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Science and Art Forum: Podium Discussion “Art, Religion and Terror”

Die Verfolgung, ja Tötung von Künstlerinnen und Künstlern ist der schärfste Ausdruck von Kunstfeindschaft und hat eine lange Geschichte. Diese Geschichte dokumentiert die unheilsame Verquickung von totalitären Ideologien und religiösem Empfinden, gibt gleichzeitig aber einen Provokationsgehalt der Künste frei, der ihren geistesgeschichtlichen Status, ihre zivilisatorische Dynamik, aber auch ihren soziopolitischen Prestigewert möglicherweise überhaupt erst begründet – mithin eben um den fatalen Preis des Lebens, den Kunstschaffende zu zahlen hatten und haben.
Die Podiumsdiskussion möchte – aus Anlass der Attentate von Paris und mit Blick auf historische und theoretische Zusammenhänge – drei Themenfelder verhandeln:
•Inwiefern agieren oder wirken die Künste notwendig provokativ? Provozieren sie mit ihren „blasphemischen” Gesten gleichsam zum Selbstzweck jene dogmatischen Normen, die ihre Gültigkeit am radikalsten behaupten, wenn sie sich im Zeichen der Religion gesetzt sehen? Oder reagieren die Künste nicht vielmehr – möglicherweise aus einem emanzipatorischen Impuls heraus, der ihnen zu eigen wäre – auf den ideellen und physischen Terror religiöser und/oder politischer Fanatismen?
•Kommt – aus einer wissenschaftlichen, historisch-analytischen Perspektive betrachtet – in der ideologisch motivierten Kunstfeindschaft eine Gleichsetzung von Darstellung und Dargestelltem, Simulacrum und Substanz zum Ausdruck? Verrät sich hier also eine archaisch-fetischistische Kunstwahrnehmung, wie sie dem biblischen Bilderverbot zugrunde liegt und wie sie ikonoklastische Bewegungen grundsätzlich kennzeichnet? Und stehen die bildenden Künste und Kunstschaffenden deshalb besonders im Focus des religiös motivierten Terrors
•Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang mediale Strategien und Konstellationen? Zehrt die Berichterstattung gleichsam parasitär vom negativen Sensationspotenzial, die der Mord an angeblichen künstlerischen Provokateurinnen und Provokateuren sowie das Konfliktfeld zwischen Freiheit der Kunst und Blasphemievorwurf bergen? Sind die Medien und ihre Regime des Zeigens zentrale und a priori einkalkulierte bzw. gestaltende Akteure? Wie legitim ist in kritischen Medien eine daraus resultierende Enthaltsamkeit und Objektivität, die der künstlerischen Provokation mit Wert und Würde des religiösen Empfindens Grenzen gesetzt sieht? Verlangt das Prinzip der Freiheit der Kunst nicht a priori eine entschiedene Position und wäre Objektivität gar eine drastische Verkehrung der Verhältnisse zugunsten derer, die unter dem Deckmantel der Religion brachiale Gewalt verüben?
Konzeption und Moderation: Prof. Manfred Kern (FB Germanistik/PB Kunstpolemik-Polemikkunst) © The taller Buddha of Bamiyan before (left picture) and after destruction (right) von Carl Montgomery, Quelle: commons.wikimedia.org / © Gerhard Haderer / © the-glee-of-smashing-idols-calvinists-in-a-catholic-church, Quelle: santitafarella.wordpress.com

Viele Buntstifte um einen Krieger

Mag. S. Amberger

Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst

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