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Scientist in Residence – VORTRAG

Hintergrund zu Zong! bildet eine historische Ikone des britischen abolitionism: Das Sklavenschiff Zong

verfuhr sich 1781 auf seinem Weg über den Atlantik. Als das Wasser knapp wurde, entschied der Kapitän,

138 Sklaven über Bord zu werfen. Motivation zu dieser Tat war eine Regelung des britischen

Versicherungsrechtes, das eine Haftung durch die Versicherer nur im Falle eines unnatürlichen Todes der

Sklaven festlegte. Durch das anschließende Gerichtsverfahren und die einhergehenden

menschenverachtenden Dispute sorgte dieser Fall für enorm großes Aufsehen, sodass sich eine direkte

Verbindungslinie vom ?Fall Zong? bis zur endgültigen Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels

1807 herstellen lässt.

Philips hat für ihr Gedicht ausschließlich Wörter aus dem Gerichtsprotokoll des ?Falles Zong? (samt

Wortteilen und Derivaten) verwendet. Sie benutzt das sprachliche Destillat des menschenverachtenden

juristischen Diskurses als Wortmaterial ihrer künstlerischen Auseinandersetzung.

In ihrem Vortrag wird Sylvia Mieszkowski den Aspekt des genderings auf drei Ebenen thematisieren: Auf der

Ebene der Autorin: Sie versucht zwei ?männlich gegenderte? Diskurse (den juristischen und den

historiographischen) durch eine ?weibliche? Perspektive zu ergänzen. Auf der Ebene des plots: Männliche

und weibliche Erfahrungen der Sklaverei werden in allen Schattierungen dargestellt und so ?verstimmlicht?.

Auf der Ebene des Textes: Hier ist Geschlecht in der Tradition der écriture feminine zu begreifen, als

alternative literarische Sprache.

Sylvia Mieszkowski studierte Komparatistik und Anglistik an der LMU München, promovierte im

Graduiertenkolleg ?Geschlechterdifferenz & Literatur? in München und habilitierte 2011 an der Johann

Goethe Universität in Frankfurt. Sie was Dozentin am Amsterdam University College und Gastprofessorin an

der Humboldt Universität in Berlin. Derzeit lebt sie in Paris und ist Associate Professorin an der American

University in Paris. In diesem Sommersemester forscht sie als Scientist in Residence in Salzburg.