Unterwasserarchäologischer Survey im Nemisee
Unterwasserarchäologischer Survey im Nemisee
![Lago di Nemi](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-01-300x225.jpg)
Zum ersten Mal seit den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts fanden im Nemisee wieder unterwasserarchäologische Untersuchungen statt. Unter der Leitung des israelischen Unterwasserarchäologen Emmanuel Nantet (Department of Maritime Civilizations/ Universität Haifa) nahmen Forscher*innen aus Frankreich, Italien und Österreich daran teil. Auch unser Fachbereich war durch Rupert Breitwieser als stv. Grabungsleiter maßgeblich beteiligt. Große logistische Unterstützung kam von A.S.S.O ASSONET (asso-net.blogspot.com)
![Das Grabungsteam](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-02-300x225.jpg)
Der in den Albaner Bergen, rund 30 km südöstlich von Rom gelegene „Lago di Nemi“ ist vor allem durch die beiden Prunkschiffe des Kaisers Caligula bekannt. Bereits im 15. Jahrhundert wurden Bergungsversuche gestartet. Dabei kam es im 16. Jahrhundert zum ersten Einsatz von Taucherglocken, eine gefährliche Methode, die jedoch erstmals den temporären Aufenthalt unter Wasser ermöglichte. Auf Anordnung von Benito Mussolini wurde der See ab 1928 abgepumpt und die beiden Prunkschiffe bis 1932 geborgen. Sie kamen in ein speziell errichtetes Museum, fielen jedoch 1945 einer Brandkatastrophe zum Opfer. Das Wasser des Sees wurde durch einen bereits in frührömischer Zeit errichteten Entwässerungstunnel abgeleitet.
![Caissonhölzer](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-03-300x169.jpg)
Ziel der Kampagne war es nicht, das sagenumwobene 3. Prunkschiff Caligulas zu finden, sondern am Südufer des Sees eine in Caissonbauweise errichtete Mole zu untersuchen. Caissons sind rechteckige Holzkonstruktionen mit doppelter Wand und zwischen den Wänden geschlossenem Boden, ähnlich wie bei eine U-Profil. Diese schwimmenden Kästen wurde per Boot an einen für die Mole vorgesehenen Abschnitt gebracht und zwischen Pfählen verankert. Danach wurde der Raum zwischen den inneren und äußeren Wänden gleichmäßig mit Bruchsteinmauerwerk und wasserfestem Beton, von den Römern Opus caementicium genannt, aufgefüllt, was die Konstruktion auf Grund sinken ließ. Diese Bauweise ist im 1. Jahrhundert v. Chr. entwickelt worden, geriet aber im Mittelalter in Vergessenheit.
![Untersuchungen](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-04-300x169.jpg)
![Taucher bei der Arbeit](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-05-300x169.jpg)
![Vermessung](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-06-300x169.jpg)
![zeichnerische Aufnahme](https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/09/Bild-07-300x169.jpg)
Da die Mole im seichten Uferbereich, knapp unter der Oberfläche bis max. 1m Wassertiefe lag, konnte keine photogrammetrische Aufnahme erfolgen, sondern es wurde eine traditionelle Vermessung von Hand und eine zeichnerische Dokumentation durchgeführt. Zusätzlich wurden Dendroproben entnommen, die Aufschluss über die genaue zeitliche Stellung geben sollen. Damit kann abgeklärt werden, ob es einen Bezug zu der nicht weit am Ostufer gelegenen, großen kaiserlichen Villa des Caligula gibt.