Nachruf für em. Univ.-Prof. Dr. Ernst Wangermann
Ernst Wangermann wurde am 22. Jänner 1925 in Wien geboren, wo er Kindheit und frühe Jugend verbrachte, ehe sich seine Familie 1939 zur Emigration nach Großbritannien gezwungen sah. Eine wesentliche Voraussetzung für die spätere fachliche Ausrichtung als Historiker war, dass er sich in der Emigration die deutsche Muttersprache und eine tiefe emotionale Bindung an die österreichische Heimat bewahrt hat. Geprägt durch das anregende intellektuelle Klima an der Universität Oxford entschied sich Ernst Wangermann bereits während seines Studiums zur Auswahl eines Forschungsbereichs, der letztlich zum Lebensthema werden sollte, dem österreichischen Aufgeklärten Absolutismus. Nach jahrzehntelanger Lehrtätigkeit an der Universität Leeds erfolgte 1984 mit dem Ruf an die Universität Salzburg die langersehnte Rückkehr nach Österreich.
Es fällt schwer, sich die Historiographie zur Habsburgermonarchie im achtzehnten Jahrhundert ohne Ernst Wangermanns grundlegenden Beiträge vorzustellen. Von seinem ersten Hauptwerk „From Joseph II to the Jacobin Trials” (1959) bis hin zur brillanten Studie „Die Waffen der Publizität: Zum Funktionswandel der Politischen Literatur unter Joseph II“ (2004) spannt sich der Bogen seiner wichtigen Buchpublikationen und zahlreichen Aufsätze zum Zeitalter der österreichischen Aufklärung. Ernst Wangermanns Forschungen waren von einer grundsätzlich positiven Weltsicht getragen. So war er der festen Überzeugung, dass das radikale Denken der österreichischen Aufklärung – trotz deren politischen Scheiterns – auf lange Sicht wesentliches und tragfähiges Material für den Weg Österreichs in die Moderne geliefert habe.
Ernst Wangermanns Engagement in der Lehre war in bester britischer Tradition geprägt durch sehr persönliche Zuwendung und intensive Betreuung. Auch nach der Emeritierung erfreuten sich seine Kolloquien unter den Studierenden großer Beliebtheit.
In Erinnerung an unseren Kollegen möchten wir auf seinen letzten Vortrag bei uns auf UniTV hinweisen.
Der Fachbereich Geschichte werden den Verstorbenen stets in ehrenvoller Erinnerung behalten. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie.