Mittwoch, 18. Jänner 2023 | 18.45 Uhr s.t. | Hörsaal 301 im Wallistrakt | Franziskanergasse 1, 4. Stock

Zum Vortrag

Meinungen haben keinen guten Ruf. Sie stehen unter Verdacht, wenig zu taugen oder gar gefährlich zu sein. Gegenüber dem Wissen erscheinen Meinungen als defizitär oder gar toxisch – besonders dann, wenn sie in den sogenannten Sozialen Medien ‚geteilt‘ werden. Aber verstehen wir denn noch, was Meinungen sind oder sein können? Denn das Urteil über Meinungen scheint schon gefällt, bevor man sich ein Bild von ihnen gemacht hat. Könnte es sein, dass die Meinungskrise nicht etwa darin liegt, dass es zu viele, zu falsche oder zu aufsässige Meinungen gibt, sondern vielmehr darin zu suchen ist, dass das Verständnis von Meinungen als Meinungen verloren gegangen ist? Dieser Frage geht der Vortrag nach, indem skizziert wird, wie Meinungen als Meinungen verstanden werden können. Daran anschließend diskutiert der Vortrag, was Meinungsbildung bedeuten kann. Denn nicht wenige aktuelle Diskussionen um die Meinungsfreiheit betreffen etwas anderes: die Meinungsbildung, die auch eine Bildung des Menschen ist.

Zum Vortragenden

Christian Bermes, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (vormals Universität Koblenz-Landau), hat zahlreiche Beiträge zur öffentlichen Debattenkultur vorgelegt – zuletzt: Meinungskrise und Meinungsbildung, eine Philosophie der Doxa, Hamburg 2022. Das vielfach besprochene Buch wurde für die Shortlist zum Tractatus Preis 2022 nominiert. Er ist Herausgeber der Zeitschrift für Kulturphilosophie und arbeitet zu Themen der Phänomenologie, Sprachphilosophie und Philosophischen Anthropologie. 2010-2021 war er Sprecher der Graduiertenschule ‚Herausforderung Leben‘. 2013-2019 leitete er den Forschungsschwerpunkt ‚Kulturelle Orientierung und normative Bindung‘, 2013-2015 amtierte er als Präsident der ‚Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung‘. 2020 hat er die Leitung des ‚Forschungsinstituts für Phänomenologie und Hermeneutik‘ übernommen.