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Marie Andeßner Stipendien und Preise

Einen besonders wichtigen Beitrag leisten hierzu die Marie Andeßner Stipendien und Preise. Diese werden seit dem Jahr 2004 vergeben. Heuer fand die offizielle Verleihung an der Universität Salzburg am 23. März 2017 statt. Für ihre hervorragenden Masterarbeiten bekamen die Naturwissenschafterinnen Theresa Kaar und Teresa Kobler den Marie-Andeßner-Preis verliehen. Dissertationsstipendien erhielten die Tanwissenschafterin Anna Leon, die Germanistin Marlen Mairhofer, die Psychologin Elizaveta Prokhorova und die Slawistin Tatsiana Svishchuk. Mit den Stipendien und Preisen werden finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen, die es den Wissenschafterinnen ermöglichen, sich ganz auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren.
Benannt sind die Würdigungen nach der Reiseschriftstellerin Marie Andeßner. Die 1833 geborene Salzburgerin unternahm um 1900 als über 60-jährige Frau allein und ohne Begleitung Weltreisen in alle fünf Kontinente. Ihre Reiseerfahrungen publizierte sie in Salzburger Medien und ließ so Daheimgebliebene an ihren Erlebnissen teilhaben. Mit ihren Reisen verließ sie die enge, private Lebenswelt, die Frauen Ende des 19. Jahrhunderts zugewiesen wurde, setzte sich über gesellschaftliche Rollenzuweisungen hinweg und eroberte für sich und ihre LeserInnen eine unbekannte und aufregende Welt. Marie Andeßner stellt heute für junge Wissenschafterinnen ein historisches Vorbild dar und motiviert sie, ebenfalls neue Wege zu beschreiten und einen wichtigen Platz in der wissenschaftlichen Community einzunehmen.
Die Marie Andeßner Stipendien sind Teil eines vielfältigen Förderprogramms für Frauen an der Universität Salzburg. Die von „gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung“ entwickelten Angebote reichen von der Vergabe der Marie Andeßner Stipendien und Preise, Workshops für Studentinnen, speziellen Förderprogrammen für Dissertantinnen und Habilitandinnen, sowie Mentoring im Rahmen von Karriere_Mentoring III. Alle Förderungen sollen Frauen dabei helfen, die gläserne Decke an der Universität zu durchbrechen.
Marie Andeßner Dissertationsstipendien
Anna Leon, MA
Zeitgenössische Choreographie als erweitertes Gebiet: eine historische und genealogische Annäherung
Dieses Dissertationsprojekt befasst sich mit einer zeitgenössischen, theoretischen wie praktischen Konzeption der Choreographie, die manchmal als „expanded choreography“ (erweiterte Choreographie) bezeichnet wird und über das Feld des Tanzes hinaus angewandt werden kann. In diesem erweiterten Rahmen, wird die Choreographie mit verschiedenen Medien außerhalb des menschlichen Körpers in Verbindung gebracht, entwickelt Interaktionen mit anderen künstlerischen Praktiken und gewinnt auch in Bereichen, wie dem der digitalen Technologien oder des Urbanismus, an Bedeutung. Damit stellt „expanded choreography“ anthropozentrische, wesentlich körperfokussierte, tanzwissenschaftliche Behandlungen infrage. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Vorläufer der „expanded choreography“ und ihre Beziehung mit Aspekten westlich-szenischer Tanzgeschichte nicht ausreichend verstanden wurden, versucht diese Dissertation, durch eine historische Kontextualisierung von „expanded choreography“ an einer pluralen Geschichte der Choreographie mitzuwirken und dabei Facetten, die in vorherrschenden tanz- und körper-fokussierten Diskursen marginalisiert wurden, zu beleuchten.
