Plattform Radkompetenz fördert Forschung und Austausch zur Mobilitätswende
Die Plattform Radkompetenz Österreich setzt sich seit ihrer Gründung 2014 für die Verbesserung des Radverkehrs ein. Im Rahmen des jährlich stattfindenden Kamingesprächs, das in diesem Jahr von Martin Loidl von der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) organisiert wurde, diskutierten führende Expert*innen die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen der Radverkehrs- und Mobilitätsforschung.
Fokus auf Forschung und Praxis: Alec Hager eröffnete als Koordinator der Radkompetenz-Plattform die Veranstaltung mit einem Plädoyer für interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis und einleitenden Worten zur Geschichte der Plattform Er übergab danach an Martin Loidl, Leiter des Mobility Lab der PLUS, der durch die Veranstaltung moderierte und zentrale Fragen rund um die Mobilitätswende beleuchtete.
Das Mobility Lab an der PLUS ist angesiedelt am Fachbereich Geoinformatik und eine der forschungsaktiven Einrichtungen Österreichs, die an der Schnittstelle von Geoinformatik und Digitalisierung einerseits und an den zahlreichen Aspekten von Personenmobilität andererseits arbeitet. Wesentliche Impulse zur Sektorkopplung von Mobilität und Gesundheit sowie zur Rolle der Digitalisierung in der Mobilitätswende gehen vom Mobility Lab aus.
Die Podiumsgäste:
- Nina Hampl (Universität Graz) ist Stiftungsprofessorin für Aktive Mobilität des Landes Steiermark am Institut für Umweltsystemwissenschaften der Universität Graz und leitet das Zentrum für Aktive Mobilitätin Graz. Sie hob die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung von Mobilität und deren Wechselwirkungen mit Energie, Raum und Gesundheit hervorhob.
- Barbara Laa (TU Wien) ist im Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien tätig und leitet das bundesweite Forschungsprojekt „Trans|formator:in“ Sie verbindet Wissenschaft mit Aktivismus und beschäftigt sich dadurch auch mit der politischen Umsetzbarkeit von Maßnahmen und Forschungsergebnissen.
- Tadej Brezina (TU Wien) ist Senior Scientist am Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, der die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze betonte und sich als „pessimistischen Realisten“ und „Ingenieur unter den Soziolog*innen und Soziologe unter den Ingenieur*innen“ bezeichnet.
- Sven Leitinger ist Senior Researcher und Projektmanager in der Forschungslinie Mobility & Transport Analytics bei Salzburg Research. Er setzt mit innovativen Datenerhebungsmethoden wie dem Holoscene Bike und der Kommunikationsstrategie von Salzburg Research neue Maßstäbe in der Mobilitätsforschung.
Die Diskussion drehte sich um zentrale Fragen:
- Welchen Stellenwert hat die Fahrradforschung in der Verkehrsforschung in Österreich? Digitalisierung, Klimaziele und Umweltaspekte haben der Radverkehrsforschung neue Impulse gegeben. Es herrschte Einigkeit, dass Österreich im Vergleich zu Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden in der Radverkehrsforschung Nachholbedarf hat.
- Welche Rolle spielt das Zusammenspiel von Wissenschaft und Politik für die Mobilitätswende? Einerseits kann die Politik als Treiber fungieren, andererseits stellen unklare oder widersprüchliche Zielsetzungen oft eine Hürde dar. „Wissenschaftliche Ergebnisse dürfen nicht in der Schublade verschwinden.“, fasste es schon Barbara Laa in ihrem Eingangsstatement zusammen.
- Und welche Verantwortung trägt die Forschung, um nicht nur theoretische Modelle zu entwickeln, sondern auch zu gesellschaftlicher Veränderung im Kontext der Mobilitästwende beizutragen? „Bei der Sponsion haben wir gelobt, der Gesellschaft zu dienen. Das verpflichtet uns, konkrete Lösungen zu entwickeln“, erklärte Tadej Brezina.
- Einigkeit bestand darüber, dass stärkere Netzwerke zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung erforderlich sind. „Wir brauchen enge Kooperationen und starke Netzwerke“, fasste Nina Hampl zusammen.
Ausblick: Mehr Sichtbarkeit und Zusammenarbeit
In den Abschlussstatements betonten die Expert*innen die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse stärker in die Gesellschaft zu tragen. Sven Leitinger hob hervor: „Neben Verwaltung und Praxis muss auch die Politik selbst stärker in die Wissenschaftskommunikation miteingebunden werden, um die Mobilitätswende voranzutreiben. Das nehme ich mir von dieser Veranstaltung mit.“
Die Plattform Radkompetenz Österreich bietet mit ihren Formaten wie Webinaren, der Online-Akademie und dem jährlichen Kamingespräch einen wichtigen Rahmen für Austausch und Wissenstransfer – und setzt damit entscheidende Impulse für die Mobilitätswende in Österreich und darüber hinaus. Details dazu gibt es auf der Website von Radkompetenz Österreich.