Zur Zukunft der Pflege und Betreuung
Aufgrund der aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich, deren Bedeutung durch den von der Bundesregierung angekündigten „Masterplan“ unterstrichen werden, veranstaltet das WissensNetzwerk Recht, Wirtschaft und Arbeitswelt der Universität Salzburg am 24. Jänner die interdisziplinäre Fachtagung „Pflege und Betreuung – Who cares?“
Experten der Universität Salzburg, der Universität Linz, des WIFO Wien und des Sozialministeriums (BMASGK) analysieren beispielsweise Probleme in der 24 Stunden-Betreuung, zeigen Perspektiven nach der Abschaffung des Pflegeregresses auf, diskutieren Bestimmungsfaktoren der Betreuungsform in Österreich und entwerfen Ausblicke auf alternative Pflegemodelle.
Das Thema Pflege und Betreuung gewinnt an Bedeutung, denn dank guter gesundheitlicher Versorgung werden die Menschen älter. Die Zahl der über 80-Jährigen soll bis zum Jahr 2050 von aktuell 437.000 auf 1,2 Millionen anwachsen. Die Zahl der Pflegegeldbezieher soll sich von 460.000 auf 750.000 erhöhen. Der Finanzierungsdruck im Pflegesystem steigt. Derzeit gibt die öffentliche Hand jährlich ungefähr sechs Milliarden Euro für Pflegegeld und öffentliche Betreuungsleistungen aus. Der Rechnungshof rechnet bis zum Jahr 2060 nahezu mit einer Verdoppelung der Kosten. Genauso wie die Sicherstellung der Finanzierung stellen der Personalnotstand und alternative Modelle in der Pflege große Herausforderungen dar.
„Ziel der Tagung ist, das Thema Pflege und Betreuung in seiner Vielschichtigkeit zu beleuchten und gestützt auf interdisziplinäre Erkenntnisse einige Anregungen zu geben und Entwicklungsansätze abseits von tagespolitisch geprägten Diskussionen aufzuzeigen“, sagt Walter Pfeil, Universitätsprofessor für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Salzburg. Er ist zusammen mit den Universitätsprofessorinnen Sabine Urnik und Astrid Reichel vom WissensNetzwerk Recht Wirtschaft und Arbeitswelt Veranstalter der Tagung. Näheres unter https://www.uni-salzburg.at/fileadmin/multimedia/Schwerpunkt%20Recht/documents/Einladung_Pflege_und_Betreuung_%E2%80%93_Who_cares.pdf
Walter Pfeil, der sich vor 25 Jahren mit einer grundlegenden Schrift über die damalige „Neuregelung der Pflegevorsorge“ habilitiert und sich dem Thema auch seither immer wieder gewidmet hat, wird auch die Einleitung zu dieser Veranstaltung vornehmen und einen Überblick der wesentlichsten „Baustellen“ geben.
Der Ökonom Professor Klaus Nowotny von der Universität Salzburg und dem WIFO Wirtschaftsforschungsinstitut (Wien) wird die unterschiedlichen Betreuungsformen in Österreich in den Blickpunkt rücken und analysieren, welche Faktoren für die Gestaltung der jeweiligen individuellen Situation bestimmend sind.
Für Finanzierungssorgen hat in Österreich die Abschaffung des Pflegeregresses gesorgt, die mit 1. Jänner 2018 in Kraft getreten ist. Die Bundesländer können seitdem im Fall einer geförderten stationären Pflege einer Person nicht mehr auf das Vermögen des Betroffenen und jenes der Angehörigen zurückgreifen. Sektionschef Manfred Pallinger vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK), wird Perspektiven nach der Abschaffung des Pflegeregresses aufzeigen.
Die Betreuung zu Hause, vor allem in Form der 24 Stunden-Betreuung ist gleich mehrfach Thema der Tagung. Aus soziologischer Sicht wird sich Michael Leiblfinger von der Johannes Kepler Universität Linz damit auseinandersetzen und unter dem Motto „Wie liebevoll kümmernde Angehörige“ den neuen Sorgemarkt im Wohlfahrtsstaat beleuchten und auf die problematische Grenzverwischung zwischen Pflege und Arbeit eingehen.
Von der rechtlichen Seite betrachtet wird die 24 Stunden-Betreuung von Fabian Schaup, Dissertant am Fachbereich Arbeits- und Wirtschaftsrecht der Universität Salzburg. Ebenfalls Rechtsfragen der Betreuung zu Hause stehen beim Beitrag von Johannes Warter, Postdoc-Mitarbeiter im WissensNetzwerk Recht, Wirtschaft und Arbeitswelt der Universität Salzburg, im Mittelpunkt. Er wird sich besonders den – teilweise durchaus prekären – Rahmenbedingungen für „informelle“ Betreuung durch Angehörige widmen.
Pflege- und Betreuungsleistungen im familiären Bereich bewirken nicht nur psychische und physische Belastungen, sondern bringen Familien oft auch an ihre finanziellen Grenzen. Inwieweit das Steuersystem das berücksichtigt, beleuchten die beiden Betriebswirtinnen und Expertinnen für Steuerlehre an der Universität Salzburg, Professorin Sabine Urnik und Elisabeth Steinhauser.
In ihrem aktuellen Programm bekennt sich die Bundesregierung dazu, „Pflege und Betreuung …für alle Menschen in Österreich in bestmöglicher Qualität nachhaltig sicherzustellen“. Dafür sind nach Meinung von Experten allerdings innovative bedarfsorientierte Modelle erforderlich. Mit ihnen beschäftigt sich im Abschlussvortrag die Salzburger Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Kaltenbrunner.
Veranstaltung:
Pflege und Betreuung – Who cares?
Wann: Donnerstag, 24. Jänner 2019, 9 – 17 Uhr
Wo: Universität Salzburg, Edmundsburg, Europasaal, Mönchsberg 2
Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei. Wegen der beschränkten Raumkapazitäten ist aber eine Anmeldung erforderlich:
https://online.uni-salzburg.at/plus_online/selfregister.CMSAnmeldung?porgnr=13941&pva_nr=64218
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Walter J. Pfeil
Fachbereich Arbeits- und Wirtschaftsrecht
WissensNetzwerk Recht, Wirtschaft und Arbeitswelt
Churfürststraße 1, 5020 Salzburg
t.: 0662 8044-3200, 3203