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Neuerscheinung: Buch zu Social Justice and Child Poverty

Das Buch von Graf und Schweiger ist die erste sytematische Abhandlung zur Kinderarmut aus gerechtigkeitstheoretischer Sicht und beim renommierten Wissenschaftverlag Palgrave Macmillan erschienen. Die Autoren zeigen darin, dass Kinderarmut eng an normative Fragen geknüpft ist und dass sie deswegen nie völlig unabhängig von ethischen Fragen betrachtet werden kann.
Das Buch kann auf der Seite des Verlags kostenlos heruntergeladen werden:  Palgrave Connect
Der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) hat die Publikation dieses Buches maßgeblich unterstützt und ermöglicht mit seiner Förderung den kostenlosen Zugang.
Im ersten Kapitel erweitern Graf und Schweiger den Capability Ansatz, um ihn als normative Hintergrundtheorie für eine Kritik der Armut in Wohlstandsgesellschaften verwenden zu können. Sie entwickeln ein dynamisches Verständnis von Funktionsweisen (functionings) und Fähigkeiten (Capabilities), das der Kindheit als Entwicklungsphase gerecht wird, und sprechen sich dafür aus, Funktionsweisen als Gerechtigkeitsgüter für Kinder in den Vordergrund zu rücken. Darüber hinaus behandeln sie, wie eine Auswahl von Funktionsweisen und Fähigkeiten für Kinder zu gestalten ist. Was das Verteilungsprinzip betrifft, treten Graf und Schweiger für ein Suffizienzkriterium ein, das sie jedoch für Wohlfahrtsstaaten anpassen.
In Kapitel zwei werden einige wichtige Funktionsweisen und Fähigkeiten untersucht, die sowohl für das Wohlergehen als auch für die Entwicklung von Kindern entscheidend sind. Die Autoren konzentrieren sich speziell auf psychische und physische Gesundheit, Bildung und soziale Inklusion, und arbeiten eine Kinderarmut beeinträchtigt mehrere Funktionsweisen und Fähigkeiten, sowohl in einer horizontalen als auch durch die Zeit: Sie gefährdet das Wohlergehen des Kindes in der Kindheit, stellt aber auch ein enormes Risiko für den gesamten Lebenslauf und das Wohlergehen im Erwachsenenalter dar.
Im dritten Kapitel entwickeln Graf und Schweiger eine Theorie der moralischen Verantwortung für das Phänomen der Kinderarmut, indem sie einen Vorschlag von Iris Young, den sie in ihrem Buch „Responsibilities for Justice“ ausarbeitete, erweitern. Sie identifizieren fünf Gründe, die für moralische Verantwortung ausschlaggeben sind (Verursachung, Macht, Privilegien, Interessen und Nähe), unterscheiden acht Gruppen von potentiellen Gerechtigkeitsakteuren und führen eine erste Reihung nach deren moralischer Verantwortung durch. Im Anschluss werden zwei besonders zentrale Akteure genauer beleuchtet: die Familie und der Staat.
Im vierten Kapitel zeigen Graf und Schweiger auf, wie ihre kritische Theorie der Kinderarmut, die vor allem für Wohlfahrtsstatten entwickelt wurde, für den globalen Kontext brauchbar gemacht werden kann. Sie treten dafür ein, dass eine Theorie der globalen Gerechtigkeit hohe Schwellenwerte in den wichtigsten Funktionsweisen (gegebenenfalls Fähigkeiten) verteidigen soll, unabhängig davon, wo die Kinder geboren werden. Das Niveau an Wohlergehen und Entwicklungsmöglichkeiten, das zurzeit von den meisten Kindern in Wohlstandsgesellschaften erzielt wird, sollte das normative Ziel für alle Kinder sein. Darüber hinaus wird das Thema der moralischen Verantwortung für globale Kinderarmut diskutiert, da es in einigen Aspekten anders zu fassen ist als in Bezug zu Wohlfahrtsstaaten.

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