Salzburg ist an vier neuen EU-Forschungsprojekten beteiligt. Über 1,2 Millionen Euro wurden dafür eingeworben.
Mit welchen hochmodernen Technologien lässt sich das Naturkatastrophenmanagement verbessern? Wie steht es um die Geschlechtergleichstellung in der europäischen Politik? Wie könnte ein demokratiefestes Mediensystem der Zukunft gestaltet sein? Was kann man gegen die Auswirkungen des Klimawandels auf Kulturdenkmäler tun?
Mit diesen Fragen setzen sich Forscherinnen und Forscher aus den Fachbereichen Geoinformatik, Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Altertumswissenschaften der Universität Salzburg in vier eben genehmigten Projekten des EU-Forschungsförderungsprogramms „Horizon Europe“ auseinander. Über 1,2 Millionen Euro konnten damit für die PLUS eingeworben werden.
Projekt „TEMA“ (Trusted Extremely Precise Mapping and Prediction for Emergency Management).
- PLUS Projektleiter: Prof. Bernd Resch (Fachbereich Geoinformatik)
- PLUS-Budget: € 707.000,00
- Projektzeitraum: Dezember 2022 – November 2026
Das Management von Naturkatastrophen hängt stark von zeitnahen und präzisen Echtzeitinformationen ab, die dabei helfen, Naturkatastrophen vorherzusagen und Schäden zu mindern. Das EU-Projekt „TEMA“ (Trusted Extremely Precise Mapping and Prediction for Emergency Management) wird hochmoderne Methoden und Technologien entwickeln, die Katastrophenmanagementverfahren erleichtern.
Die Echtzeitdaten kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen wie geosozialen Medien (sozialen Netzwerken mit Standortangaben), Fernerkundungssatelliten, Drohnen und intelligenten meteorologischen Sensoren. Verwendet werden auch Algorithmen der Künstlichen Intelligenz (KI). TEMA wird ein kartenbasiertes Notfall-Entscheidungsunterstützungssystem bereitstellen, das Datenquellen und KI-Technologien nutzt, um eine genaue Bewertung einer sich entwickelnden Krisensituation zu ermöglichen und gleichzeitig auch automatisierte Reaktionsempfehlungen zu geben, erklärt Professor Bernd Resch vom Fachbereich Geoinformatik – Z_GIS. Er leitet dort das Geo-social Analytics Forschungslabor und das iDEAS:lab, das breiten Zielgruppen zum Beispiel mit Workshops niederschwelligen Zugang zu Geoinformatik-Forschung bietet.
„Die Universität Salzburg wird in dem Projekt TEMA, an dem viele Partner beteiligt sind, die Forschung zur Analyse von geosozialen Mediendaten für das Naturkatastrophenmanagement leiten“, sagt Resch und ergänzt: „Darüber hinaus wird die Universität Salzburg einer der Kernpartner bei der Entwicklung von Methoden zur KI-basierten Informationsfusion aus verschiedenartigen Datenquellen wie Social Media und Satellitenbildern sein. Dabei wird die PLUS auch dafür sorgen, dass die Einhaltung ethischer rund rechtlicher Vorschriften sichergestellt wird.“
Kontakt:
Assoz.- Prof. Dr. Bernd Resch
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Fachbereich Geoinformatik – Z_GIS
Schillerstraße 30, 5020 Salzburg
E-Mail:
t.: +43 662 8044 7551
Projekt „ActEU“ (Activating European citizens´ trust in times of crises and polarisation)
- PLUS Projektleiterinnen: Prof. Zoe Lefkofridi und Dr. Nadine Zwiener-Collins (Fachbereich Politikwissenschaft)
- PLUS Budget: € 246.000
- Projektstart: März 2023, Projektdauer: 3 Jahre
Wie lässt sich bei zentralen politischen Themen wie Einwanderung, Klimawandel oder Geschlechterungleichheit das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik und in die Legitimität demokratischer politischer Systeme fördern? Braucht es mehr Bürgerunterstützung auf regionaler, nationaler und EU-Ebene? Fakt ist: Viele Themen polarisieren. Was können Politik und Zivilgesellschaft tun, um diese Herausforderungen zu meistern?
Das EU-Projekt „ActEU” (Towards a new era of representative democracy: Activating European citizens´ trust in times of crises and polarization) https://www.plus.ac.at/politikwissenschaft/forschung/politik-und-geschlecht-diversitaet-und-gleichheit/acteu/ versucht Antworten auf diese Fragen zu finden. Die im März 2020 an der Universität Salzburg eingerichtete Professur für „Politik & Geschlecht, Diversität & Gleichheit“ https://www.plus.ac.at/politikwissenschaft/forschung/politik-und-geschlecht-diversitaet-und-gleichheit agiert in diesem Projekt als Partnerin eines internationalen Konsortiums. Konkret leiten Professorin Zoe Lefkofridi und Dr. Nadine Zwiener-Collins ein Arbeitspaket, das die Beziehung zwischen politischer Repräsentation und Vertrauen in politische Institutionen untersucht.
