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Preise für exzellente Lehre 2020 verliehen

Für herausragende Lehrveranstaltungen an der Universität Salzburg im Studienjahr 2019/2020 wurden vor kurzem aus insgesamt 90 Einreichungen neun Preisträger/innen ausgezeichnet. Gewinnerin des „Excellence in Teaching Award 2019/20“ ist die Philosophin Bettina Bussman für ihr Seminar „Philosophieren mit Kindern“.

Der erstmals vergebene Spezial-Lehrpreis für exzellente online Lehre ging an die Juristin Silvia Traunwieser für die außergewöhnlich rasche und hochwertige Umstellung ihrer Lehrveranstaltung zum Thema Unternehmensethik auf Distanzlehre. Die Entscheidung der Jury, die aus Studierenden und Lehrenden besteht und von Vorschlägen Studierender ausgeht, fiel einstimmig.

Kurz nach Beginn des Sommersemester 2020 mussten Corona-bedingt die Lehrveranstaltungen an der Universität Salzburg – wie an allen Universitäten – auf online Lehre umgestellt werden. Unter den geänderten Bedingungen war es für die Lehrenden eine Herausforderung, eine hochwertige Kommunikation mit den Studierenden sicherzustellen, die definierten Leistungsanforderungen unter kreativem Einsatz von eLearning Tools aufrechtzuerhalten und praktikable Formen der Prüfung anzubieten. Die Juristin Silvia Traunwieser von der Abteilung Rechtsphilosophie an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät hat sofort auf die Situation reagiert und ihre Lehrveranstaltung “Fallstudien zur Unternehmensethik“ innerhalb von zwei Tagen neu organisiert. Mit 10. März 2020 wurde der Lockdown per Mail des Rektors bekanntgegeben. Die erste online Video-Einheit der Lehrveranstaltung stellte Traunwieser den Studierenden am 12. März 2020 zur Verfügung.

„Ich habe mich sofort mit der IT Abteilung der Universität in Verbindung gesetzt und es -auch mit Unterstützung durch meinen Mann – geschafft, dass die online Vorlesungs-Videos via echo360 funktionieren. Ich habe dafür meine eigene Homepage www.businessethics.at aktiviert. So ließen sich technische Probleme beim Download von echo360 Dateien lösen. Weitere eLearning Tools, die ich eingesetzt habe, waren Webex Meetings, PowerPoint Folien oder Arbeitsblätter mit konkreten Fragestellungen.“

Von den Studierenden und der Jury sehr positiv bewertet wurde neben der raschen und qualitativ hochwertigen Umstellung auf Distance Learning auch die individuelle Betreuung und flexible Vorgehensweise. Eine Herausforderung für Traunwieser war die Vereinbarkeit von Kind und online Lehre. „Ich habe einen fünfjährigen Sohn. Kinder sind natürlich neugierig und er hat bei den Webex Diskussionen immer wieder einmal kurz vorbeigeschaut. Ein Stück von meiner Privatsphäre ist so in die Lehrveranstaltung gekommen, das hat das Ganze auf gewisse Art und Weise vermenschlicht, was die Studierenden wertgeschätzt haben. Einige von ihnen haben auch Kinder zu betreuen, das hat Druck von ihnen genommen. Wir haben das offen besprochen.“

Dem hohen Leistungsanspruch und Niveau der Lehrveranstaltung, die primär von Studierenden des Studiums Recht und Wirtschaft belegt wird, aber offen für andere Studienrichtungen ist, hat die Umstellung auf online keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil, sagt Traunwieser. „Ich habe noch nie so gut ausgearbeitete Antworten zurückbekommen. Es hat eine deutliche Steigerung hinsichtlich der Qualität der abgelieferten Arbeiten gegeben.“ Wie lässt sich das erklären? „Die Studierenden hatten Zeit und waren durch die gemischte online Lehre hoch motiviert. Von anderen Lehrveranstaltungen, wo es nur PowerPoint Folien gab, waren sie frustriert.“

Inhaltlich ging es in der Lehrveranstaltung „Fallstudien zur Unternehmensethik“ um neuartige digitale Anwendungen in Unternehmen. Im Fokus stand eine kritische Auseinandersetzung mit den Phänomenen „Hot Desking“ (eine Büroraumverwaltung, bei der sich verschiedene Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten einen Büroarbeitsplatz teilen), Headsets zur Steigerung des geistigen Wohlbefindens durch Messung von Gehirnströmen, Sprach- und Gesichtserkennung, RFID Mikrochips, Chatbots und Google Duplex (ein Projekt, bei dem User Reservierungen per Smartphone tätigen können, ohne direkt mit Angestellten des Restaurants oder Friseurs zu sprechen. Das übernimmt eine künstliche Intelligenz, die mit menschlicher Stimme die Aufgabe ausführt).

