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Neu an der PLUS: Ökonomin Lisa Windsteiger

Nach internationalen Stationen ihrer Karriere u.a. an der London School of Economics und am renommierten Ifo Institut ist Lisa Windsteiger seit Mitte April nun Assistenzprofessorin am Fachbereich Volkswirtschaftslehre der Paris Lodron Universität Salzburg. Themen ihrer Forschung sind insbesondere Fragen zu Ungleichheit und Umverteilung, die Einstellung der Bevölkerung zu wirtschaftspolitischen Maßnahmen oder das Gerechtigkeitsempfinden von Menschen. Die gebürtige Oberösterreicherin ist die erste Frau im Professoren-Team der Salzburger Wirtschaftswissenschaftler.

Die Kluft zwischen Arm und Reich und damit zusammenhängend die Frage der Umverteilung im Wohlfahrtsstaat beschäftigt Lisa Windsteiger seit ihrer Zeit als Doktorandin an der London School of Economics, wo ihr Interesse für dieses Forschungsfeld durch Vorlesungen des bekannten französischen Ökonomen Thomas Piketty, einem der weltweit führenden Verteilungsforscher, geweckt wurde. Angesichts der wachsenden Ungleichheit in vielen westlichen Ländern sei das Thema aktueller denn je, betont Windsteiger. Da erstaune es – auch die Wissenschaft – dass die Forderungen nach Umverteilung relativ verhalten sind. Lisa Windsteiger hat dafür eine verblüffende Erklärung: Menschen nehmen die Ungleichheit gerade dann oft nicht wahr, wenn sie besonders groß ist. Das legen ihre Umfrage-Experimente nahe, in denen sie die Frage nach der wahrgenommenen Ungleichheit mit der Frage nach dem sozialen Umfeld und der sozio-ökonomischen Segregation verknüpft.

„Je höher die Ungleichheit ist, desto stärker segregiert ist die Gesellschaft, weil sich die Reichen dann immer stärker von den Armen absondern, sie ziehen zum Beispiel in bessere Viertel oder schicken ihre Kinder auf private Schulen. Je mehr die Menschen ökonomisch auseinanderdriften, desto größer sind die wirtschaftlichen Anreize der Reichen, sich abzuschotten, die Wege der Armen und Reichen kreuzen sich folglich immer weniger, beide Seiten leben in ihrer Blase und nehmen das reale Ausmaß der Ungleichheit immer weniger wahr.“ Problematisch sei eine solche Entwicklung u.a. auch deshalb, weil eine große ökonomische Ungleichheit demokratiegefährdend ist.

Ausgangspunkt in Windsteigers Studien ist immer die Frage, was die Menschen denken. „Ich untersuche, welche Faktoren die Zustimmung der Menschen zu wirtschaftspolitischen Maßnahmen beeinflussen.“ Neben der Ungleichheit und Umverteilung hat Windsteiger zum Beispiel auch die Einstellung der Menschen zum Mietendeckel in Berlin untersucht, der ein Jahr lang in Kraft war, bevor er aus technischen Gründen aufgehoben wurde.

„Wir haben in unseren Umfrage-Experimenten pro und contra Argumente für den Mieten-Deckel ausgeführt. Doch davon ließen sich die Befragten kaum von ihrer vorgefassten Meinung abbringen. Wer vorher schon für den Mietendeckel war, den haben Contra-Argumente eher nicht überzeugt und umgekehrt.“

Windsteigers Fazit: Menschen lassen sich in ihren Urteilen, vor allem in politisch motivierten Urteilen, nicht so leicht erschüttern, zu sehr misstrauen sie (scheinbar) objektiven Informationen. Das ist ein Ergebnis, zu dem auch die von Windsteiger sehr geschätzte Ökonomin Stefanie Stantcheva von der Harvard Universität in ihren Untersuchungen immer wieder kommt. Gut gemeinte Aufklärungskampagnen können – so Windsteiger – sogar nach hinten losgehen und dazu führen, dass sich die Menschen in der Folge noch mehr in ihrer ursprünglichen Haltung einzementieren, wie dies etwa bei einem Umfrageexperiment von Stefanie Stantcheva und Koautor*innen, in dem es um Fördermaßnahmen für Schwarze in den USA ging, der Fall war. „Demokrat*innen waren schnell überzeugt von den positiven Effekten dieser Maßnahmen. Weiße Republikaner*innen hingegen empfanden die bereitgestellte Information zur systematischen Benachteiligung von Schwarzen als politisch tendenziös und lehnten Fördermaßnahmen in Folge sogar noch stärker ab als zuvor“, fasst Lisa Windsteiger die Ergebnisse zusammen und ergänzt:

„Ähnliches könnte auch bei anderen Themen passieren, bei denen die Positionen politisch sehr stark voreingenommen sind, wie etwa beim Klimawandel oder auch bei der Coronapolitik.“ Eine wichtige Erkenntnis, die man aus diesen Studienergebnissen ziehen könne, sei, dass in der politischen Kommunikation nach Möglichkeit auf Ausgewogenheit geachtet werden sollte, da sich Menschen durch einseitige und (vermeintlich) politisch gefärbte Informationen nur schwer von ihren Überzeugungen abbringen lassen.

Nach ihrem Wechsel vom deutschen ifo-Institut an die Universität Salzburg bleibt Lisa Windsteiger am Ifo-Institut affiliiert (als Gastwissenschaftlerin) und setzt Kooperationen mit ifo-Autorinnen und Autoren teilweise fort. Unter anderem arbeitet sie derzeit an einem Projekt, in dem sie die Einstellung der deutschen und österreichischen Bevölkerung zu Schulden untersucht. „Unsere Frage ist, ob allein schon das Wort Schulden, das ja mit Schuld assoziiert ist, ein negatives Gefühl triggert. Im Englischen gibt es das zum Beispiel ja nicht, da wird verbal ganz klar zwischen debt (finanzielle Schulden) und guilt (persönliche Schuld) unterschieden.“

  • Lisa Windsteiger (37) studierte von 2003-2009 an der TU Wien Wirtschaftsmathematik (Master mit Auszeichnung), es folgte ein Masterstudiengang am IHS.
  • Von 2011-2017 Studium an der London School of Economics (LSE) mit PhD Abschluss
  • Von 2017-2022 Postdoc am Max Planck Institut für Steuerrecht und öffentliche Finanzen
  • Von 2022-2023 Postdoc und stv. Leiterin am Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomik in Fürth
  • Affiliationen: Seit 2022 CESifo Research Network, seit 2023 ifo Institut (Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung an der LMU München)
  • Aktuelle Position: Assistenzprofessorin (Tenure Track) an der Paris Lodron Universität Salzburg

Privat ist Lisa Windsteiger gern joggend jeden Tag in aller Früh an der Salzach unterwegs. Auch literarisch ist die aus einem juristischen Familienumfeld stammende Ökonomin, die mit einem Salzburger Mediziner verheiratet ist, sehr interessiert.


Kontakt: 

Lisa Windsteiger, PhD
Assistenzprofessorin
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Edith-Stein-Haus, Mönchsberg 2a, 5020 Salzburg
t.: +43 662 8044 3776

Lisa Windsteiger

HR Mag. Gabriele Pfeifer

Leitung Kommunikation und Fundraising

Paris Lodron Universität Salzburg | Abteilung Kommunikation und Fundraising

Kapitelgasse 4-6 | 5020 Salzburg | Austria

Tel: +43 662 8044 2024

E-Mail an HR Mag. Gabriele Pfeifer

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