen lassen, es sei denn, wir sind die richtige Quelle für diesen Informationsfluss. Wenn zum Beispiel meine Chefin meine Krankenakte liest, ohne mich gefragt zu haben, erfährt sie etwas Persönliches über mich, obwohl ich keine Rolle dabei spiele. Ich bin also nicht die richtige Art von Quelle des Informationsflusses, weshalb ihr Verhalten mein Recht auf Privatsphäre verletzt. Im Rahmen des Projekts wird die Hypothese entwickelt, dass „die richtige Art von Quelle sein“ im Sinne des tiefen Selbst (deep self) des Akteurs verstanden werden sollte, ein Begriff, der aus der Moralpsychologie übernommen wird. Demnach schützt das Recht auf Privatsphäre unser tiefes Selbst als Quelle des persönlichen Informationsflusses. Ziel des Projekts ist es, diese Idee zu präzisieren und zu zeigen, dass das Recht auf Privatsphäre in diesem Sinne gerechtfertigt ist und dass dieses Verständnis des Rechts auf Privatsphäre dazu beiträgt zu verstehen, wie wir auf aktuelle soziale Probleme reagieren sollten.