Stefan Zweig und Thomas Mann: Wohlverdienter Weltruhm
Unter dem Titel „Begegnungen. Stefan Zweig und Thomas Mann“ fand am 28. und 29. Juli ein Symposium anlässlich des 80. Todestages des österreichischen Schriftstellers auf der Edmundsburg statt.
„Unsere Zeit ist von Wirren, Konflikten und Exilerfahrungen geprägt“, sagte Rektor Hendrik Lehnert und verwies auf die hohe Aktualität des literarischen Wirkens von Stefan Zweig und Thomas Mann, „zwei der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.“ Beide seien für ihre pro-europäische Haltung bekannt gewesen und hätten ihre jeweiligen Heimatstädte Salzburg und Lübeck geprägt, auch wenn sie nicht besonders lange dort gelebt hätten.
Vereint hat sie auch der Humanismus, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, worauf während des Symposiums „Begegnungen“ immer wieder hingewiesen wurden. Sagt man Thomas Mann einen militanten Humanismus nach, der sich gegen Fanatismus zur Not auch mit Waffen wehren müsse, so war Stefan Zweig Zeit seines Lebens Pazifist. Thomas Mann schrieb über ihn in einem Nachruf, sein Weltruhm sei wohlverdient gewesen, Zweigs seelische Widerstandskraft sei allerdings im Exil zusammengebrochen. Damit bezog er sich auf Zweigs Selbstmord 1942 im brasilianischen Petrópolis.
Nichtsdestotrotz: Stefan Zweig und Thomas Mann setzten große Hoffnungen in die nachfolgende Generation. Zweig sprach in diesem Zusammenhang von einer moralischen Entgiftung und dem Aufbau einer neuen Generation. „Gerade mit seinen Europareden hat sich Stefan Zweig als großer Vordenker erwiesen, sich für die Bekämpfung von nationalistischen Tendenzen, Militarismus und Krieg stark gemacht“, sagt Arturo Larcati, Leiter des Stefan Zweig Zentrums. Stets habe er sich für den Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden in einem europäischen Kontext eingesetzt und für die Erziehung der Jugend einen europäischen Geist gefordert. „Er hat an die jungen Menschen appelliert, zu reisen, andere Kulturen kennenzulernen und damit ihren Blick zu öffnen und tolerantes Denken zu lernen“, erklärt Larcati. So sei das ERASMUS-Programm der Europäischen Union eine ganz konkrete Erbschaft Stefan Zweigs.
Thomas Mann und Stefan Zweig waren bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ins Exil gegangen sind, überzeugte Europäer. In den USA und Brasilien allerdings begannen sie, ihre Gesinnungen zu erweitern. „Stefan Zweig zeigte eine große Solidarität mit Verfolgten und Emigranten“, sagt Larcati. Er sei überzeugt gewesen, dass der moralische Urtrieb nie sterben würde, dass der Kampf für Gerechtigkeit bestehen bleibt. „Insofern findet man gerade in der heutigen Zeit sehr viel Trost in der Lektüre von Stefan Zweigs Werk.“
Das Symposium „Begegnungen“ ging mit einer von Bettina Hering, der Schauspielleiterin der Salzburger Festspiele, gestalteten Lesung zu Ende. Claudia Michelsen und Martina Gedeck trugen dabei Texte von Erika Mann, Thomas Mann, Friderike Zweig und Stefan Zweig unter dem Titel „In aufrichtiger Wertschätzung!“ vor.
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