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TRAUERFALL – Prof. Josef Thonhauser

Josef Thonhauser wurde 1939 in Lienz (Osttirol) geboren, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Ab 1957 studierte er in Wien Latein und Geschichte für das Lehramt an höheren Schulen, einige Jahre übte er den Lehrerberuf an höheren Schulen und der pädagogischen Akademie aus. 1965 promovierte er in Wien zum Doktor der Philosophie im Fach Geschichte. Von 1964 bis 1973 war er zunächst Hochschulassistent am Institut für Pädagogik an der Universität Wien, ab 1973 Universitätsassistent am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Salzburg, wo er sich 1977 habilitierte. Seit 1979 war er als außerordentlicher Universitätsprofessor, ab 1997 bis zu seiner Pensionierung 2004 als Universitätsprofessor für Pädagogik an der Universität Salzburg tätig. Die Studierenden konnten noch bis 2009 in den Genuss spannender, interaktiver und bestens vorbereiteter Lehrveranstaltungen kommen. Gelehrt hat Prof. Thonhauser auch an der Universität Wien und dem IFF Klagenfurt. Er leitete an der PLUS die Abteilung für Schulpädagogik (1982 -1994) bzw. für Schulforschung und Lehrerbildung (bis 2000). Er war langjähriger Vorsitzender der gesamtösterreichischen Studienkommission für die pädagogische Ausbildung für das Lehramt an höheren Schulen. Professor Thonhauser war in der Community bestens vernetzt und einer der Gründungsväter der ÖFEB (Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen). Darüber hinaus war er Mitglied der Sektion AEPF der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) und des Interuniversitären Instituts für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF). Die österreichische Bildungsforschung verliert einen prominenten Experten und Impulsgeber für Bildungspolitik und pädagogische Praxis.

In seinen Studien befasste sich Prof. Thonhauser meist deutlich vor dem Mainstream mit pädagogisch und gesellschaftlich relevanten Themen, z.B. Umwelterziehung in Österreich (1993) oder Vergangenheitsbewältigung in österreichischen Schulbüchern (1989). Publikationen entstanden u.a. zur Leistungsbeurteilung, Schulforschung, Fallgeschichten, Fachdidaktik Geschichte und diversen Schulbuchanalysen. Schulqualität, -autonomie und -entwicklung sowie die Evaluation des Schulsystems und der Lehrkräfteausbildung sind Langzeitthemen seiner universitären Forschung. Sein Publikationseifer war bis zuletzt ungebrochen. Josef Thonhauser war ein Freund der Künste und der Natur, Bergsteigen war seine Leidenschaft. Er war Familienmensch, Teamplayer und Leiter mit Umsicht und Weitblick. Er faszinierte mit großer Allgemeinbildung bei gleichzeitig hoher Detailkenntnis – „Weisheit und Besonnenheit“ zeichneten ihn aus. Während er sich mit dem Konnex Geschichte und Pädagogik in etlichen Publikationen empirisch-methodisch breit aufgestellt befasste, hat er im Buch „Zwischen Weltkrieg und Staatsvertrag – ein Kind aus Tirol als Zeitzeuge“ (2010) ein sehr authentisches, persönliches und autobiografisches Werk der Nachwelt hinterlassen. Studierende schätzten seine Lehre, v.a. die pädagogisch-gruppendynamisch anspruchsvollen, persönlichkeitsbildenden und zwischenmenschlich sehr verbindenden Blockseminare, die im Bereich der pädagogischen Kommunikation und Interaktion angesiedelt waren. Besonders diese Veranstaltungen wirkten lange nach und wurden als Impuls für eine „Pädagogik in Augenhöhe“ erlebt. Didaktisch, methodisch und (forschungs)strategisch war er über mehr als drei Jahrzehnte ein faszinierender Lehrmeister für die Studierenden der PLUS. Studien-Exkursionen führten den Fachbereich unter seiner Leitung u.a. nach Tschechien, Slowenien, die Niederlande und Israel. Prof. Thonhauser wurde für seine hohe Fachkompetenz und seine sachlichen Analysen als Methodiker und Empiriker geschätzt. Humor, Empathie, Kollegialität und Interaktionskompetenz waren bestens ausgeprägt. Wir werden ihn als mutigen, geradlinigen Menschen in Erinnerung behalten, auf dessen Wort man sich immer verlassen konnte. Die Universität Salzburg wird Prof. Josef Thonhauser stets ehrenvoll in Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Hendrik Lehnert Rektor

Univ-.Prof. Dr. Burkhard Gniewosz | ao. Univ-Prof. Dr. Franz Hofmann | Dr. Andreas Paschon

im Namen aller FB-KollegInnen seit 1973 Fachbereich Erziehungswissenschaft

Josef Thonhauser

Fachbereich Erziehungswissenschaft

Uni Salzburg

Erzabt-Klotz-Straße 1