Pressemeldungen

Universität Salzburg: gendup zeichnet Nachwuchswissenschaftlerinnen aus

Für hervorragende Diplomarbeiten im Bereich Naturwissenschaften wurde an Vera Esser und Maria Österbauer der Marie-Andeßner-Preis vergeben.

Dissertationsstipendien gingen an die Tanzwissenschaftlerin Miriam Althammer, die Psychologin Julia Reichenberger und die Sportwissenschaftlerin Nathalie Alexander. Andeßner-Habilitationsstipendien erhielten die Anglistin Julia Lajta-Novak und die Geologin Bianca Heberer.

„Mit diesen Stipendien und Preisen werden finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen, die es den Wissenschaftlerinnen ermöglichen, sich ganz auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren“, so Vizerektorin Sylvia Hahn, die den jungen Wissenschaftlerinnen herzlich gratulierte. Benannt sind die Würdigungen nach der 1833 in Salzburg geborenen Marie Andeßner, die als Schriftstellerin über ihre Reisen in alle fünf Kontinente berichtete. Sie sind Teil eines vielfältigen Förderprogramms für Frauen an der Universität Salzburg, das von „gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung“ entwickelt wurde. 

Marie Andeßner HABILITATIONSSTIPENDIEN

Julia Lajta-Novak

In ihrem Habilitationsprojekt untersucht Lajta-Novak Romane über historische Künstlerinnen wie Frida Kahlo oder Clara Schumann. Dabei geht sie den Fragen nach, welche Rollenbilder der kunstausübenden Frau entworfen und welche Erzählmuster dafür verwendet werden. Ihre Habilitation wird durch den Österreichischen Forschungsfonds FWF gefördert, bisherige Forschungsaufenthalte führten sie von der Universität Wien aus u.a. nach London, Oxford und Salzburg. 2015 tritt sie in Salzburg das Marie Andeßner-Stipendium an, um ihre Habilitation fertigzustellen. Julia Lajta-Novak ist Literaturwissenschaftlerin am Fachbereich Anglistik und Amerikanistik der Universität Salzburg.

Nach ihren Studien der Anglistik und Musik in Wien und Edinburgh und Kulturmanagement in London promovierte sie 2010 an der Universität Wien in englischer Literaturwissenschaft mit einer mehrfach ausgezeichneten Dissertation zu Live Poetry, für die sie den Theodor Körper-Preis, den Doc.Award der Stadt Wien/Universität Wien und den Dr. Maria-Schaumayer Preis erhielt. Für das Jahr 2008 wurde Lajta-Novak vom internationalen Karriereportal Academics (Die Zeit) zur Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres nominiert, ein Jahr später von der Universität Wien als eine der „Top 1%“ der österreichischen Jungforscher/innen ausgewählt, um am europäischen Programm Atomium Culture für Forschungskommunikation teilzunehmen.

Bianca Heberer

Heberer beforscht den dynamischen Wechsel von Hebung und Abtragung in Gebirgen. Dabei benutzt sie Methoden der Niedrigtemperatur-Thermochronologie, welche die thermische Geschichte eines Gesteins während der Abkühlung durch die Erdkruste aufzeichnen. Während dieser Abkühlung werden in bestimmten Mineralen Informationen darüber gespeichert, wann das Gestein eine bestimmte Temperatur unterschritten hat.

Diese Daten, gekoppelt mit Geländedaten, erlauben es, die unterschiedlichen Einflüsse von Tektonik und Klima auf Gebirgssysteme zu erfassen. Gegenwärtig liegt der Forschungsschwerpunkt von Frau Dr.in Heberer in den Alpen, in der Vergangenheit hat sie bereits in Chile und China gearbeitet. Bianca Heberer hat an den Universitäten Frankfurt a.M. und Otago (Neuseeland) Geologie studiert und in Freiburg im Breisgau mit einem Projekt in den Anden promoviert. Im Anschluss arbeitete sie als Postdoc an der Universität Salzburg.