Zusätzlich trägt die erste Salzburger Genderprofessur eine Analyse der Gender-Dimension für das gesamte Projekt bei. „Die Gleichstellung der Geschlechter ist eines der wichtigsten politischen Themen in den europäischen Gesellschaften, das für Einstellungen, Partizipation und Repräsentation relevant ist“, sagt Lefkofridi und ergänzt: „Dafür führen wir eine bisher fehlende, systematische Datenerhebung zur Vertretung von Frauen in der europäischen Politik durch. Diese stellt nicht nur die Grundlage für Forschungsfragen des Projekts dar, sondern wird auch für die breitere wissenschaftliche Gemeinschaft und für Interessensgruppen von hoher Relevanz sein.“
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Zoe Lefkofridi
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Fachbereich Politikwissenschaft
Sigmund Hafner Gasse 18, 5020 Salzburg
E-Mail:
t.: +43 662 8044 6602
Projekt „ReMeD“ (Resilient Media for Democracy in the Digital Age)
- PLUS Projektleiter: Prof. Josef Trappel (Fachbereich Kommunikationswissenschaft)
- PLUS Budget: € 217.000
- Projektbeginn: Oktober 2022, Laufzeit: 3 Jahre
Eine unabhängige und transparente Medienlandschaft, die für Meinungsvielfalt sorgt, ist ein Eckpfeiler einer funktionierenden Demokratie („vierte Säule der Demokratie“). Mit der massenhaften Verbreitung und Nutzung von digitalen Plattformen im Alltag hat sich jedoch das Demokratieverständnis deutlich verändert.
Im EU-Projekt „ReMeD“ (Resilient Media for Democracy in the Digital Age) beleuchten Forscher und Forscherinnen verschiedener Unis und Institutionen das Verhältnis von Medien und Demokratie. In Fokus steht das Zusammenspiel von professionellen und alternativen Formen des Journalismus. Als Ergebnis streben die Forscher den Entwurf eines krisenresistenten und gegen die digitalen Herausforderungen gewappneten Mediensystems an, das die Demokratie weiterentwickelt und nicht beschädigt. Der Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Paris Lodron Universität Salzburg ist Partner des Konsortiums. „Dieses Forschungsprojekt setzt die international ausgerichtete Forschungsstrategie am Fachbereich Kommunikationswissenschaft konsequent um und stärkt die Position der Universität Salzburg im Europäischen Hochschulraum“, sagt Fachbereichsleiter und Projektverantwortlicher Professor Josef Trappel. „Mit dem ‚Media for Democray Monitor‘ und dem bereits laufenden EU-Projekt ‚Euromedia Ownership Monitor‘ bringt der Fachbereich viel Substanz in das neu gebildete ReMeD Konsortium mit“, freut sich Trappel.
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Josef Trappel
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Fachbereich Kommunikationswissenschaft
Abteilung Medienpolitik und Medienökonomie
Rudolfskai, 42, 5020 Salzburg
E-Mail:
t.: +43 662 8044 4167
Projekt „TRIQUETRA“ (Toolbox for assessing and mitigating hazards on cultural heritage monuments)
- PLUS Projektleiter: Prof. Alexander Sokolicek (Fachbereich Altertumswissenschaften)
- PLUS Budget: 97.000,00
Der Klimawandel mit seinen Folgen wie verlängerten Trockenzeiten, schweren Stürmen, sintflutartigen Überschwemmungen, steigendem Meeresspiegel etc. bedroht auch Kulturdenkmäler. Für das archäologische Erbe ist vor allem die beschleunigte Bodenerosion eine akute Gefahr.
Das EU-Projekt TRIQUETRA (Toolbox for assessing and mitigating hazards on cultural heritage monuments) hat zum Ziel, Strategien und Technologien zu entwickeln, mittels derer den schädlichen Einflüssen des Klimas auf Kulturdenkmäler (zum Beispiel in Griechenland) entgegengewirkt werden kann. Alexander Sokolicek, Professor für Klassische Archäologie an der Universität Salzburg ist mit der Grabung in Ägina bei dem Projekt beteiligt. Die Erforschung des antiken Siedlungshügels der Insel Ägina im Saronischen Golf ist ein Forschungsschwerpunkt der Universität Salzburg. Der Ort zählt zu den Plätzen mit der längsten Nutzungsdauer von neolithischer bis byzantinischer Zeit.
„Wir führen seit Jahren Restaurierungen durch, doch die Bodenerosion kann mit unseren Mitteln nicht eingedämmt werden. Mit TRIQIUETRA ist vorgesehen, dass Mitarbeiter*innen für die Grabungen in Ägina beschäftigt werden, die sich gezielt mit der Konservierung des Grabungsareals auseinandersetzen und dabei wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse erzielen, die auch für andere Disziplinen wie der Geologie oder den Materialwissenschaften von Bedeutung sind“, so Sokolicek.
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Alexander Sokolicek
Paris Lodron Universität (PLUS)
Fachbereiche Altertumswissenschaften/ Klassische und Frühägäische Archäologie
Residenzplatz 1, 5020 Salzburg
E-Mail:
t.: +43 662 8044 4551
Zu „Horizon Europe“
„Horizon Europe“ ist das zentrale Finanzierungsprogramm der EU für Forschung und Innovation. Es hat eine Laufzeit von 7 Jahren (2021 bis 2027) und verfügt über ein Budget von rund 95 Milliarden Euro. Im Fokus des Programms stehen die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung oder nachhaltige Entwicklung.