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Ringvorlesung: Religion und Politik – historische und systematische Dimensionen eines aktuellen Spannungsverhältnisses

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Das Spannungsverhältnis von Religion und Politik steht spätestens seit „Nine-Eleven“ im Fokus des öffentlichen Interesses. Islamistische Bewegungen, aber auch christliche, jüdische und hinduistische Fundamentalismen führen die politische Vitalität des Religiösen tagtäglich vor Augen. Dabei ist unübersehbar, wie groß die politische Sprengkraft der Religion ist: Sie kann barbarisieren, den Hass auf Andersdenkende schüren, starre Weltbilder erzeugen und Intoleranz stimulieren. Dabei handelt es sich um kein Spezifikum einer bestimmten Religion. Narrative von grausamer Gewalt und sakralisierten oder von Gott geforderten Tötens finden sich sowohl im Christentum als auch im Judentum, im Islam und bei polytheistischen Glaubensformen. Religion besitzt aber ebenso Friedenspotential. Sie kann humanisieren, Gemeinschaften integrieren, Gesellschaften stabilisieren und soziales Leid mindern. Zudem verschafft sie moralische Autorität.
In den Sozialwissenschaften war bis vor kurzem die Ansicht vorherrschend, Religion und Politik würden sich seit der Aufklärung aufgrund der fortschreitenden Modernisierung, Verwissenschaftlichung und Rationalisierung der Gesellschaft voneinander entfernen. Die Religion würde schrittweise an den Rand gedrängt und schließlich absterben. Diese „Säkularisierungsthese“ steht jedoch zunehmend unter Kritik, denn die Trennung von Religion und Politik hat sich als Illusion erwiesen. Momentan findet eine gegensätzliche Entwicklung statt. Das gilt nicht nur für islamisch geprägte Gemeinschaften, denn auch in vielen demokratischen Staaten des Westens nimmt die Bedeutung des Religiösen wieder zu (nicht unbedingt der traditionellen Kirchen). Oftmals handelt es sich um Reaktionen auf Erfahrungen beschleunigten politischen Wandels, auf Identitäts- und Sinnkrisen sowie auf bedrückende ökonomische Verhältnisse. Jürgen Habermas spricht deshalb – auch mit Blick auf den Westen – von „postsäkularen“ Gesellschaften.
Ziel der Ringvorlesung ist es, anhand konkreter Fallstudien grundlegende Formen des Verhältnisses von Religion und Politik beispielhaft zu veranschaulichen. Dabei werden gegenwärtige Phänomene analysiert, aber auch historische Dimensionen im Mittelalter, in der Neuzeit, der Zeitgeschichte oder der Gegenwart aufgezeigt. Ebenso werden zeitlich übergreifende theologisch-systematische Fragestellungen aufgegriffen.
Die Veranstaltung ist interdisziplinär angelegt und beleuchtet das Verhältnis zwischen Religion und Politik aus vielen Blickwinkeln und in unterschiedlichen religiös-politischen Kontexten. ReferentInnen aus verschiedenen Fachbereichen, Zentren und Fakultäten der Universität, die sich mit diesem Themenkomplex in ihren Forschungen auseinandergesetzt haben, beteiligen sich. Die Vorträge werden in einem Sammelband der Reihe „Salzburger interdisziplinäre Diskurse“ veröffentlicht.
Veranstalter:
Forschungssäule „Interkulturelle Religionsgeschichte“ des Fachbereichs Geschichte der Universität Salzburg.
In Kooperation mit: Fachbereich Systematische Theologie, Zentrum Theologie Interkulturell & Studium der Religionen, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte & Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens, Salzburg Institute of Religion, Culture and the Arts.
 Programm

Programm Ringvorlesung Religion und Politik

Mag. Susanne Höll

Sekretariat Neuere Geschichte

FB Geschichte

Rudolfskai 42

Tel: +43 662 8044 4730

E-Mail an Mag. Susanne Höll