DISSERTATIONSSTIPENDIEN

Miriam Althammer

In ihrer Dissertation will Althammer eine erste Sammlung über zeitgenössischen Tanz in Osteuropa gestalten. Dazu entwickelt sie eine neue Archivstruktur. Neben der Konservierung sollen die Materialien nach performativen Kriterien geordnet und Überschneidungen, Übergänge und Lücken aufzeigt werden. Dieser offene Ansatz bildet Denk-, Recherche- und Assoziationsstrukturen aus, die in ihren vielfältigen geschichtlichen, interdisziplinären und kontextuellen Bezügen die gesammelten Materialien zugänglich machen. Ein Geflecht aus Kunst und Wissenschaft, Ost und West, Institution und Künstler, aber auch Archiv und Körper, Schrift und Bewegung soll dadurch abgebildet werden.

Miriam Althammer studierte Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur an der LMU München sowie Tanzwissenschaft an der Universität Bern und beschloss 2013 ihr Magisterstudium mit einer Arbeit über den amerikanischen Choreographen Richard Siegal. Am Institut für Musik- und Tanzwissenschaft der Universität Salzburg verfasst sie derzeit ihre Doktorarbeit zum Thema Wissen im Übergang – Performative Archive des zeitgenössischen Tanzes in Osteuropa zwischen Institution und künstlerischer Praxis. Neben ihrer Forschung, in der sie sich besonders mit der Archivierung von Tanz sowie den Schnittstellen von performativen und bildenden Künsten beschäftigt, arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin.

Julia Reichenberger

Soziale Stressfaktoren, auch Stressoren, wie unangemessene Kritik oder Abwertungen, sind nicht nur die häufigsten, sondern auch die intensivsten psychologischen Stressoren. Sie lösen eine Reihe von emotionalen Reaktionen des periphären (z.B. Herzrate) und zentralen Nervensystems sowie verschiedenste Verteidigungs- und Emotionsregulationsversuche aus. Die Dissertation befasst sich mit der Simulierung solcher Stresssituationen im Labor durch ablehnende (z.B. „Ich bin enttäuscht von dir“) als auch anerkennende (z.B. „Ich bin stolz auf dich“) Äußerungen Anderer in naturalistischen Videoclips und den dabei ausgelösten Emotionen und Regulationsstrategien. Besonderer Fokus wird auf den differenziellen Reaktionen und ungünstigen Bewältigungsstrategien, wie etwa Emotionsunterdrückung von Personen mit sozial ängstlichen, depressiven oder auch essgestörten Zügen liegen. Die Dissertation kann somit zu einem besseren Verständnis von Angst-, Ess- und Affektiven Störungen beitragen.

Julia Reichenberger begann ihr Doktoratsstudium im Anschluss an ihren Masterabschluss der Psychologie 2014. Ihre Dissertation am Fachbereich Klinische Psychologie, Psychotherapie und Gesundheitspsychologie führt dabei ihre bereits im Master begonnene inhaltliche Spezialisierung fort und wird von Prof. Jens Blechert betreut. 

Nathalie Alexander

Ziel der Dissertation ist es, durch die Anwendung muskuloskelettaler Modellierung die Belastungen von Strukturen und Gelenken im Zusammenhang mit präventiven, rehabilitativen und materialtechnischen Aspekten zu bestimmen und deren Wichtigkeit in diesen Bereichen aufzuzeigen. Mit dieser Dissertation werden insbesondere die Bereiche Prävention, Rehabilitation und Leben mit einer physischen Beeinträchtigung abgedeckt. Dabei können die verschiedenen präsentierten Studien sowohl sportlich als auch klinisch betrachtet werden. Im Detail beschäftigen sich die Projekte mit: 1) Muskel- und Gelenkkräften der unteren Extremität beim Bergab- und Bergauf-Gehen, 2) der Analyse von Muskelkräften, der über das Knie verlaufenden Muskulatur, sowie von Gelenkkräften beim Gehen von Probanden mit Kreuzbandriss und 3) Gelenkbelastungen bei Prothesenträgern beim Gehen auf geneigten Ebenen mit unterschiedlichen Prothesenfüßen. Nach dem Bachelorstudium Sportgerätetechnik, während dessen Frau Alexander einen sechs- monatigen Forschungsaufenthalt in Calgary, Kanada machte, absolvierte sie das internationale Master Studium in Performance Analysis of Sports in Deutschland, England und Spanien. Im Oktober 2012 kam sie an den IFFB Sport- und Bewegungswissenschaft der Universität Salzburg, um hier ihre Doktorarbeit unter der Betreuung von Prof. Hermann Schwameder in der AG Biomechanik zu schreiben.