Aus 62 Einreichungen für den „Distance Teaching Award 2020“ hat die Jury Silvia Traunwieser zur Siegerin gekürt. Der 1. Platz ist mit 850 Euro dotiert.

Die gebürtige Oberösterreicherin hat vor ihrem Jus-Studium in Salzburg zwei Semester an der Harvard University Amerikanische Literatur studiert. Traunwieser hat eine Zusatzausbildung als Wirtschaftsjuristin absolviert. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Unternehmens- und Wirtschaftsethik, Homeoffice, CSR, Korruption, Whistleblowing, Medizinethik.

Der 2. Platz des „Distance Teaching Award 2020“ ging an Günter Maresch; Platz 3 an Sandra Diller.

Wie wollen wir leben? Darum geht es in der Philosophie. Es geht um Orientierung, die Kunst der Differenzierung und vor allem um den Mut, selber zu denken. Genau diese Kompetenzen will die Philosophin und Philosophiedidaktikerin Bettina Bussmann im nun preisgekrönten Seminar „Philosophieren mit Kindern“ bei Lehramtsstudierenden das Faches Philosophie- Psychologie stärken, damit diese sie Schülern und Schülerinnen vermitteln können „Denn es ist für das Lehramtsstudium unglaublich wichtig, dass wir Menschen ausbilden, die begeistert in die Praxis gehen und die Schule zu einem besseren Ort machen möchten. Diese Leidenschaft möchte ich den Studierenden mit auf den Weg geben.“

Bussmann kommt es darauf an, philosophische Bildungsprozesse anzuregen. „Philosophische Bildungsprozesse sind nicht Abfragen von Wissen. Wissen abfragen ist einfach. Ins eigenständige Denken zu bringen, ist hingegen schwer, aber das ist der springende Punkt.“

Mit Kindern zu philosophieren ist kein Kinderspiel. Für viele Philosoph/innen ist es der Lackmustest, der zeigt, ob man selber philosophieren kann: Das bedeutet: genau hinzuschauen, was vorgeht, gut zuzuhören, sich mit anderen Menschen auseinandersetzen in einem Dialog, der getragen sein soll von Respekt und guten Gründen, die wir haben, um unsere Meinung zu vertreten. Die Studierenden üben sich im Seminar in philosophische Denkmethoden ein; sie erproben, wie man eine gute Gesprächskultur herstellt; sie erstellen kreative Unterrichtsmaterialien und Diskussionspläne, nicht nur als Trockenübung sondern mit „echten“ Volksschulkindern.

Ein Reflexionsfach wie Philosophie könne in unserer sehr komplexen Lebenswelt wichtige Orientierung geben, betont Bussmann und plädiert für eine bessere Verankerung des Philosophierens an Schulen. „Wir müssen überlegen, wie wir das Unterrichtsfach Psychologie & Philosophie, das aus dem Jahr 1849 stammt, reformieren können. Zur Bewältigung der globalen Herausforderungen brauchen wir an Schulen ein Mehr an Philosophie und auch ein Mehr an Psychologie. Ich hoffe sehr, dass wir das langfristig hinbekommen, so wie ich generell für eine Reformierung der Schule, wie sie jetzt ist, bin.“

Für das Seminar „Philosophieren mit Kindern“ hat Bussmann nun den – mit 1.250 Euro dotierten – 1. Platz beim „Excellence in Teaching Award 2019/20“ gewonnen.

Die gebürtige Hamburgerin, die seit 2014 am Fachbereich Philosophie der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg beschäftigt ist und sich hier habilitiert hat, war bis vor kurzem die einzige Philosophiedidaktikerin in Österreich. Sie ist Mitglied des Gremiums im Bildungsministerium zur Erstellung des österreichischen   Ethik-Lehrplans. Bussmann hat einen untypischen akademischen Lebenslauf mit langer Kinderpause; vor dem Wiedereinstieg in die universitäre Forschung hat sie u.a. als Lehrerin und Jazzjournalistin gearbeitet.

Den 2. Platz beim „Excellence in Teaching Award“  teilen sich Elisabeth Schober, Tanja Greil und Julia Weissenböck. Der 3. Platz geht zu Dietmar Jahnel und Sebastian Krempelmeier. Es gab 28 Einreichungen für den „Excellence in Teaching Award“. Sie erfolgten auf Vorschlag der Studierenden und wurden in einem mehrstufigen Verfahren von einer Jury bewertet.

Assoz.-Prof. Dr. Bettina Bussmann | Foto: © Kolarik
Assoz.-Prof. Dr. Bettina Bussmann | Foto: © Kolarik

 

Dr. Silvia Traunwieser | Foto: © Kolarik
Dr. Silvia Traunwieser | Foto: © Kolarik

 

Kontakt:

Assoz.-Prof. Dr. Bettina Bussmann
Fachbereich Philosophie an der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Franziskanergasse 1 | A-5020 Salzburg
t: 0662 8044-5054