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Wenn schlimme Erlebnisse den Alltag belasten

Menschen, die schreckliche Ereignisse durchleben mussten, wie etwa Verkehrsunfälle, körperliche Übergriffe oder sexuelle Gewalt, können sich oftmals nicht mehr davon lösen und ihr Alltagsleben ist beeinträchtigt. Professor Frank Wilhelm von der Paris Lodron Universität Salzburg und Doktorandin Sarah Danböck starten ein neues Forschungsprojekt zu dieser psychischen Erkrankung, der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

„Menschen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt sind, leiden beispielsweise an sich aufdrängenden, belastenden Erinnerungen, Albträumen oder starken emotionalen und körperlichen Reaktionen auf Dinge, die sie an das Ereignis erinnern“, betont Psychologieprofessor Frank Wilhelm. So könne beispielsweise eine Autofahrt bei Opfern eines Autounfalls auch Jahre nach dem Ereignis noch starke Angst, Schweißausbrüche und Herzklopfen auslösen, so Wilhelm. Teilweise fürchten Betroffene Situationen, die mit dem Ereignis verknüpft sind so sehr, dass sie diese vermeiden und ihren Alltag anpassen müssen, damit sie keiner derartigen Situation ausgesetzt sind. So könne es dazu kommen, dass bei Unfallopfern der tägliche Weg in die Arbeit zu einer großen Hürde wird. „Betroffene leiden außerdem auch oft an starker, anhaltender Nervosität, Schreckhaftigkeit, Konzentrations- und Schlafproblemen“, sagt Doktorandin Sarah Danböck. Manchen komme zeitweise ihre Umgebung unwirklich vor oder sie fühlen sich losgelöst vom eigenen Körper, so Danböck. Insgesamt leiden Betroffene meist sehr unter den Symptomen dieser psychischen Erkrankung und werden durch diese im Alltag, beispielsweise in sozialen Beziehungen oder im Beruf, stark beeinträchtigt.

Normalerweise kann eine Psychotherapie diese Beschwerden lindern. Allerdings ist der Behandlungserfolg nicht immer gleich, manche profitieren davon mehr, andere weniger. In einer neuen, groß angelegten Studie möchten Professor Frank Wilhelm und Doktorandin Sarah Danböck vom Fachbereich Psychologie der PLUS deshalb weitere Ansatzpunkte für die Therapie der PTBS erforschen. „Um die Therapie der PTBS zu verbessern, ist es zunächst wichtig, unser Wissen über die Erkrankung und die dahinterstehenden Mechanismen zu erweitern. Gerade bei der Posttraumatischen Belastungsstörung gibt es einiges, was wir noch nicht wissen“, erläutert Wilhelm. Erste Hinweise würden erkennen lassen, dass es unterschiedliche PTBS-Typen mit unterschiedlichen Symptomen gibt. Daher sprechen diese unterschiedlichen PTBS-Typen auch unterschiedlich gut auf Therapie an. „Die Unterschiede zwischen diesen Typen möchten wir nun in dieser Studie genauer erforschen und verstehen“, so Danböck.

In der Studie, die im September 2020 gestartet ist, sollen rund 80 Personen mit PTBS in einer Online-Vorbefragung, zwei persönlichen Studienterminen an der Universität Salzburg und einer Online-Nachbefragung genauer untersucht werden. Beim ersten persönlichen Termin werden in einem ausführlichen Gespräch aktuelle Symptome und Beschwerden erfragt. Außerdem werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, ihr traumatisches Erlebnis in einer geschützten Atmosphäre etwas näher zu schildern. Beim zweiten persönlichen Termin hören sich die Teilnehmenden begleitet von mehreren Ruhe- und Entspannungsphasen, kurze Nacherzählungen neutraler Erlebnisse und eine kurze Nacherzählung ihres traumatischen Erlebnisses an. Dabei werden ihre körperlichen Reaktionen gemessen und ihre psychischen Reaktionen erfragt. Dieses Vorgehen ist eine etablierte Methode der PTBS-Forschung. Die Teilnehmenden erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von circa 60 Euro (ca. 10 Euro/Stunde) sowie auf Wunsch eine persönliche Rückmeldung und Material zur Nutzung in der Therapie.

„Langfristig möchten wir durch unsere Forschung das Verständnis von PTBS-Symptomen verbessern und neue Ansatzpunkte für die psychotherapeutische Behandlung der PTBS schaffen“, so Sarah Danböck. Dieses Ziel könne aber nur erreicht werden, wenn Personen mit PTBS die Forschungsarbeit unterstützen. „Deshalb sind wir sehr dankbar für jeden Betroffenen, der sich jetzt schon bei uns gemeldet und an der Studie teilgenommen hat. Da wir allerdings, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, relativ viele Personen mit PTBS untersuchen müssen, sind wir darauf angewiesen, dass sich noch weitere Betroffene bei uns melden und uns unterstützen.“

Sarah Danböck | Foto: © privat
Sarah Danböck | Foto: © privat

 

Univ.-Prof. Dr. Frank Wilhelm, Fachbereich Psychologie | Foto: © Kolarik
Univ.-Prof. Dr. Frank Wilhelm, Fachbereich Psychologie | Foto: © Kolarik

 

Kontakt:
Sarah Danböck (M.Sc.)
Paris Lodron Universität Salzburg
Fachbereich Psychologie
Abteilung für Klinische Psychologie und Psychopathologie

Übersicht Medienberichte:

* Wenn Gewalterlebnisse belasten, Salzburger Nachrichten vom 08.02.2021, Seite 14
* Wenn schlimme Erlebnisse den Alltag belasten, science.apa.at vom 03.02.2021
* Uni Salzburg sucht Betroffene für Forschungsprojekt zu PTBS, science.apa.at vom 03.02.2021