Beiträge zur Bolzano-Forschung – Bd.6

Heinrich Ganthaler & Otto Neumaier (Hg.)

Bolzano und die österreichische Geistesgeschichte

Heinrich Ganthaler & Otto Neumaier (Hg.): Bolzano und die österreichische GeistesgeschichteInhaltsverzeichnis

Vorwort
• Wolfgang Künne: „Die Ernte wird erscheinen …“ Die Geschichte der Bolzano-Rezeption (1849–1939)
• Peter Stachel: Die Bedeutung von Bolzanos „Wissenschaftslehre“ für die österreichische Philosophiegeschichte. Ein Baustein zu einer Geschichte der pluralistischen Tradition österreichischer Philosophie
• Edgar Morscher: Robert Zimmermann – der Vermittler von Bolzanos Gedankengut? Zerstörung einer Legende
• Kurt Blaukopf: Im Geiste Bolzanos und Herbarts. Ansätze empiristischer Musikforschung in Wien und Prag
• Kurt F. Strasser: Bewegung und Verwandlung. Arnold Schönberg

Zum Inhalt: Zwar wird Bolzanos Bedeutung als einer der größten Philosophen und Mathematiker des 19. Jahrhunderts allmählich erkannt, doch ist er bis heute außerhalb eines relativ kleinen Kreises philosophisch Interessierter immer noch weitgehend unbekannt. Selbst jenen, die Bolzano als Begründer einer eigenständigen österreichischen Tradition des Philosophierens sehen, erscheint er oft nur als Vorläufer des Brentano-Kreises, des Wiener Kreises und anderer Glanzlichter der Österreichischen Philosophie. Die in diesem Band enthaltenen Beiträge sind Versuche, die Rolle, die Bolzano in der österreichischen Geistesgeschichte und für diese spielte, etwas genauer und differenzierter darzustellen.

Zu den einzelnen Beiträgen: Wolfgang KÜNNE spürt den verschlungenen Wegen nach, auf denen Bolzanos Philosophie nach seinem Tod im deutschsprachigen Raum rezipiert wurde. Peter STACHEL untersucht den Boden, auf dem Bolzanos Wissenschaftslehre wachsen konnte, sowie die Rolle, welche dieses Werk für die philosophische Tradition in Österreich spielte. Aus beiden Aufsätzen geht hervor, daß Robert Zimmermann, der Bolzano besonders am Herzen lag und der einen Großteil des philosophischen Nachlasses erbte, für die Vermittlung von Bolzanos Philosophie keineswegs die ihm oft zugeschriebene Rolle spielte, sondern dabei eher ein Hindernis war. Seine Persönlichkeit, seine philosophische Entwicklung und seine Rolle für die Bolzano-Rezeption wird von Edgar MORSCHER genauer analysiert.
Auch wenn Bolzano bis heute nicht die ihm gebührende Beachtung gefunden hat, so übte er doch einen nachhaltigen Einfluß aus, und zwar nicht nur auf die Philosophie, sondern auf die Geistesgeschichte Österreichs im allgemeinen. Dies zeigt etwa Kurt BLAUKOPF mit Bezug auf die empiristische Musikforschung in Prag und Wien, während Kurt F. STRASSER einen Bogen von Bolzano zum Komponisten Arnold Schönberg spannt, der wie jener und in dessen Geiste als „subtiler Revolutionär“ versuchte, mit seinem Schaffen „dem Gesetz der Trägheit und der Masse“ entgegen und auf „ein wahrhaft menschliches Leben“ hin zu wirken.

1. Auflage 1997. 278 S. ISBN 3-89665-009-2