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Online-Kolloquium am 15.01.2021 um 12:30 Uhr

Der Vortrag findet auf WebEx statt:  
Meeting-Link:
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Abstract
Neben den sog. „traditionellen“ – in Grammatiken kodifizierten – Indefinitpronomen wie russ. кто-то sind in den slavischen Sprachen als Ergebnis laufender Grammatikalisierungsprozesse zahlreiche Ausdrücke der Indefinitheit entstanden, die aus mehreren orthografischen Wörtern bestehen können:  
(1) RU неведомо кто; UA який завгодно; PL diabli wiedzą co; CZ zřidkakdo;  HR bogzna tko
Solche zusammengesetzten Indefinitpronomen (ZIP; Terminus von Ermakova 1996) bestehen aus dem Indefinitmarker – dem sogenannten Modifikator (Terminus von Bondareva 2010) – und der pronominalen *k-Wurzel. Wie die „traditionellen“ Indefinitpronomen drücken sie in ihrer Hauptfunktion indefinite Referenz aus. Obwohl die ZIP in allen slavischen Sprachen zu finden sind, stellen sie sehr selten ein eigenes Forschungsobjekt in der Slavistik dar: Sogar die vollständigen und methodologisch korrekt erfassten Listen von möglichen Modifikatoren werden in der Literatur nicht angeboten.
Im Vortrag werden Ergebnisse des ersten Arbeitsschrittes des DFG-Projekts der Universität Regensburg zur Erforschung semantischer Besonderheiten der ZIP (Projektleiter Prof. Dr. Björn Hansen) vorgestellt. Ziel des Arbeitsschrittes war die Inventarisierung der ZIP in fünf slavischen Sprachen (Russisch, Ukrainisch, Polnisch, Tschechisch und Kroatisch). Dafür wurde eine korpusbasierte Konkordanzanalyse der slavischen Webkorpora der TenTenFamilie durchgeführt: Die Modifikatoren wurden mithilfe der SketchEngine-Werkzeuge (Wortliste, Kollokationen, N-Gramme) extrahiert und danach wurden zwischensprachige Entsprechungen geprüft. Diese Methode erlaubt es, eine möglichst große Anzahl an Modifikatoren zu erfassen: Im Vergleich zu einer Liste für RU von Bondareva (2010) mit 26 Modifikatoren enthält das korpusbasierte Inventar 91 Einheiten. Im Vortrag plane ich, die korpusbasierten Listen für fünf slavische Sprachen sowie einige Ergebnisse ihrer Analyse vorzustellen.
Zum einen zeigt meine Untersuchung, dass alle slavischen Modifikatoren in sieben morphosyntaktische Gruppen aufzuteilen sind, die auf Klausen (2), Prädikative (3), Substantive, Adverbien, Interrogativpronomen, Partikeln (4) und Interjektionen zurückgehen.
(2) RU кто попало, UA казнає хто
(3)  RU неважно что, UA що потрібно, PL obojętnie co
(4)  UA абиякий, PL byle jaki
Zum zweiten ermöglicht das slavische Material, es die von Haspelmath (1997) angebotene sechsteilige Grammatikalisierungsquellentypologie der Indefinitpronomen durch weitere 8 Typen zu erweitern, z.B.:
(5) Quantitative Ausdrücke
RU мало кто, много что, редко какой; PL mało kto, niedużo co, niewiele jaki, rzadko gdzie, dużo co; HR mało tko, mnogo što, rijetko koji 
Da verschiedene ZIP unterschiedliche Grammatikalisierungsgrade demonstrieren, wird zum Schluss eine Klassifikation der Modifikatoren nach den von Lehmann (1995) vorgeschlagenen Grammatikalisierungsparametern angeboten, die wir als Basis für eine Auswahl der ZIP für die weitere Analyse benutzen.
Literatur:
Bondareva, G. A. (2010) Sostavnye mestoimenija v russkom jazyke. Diss. kand. Voronež: Voronežskij gosudarstvennyj universitet.
Ermakova, O. P. (1996) Sostavnye mestoimenija v russkom jazyke. In Slovar´. Grammatika. Tekst, 195–205. Moskva
Haspelmath, M. (1997) Indefinite pronouns (Oxford Studies in Typology and Linguistic Theory). Oxford
Lehmann, C. (1995) Thoughts on Grammaticalization. A programmatic sketch. München

Univ.-Prof. Imke Mendoza

Professur für Linguistik

Universität Salzburg/Fachbereich Slawistik

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Tel: +43 (0) 662 / 8044-4501

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