Marie Andeßner DIPLOMARBEITSPREISE

Vera Esser

In ihrer Masterarbeit „Männliches Burnout – Weibliches Burnout: Wenn das Geschlecht doch einen Unterschied macht!“ beschäftigte sich Vera Esser mit der Frage, wie das Berufs- und Privatleben von ArbeitnehmerInnen in Bezug auf Burnout interagieren. Besonderen Fokus legte sie auf die Gerechtigkeitsbewertungen des Berufs- und Privatlebens, zumal Gerechtigkeit als fundamentaler Aspekt menschlicher Interaktionen gilt, die sowohl das Privat- als auch das Berufsleben prägen. In der Arbeit stellt sich eindrucksvoll dar, dass sich Frauen und Männer nicht bezüglich des Burnout-Risikos an sich unterscheiden, sondern dass es die Wechselwirkungen zwischen der privaten und beruflichen Rolle sind, die sich bei Frauen und Männern unterschiedlich auf deren Burnout-Risiko auswirken: Frauen profitieren von einem gerechten Privatleben und können sich damit vor Burnout schützen, wenn sie ihre Rolle als Arbeitnehmerin ungerecht bewerten. Männer jedoch scheinen ihre berufliche und ihre private Lebensrolle miteinander zu vergleichen und weisen die höchsten Werte für Burnout auf, wenn die private Rolle als gerecht, die berufliche Rolle als ungerecht bewertet wird. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Männer stärker auf ihr Berufs- als auf ihr Privatleben konzentrieren und im Falle von beruflicher Ungerechtigkeit ein höheres Risiko für Burnout haben. Frauen hingegen scheinen Ressourcen aus ihrem gerechten Privatleben ziehen zu können, wenn sich das Berufsleben als widrig erweist.

Vera Esser studierte Psychologie mit dem Schwerpunkt Soziale Interaktion an der Universität Salzburg und schloss ihr Studium 2014 mit Auszeichnung ab. Währenddessen arbeitete sie in der Personalabteilung einer großen Unternehmensberatung, anschließend in einer Beratungsgesellschaft im Human Resources Bereich. Ihre dortigen Erfahrungen machten sie besonders aufmerksam für die Work-Life Balance Bedürfnisse von ArbeitnehmerInnen, die sie in ihrer Masterarbeit untersuchte und nun in ihrer Dissertation weiterverfolgt.

Maria Österbauer

Für ihre Masterarbeit war Maria Österbauer von Oktober 2013 bis Mai 2014 in der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Weßler tätig. Im Fokus dieser Arbeit lag die Untersuchung der Nicht-Rezeptor Tyrosinkinase c-Abl, der in Helicobacter pylori infizierten Zellen eine wichtige Rolle in der Pathogenese zukommt. Dabei wurde ein Schwerpunkt auf die von Helicobater pylori induzierte Signaltransduktion gelegt. Als weiteres wichtiges Ergebnis konnten neue Interaktionspartner dieser Tyrosinkinase identifiziert werden. Die gewonnen Erkenntnisse dieser Masterarbeit könnten zu einem verbesserten Verständnis von Helicobacter pylori induzierten Magenerkrankungen führen.

Maria Österbauer absolvierte das Studium Molekulare Biologie an der Universität Salzburg und der Universität Linz, welches sie im August 2014 mit Auszeichnung abschloss. Seit Oktober 2014 arbeitet sie bereits an ihrer Dissertation.

Foto: v.l.n.r.: Nathalie Alexander, Vera Esser, Julia Lajta-Novak, Vizerektorin Sylvia Hahn, Julia Reichenberger, Bianca Heberer, Miriam Althammer, Maria Österbauer | © Kolarik/LEO

Mag. Ingrid Schmutzhart
Leiterin Gendup
Universität Salzburg
Tel.: +43 662 8044 2520

Foto: v.l.n.r.: Nathalie Alexander, Vera Esser, Julia Lajta-Novak, Vizerektorin Sylvia Hahn, Julia Reichenberger, Bianca Heberer, Miriam Althammer, Maria Österbauer | © Kolarik/LEO