Sicherlich ist am Fachbereich schon aufgefallen, dass Christoph Kühberger – unser Universitätsprofessor für Geschichts- und Politikdidaktik – derzeit nicht in Salzburg ist. Er ist nämlich in Hawai‘i, um dort ein Forschungsprojekt umzusetzen, das sich der Erforschung des dortigen Geschichtsunterrichtes widmet: „The epistemic struggle with the unwritten past“.

Als visiting scholar an der University of Hawai’i at Mānoa auf der Insel Oahu arbeitet er derzeit am dortigen College of Education im Department of Curriculum Studies daran, den Stellenwert von Ancient Hawaiian History im Schulsystem herauszuarbeiten. Neben der Rekonstruktion von Entwicklungslinien des Geschichtsunterrichts im 20. und 21. Jahrhundert im Unterrichtsfach Social Studies führt er auch Experteninterviews mit Lehrpersonen (grade 4–12) und Vermittlungspersonal an Heritage Centers durch. Auf der Basis von dekolonialen Forschungsansätzen versucht er, nicht nur die Praxis des historischen Lernens zu ergründen, sondern auch nach den dabei aktivierten epistemischen Zugängen zu fragen. Dabei spielen indigenes Wissen und traditionelle Formen eines Umgangs mit Vergangenheit im hawaiianischen Kontext eine wichtige Rolle. Hervorzuheben sind mo’olelo, Erzählungen aus der oralen Kultur der first hawaiians, in denen sich viel über Vergangenes abgelagert hat. Aber auch Artefakte der materiellen Kultur, die vom Umgang mit der Vergangenheit zeugen, haben im Projekt einen besonderen Stellenwert. Ziel ist es, ein kritisches dekoloniales historisches Denken zu entwerfen, das in seiner Formation auch beispielgebend für Geschichtsunterricht in Europa sein kann.

University of Mānoa/COE:  https://coe.hawaii.edu/member/christoph-kuhberger-university-of-salzburg/