Startschuss für das Projekt SiCPAS von Barbara Denicolò
SiCPAS – Sigmund of Tyrol’s Court. Practices – Actors – Spaces
In dem neuen, von der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) geförderten Projekt beschäftigt sich Dr.in Barbara Denicolò mit dem Hof des Landesfürsten Sigmund von Habsburg-Tirol aus einer akteurszentrierten Perspektive, wobei Fragen der Materialität, des Raumes und Praktiken miteinander kombiniert werden. Technisch werden dabei auch Methoden der automatisierten Informationsextraktion aus spätmittelalterlichen Quellen erprobt.
Am 24. Oktober 2027 jährt sich der Geburtstag des Tiroler Landesfürsten und Habsburgers Sigmund, auch genannt der Münzreiche (26.10.1427–4.03.1496), zum 600. Mal. Er ist in der Tiroler Landesgeschichte sehr bekannt und sein Leben und Wirken hat Einzug in populäre Geschichtsdarstellungen gefunden. Sigmund war der Sohn Friedrichs IV. von Tirol (1382–1439) und dessen zweiter Frau Anna von Braunschweig-Göttingen (1390–1432). Da er beim Tod seines Vaters noch minderjährig war, lebte er daraufhin sieben Jahre lang am Hof seines Vormunds und Onkels Friedrich III., dem Herzog von Österreich und späteren Kaiser.
Bekannt ist Sigmund unter anderem durch den Konflikt mit Nicolaus Cusanus, der ihm 1460 einen Kirchenbann einbrachte, sowie durch seinen angeblich luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil, seinen überdimensionierten Hofstaat und die daraus entstandenen hohen Schulden. Aufgrund seines Lebenswandels und einer zunehmenden Unzurechnungsfähigkeit bzw. Senilität wurde er – so die gängige Erzählung – 1490 von den Tiroler Ständen zur Abdankung gedrängt. Tirol ging an Maximilian I.
Dieser Tiroler Landesfürst wurde trotz seiner Bedeutung für die Tiroler und Habsburger Geschichte in der Forschung bisher kaum beachtet. Die meisten Informationen beruhen daher auf Halbwissen oder sehr veralteten Publikationen, die nicht mehr den aktuellen Standards genügen. Insbesondere sein Hof ist noch weitgehend unerforscht.
Das geplante Projekt schließt diese Forschungslücke, indem es sich des umfangreichen Quellenbestandes annimmt und Sigmunds Hof mit Ansätzen der neueren Höfeforschung und unterstützenden Technologien aus dem Bereich der Digital Humanities untersucht.
Sie ermöglichen es, die Menge an vorhandenen Quellen ökonomisch und wissenschaftlich sinnvoll zu bearbeiten und somit in ihrer Gesamtheit bzw. aus einer Metaperspektive zu betrachten und auszuwerten. Durch automatische Transkription, Annotation und Informationsextraktion wird ein neuer, zeitgemäßer und effizienter Zugang zu den Quellen erprobt, der neue Erkenntnismöglichkeiten bietet.
Im Zentrum steht die Frage nach der Charakterisierung von Sigmunds Hof anhand der beteiligten Personen, der dabei in Anspruch genommenen und kreierten materiellen und immateriellen Räume, der charakteristischen Praktiken und der damit in Verbindung stehenden Objekte. In besonderer Weise geht es dabei um Interaktionen und Überschneidungen zwischen den vier Analysekategorien Raum, Person, Objekt, Praktik. Das Hauptaugenmerk liegt somit auf den materiellen und räumlichen Bedingungen des Hofs und der Frage, wie sich Akteur:innen dazu verhalten bzw. darin bewegen.
- Gefördert von der Paris Lodron Universität Salzburg mit einem Early Career Grant (Awardnr. 34824249)
- Dauer: Mai 2024-Oktober 2025
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- Siehe auch: Aussendung der Universität zum Förderprogramm