Vortrag: John Lesley (1527-1596) als Historiograph im Kerker und im Exil
Dr. Bernhard Söllradl
Mittwoch, 24. Jänner 2024 | 19.00 Uhr | Abgusssammlung (SR E.33) | Residenzplatz 1 | Salzburg | EINLADUNG
Im Vortrag wird die – in beiden Fällen schwierige – Entstehungsgeschichte der historiographischen Werke John Lesleys (1527-1596) beleuchtet: Die volkssprachliche Historie of Scotland (1570) entstand während der Kerkerhaft in England, während das lateinische Werk (De origine, moribus et rebus gestis Scotorum libri decem, gedruckt 1578) im Exil verfasst wurde, das Lesley nach einem etwa einjährigen Aufenthalt in Paris ab 1575 am Hof Papst Gregors XIII. in Rom verbrachte.
Basierend auf einer Analyse der Widmungsbriefe und Geleitgedichte soll außerdem gezeigt werden, dass die beiden Texte nicht nur an ein unterschiedliches Publikum gerichtet sind und dabei unterschiedliche Ziele verfolgen, sondern auch die Person des Autors ganz unterschiedlich inszenieren: als leidgeprüften, willkürlicher Bestrafung ausgesetzten Botschafter Maria Stuarts in der volkssprachlichen Version – als katholischen Märtyrer und ‚schottischen Cicero‘ in der lateinischen.
Dr. Bernhard Söllradl ist wissenschaftlicher Miterbeiter am Bereich Klassische Philologie. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen neben der „Frühneuzeitliche Historiographie“, vor allem auch das „Römische Epos“ (bes. Valerius Flaccus, Statius, Silius Italicus) und die „Gattungstheorie und Metapoetik“. Er ist seit März 2023 mit dem FWF-Projekt „Configurations of Genre in Flavian Epic Poetry“ am Fachbereich Altertumswissenschaften angestellt.