Anna Leon ist in Athen (Griechenland) aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und Philosophie an der University of Bristol (Vereinigtes Königreich), wo sie mit dem Cicely Coulston Preis ausgezeichnet wurde. Sie hat ihr Masterstudium an der Université Paris I – Panthéon-Sorbonne (Frankreich) absolviert und mit einer Arbeit zum Thema „Zeitgenössischer Tanz und die Körperlichkeit des Zuschauers. Soziopolitische Auswirkungen der choreographischen Praxis“ abgeschlossen. 2015 hat sie ihre Doktorarbeit an der Universität Salzburg, betreut von Assoz.Univ-Prof.in Dr.in Nicole Haitzinger, begonnen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Praxis und Theorie der „expanded choreography“, die Geschichte der Choreographie, die Historiographie des Tanzes und körperloser Tanz.
Marlen Mairhofer, MA
Weiblichkeit – Körper – Schrift. Zum Verhältnis von Körper und Schrift in Romanen von Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer und Anna Mitgutsch
Im Zentrum ihrer Dissertation steht das Verhältnis von Körper und Schrift in Romanen österreichischer Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Ingeborg Bachmanns Buch Franza, Marlen Haushofers Mansarde und Anna Mitgutschs Ausgrenzung werden auf motivischer wie auch auf materiell-medialer Ebene dahingehend untersucht, in welcher Weise Körper und Schrift in Bezug zueinander gesetzt werden und wie die sich so ergebenden Konstellationen auf die Protagonistinnen der Texte auswirken. Theoretische Basis dieser Studie bilden (Literatur-)Theorien, die einen Zusammenhang zwischen Körper und Schrift postulieren. Die Lektüren von Text und Theorie sind dem Versuch verpflichtet, das hierarchische Verhältnis zwischen sogenannten Primär- und Sekundärliteraturen aufzulösen und eine Transgression der Grenze zwischen Text und Metatext für eine wechselseitige Rezeption von Text mittels Theorie und Theorie mittels Text produktiv zu machen.
Marlen Mairhofer studierte von 2009–2015 Germanistik in Salzburg und arbeitet seitdem an ihrer Dissertation. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stefan Zweig Centre und Mitglied des DSP-Kollegs geschlecht_transkulturell.
Elizaveta Prokhorova, MSc
Injustice in Austria and Russia: What is it and what can we do about it?
Die Forschungsinteressen von Frau Prokhorova beziehen sich auf interkulturelle Unterschiede in inneren Prozessen, die durch ein Ungerechtigkeitserlebnis ausgelöst werden. In Kooperation mit ausländischen Universitäten untersucht Frau Prokhorova, wie man in verschiedenen Kulturen eine ungerechte Situation wahrnimmt und damit umgeht.
Elizaveta Prokhorova ist in Sankt Petersburg, Russland geboren und vor vier Jahren für ihr Masterstudium in Psychologie nach Österreich gekommen. Momentan arbeitet Frau Prokhorova an der Universität Salzburg als Doktorandin in der Arbeitsgruppe „Sozialpsychologie“ von Professor Eva Jonas.
Mag.a Tatsiana Svishchuk
Demotivational Posters: Genre, Stylistic and Cultural Peculiarities
In ihrer Dissertation macht Frau Svishchuk das Phänomen der Demotivatoren als neue Text-Bild-Sorte zum Untersuchungsgegenstand. Zu Demotivatoren zählt man umrahmte Bilder oder Fotos mit variierenden Unterschriften, die von Internetnutzer selbst erstellt und ins Netz gestellt werden. Die Inhalte haben in der Regel humoristische, satirische oder überraschende Wirkung. Einer der neuen Einblicke in die Erforschung des Text-Bild-Verhältnisses in Demotivatoren ist die interkulturelle Dimension. Eines der vorrangigen Untersuchungsziele ist dabei die komparative Analyse der Demotivatoren in russischen, englischen und deutschen Internet-Kulturen.
Tatsiana Svishchuk hat an der Baranovichi Staatsuniversität und der Weißrussischen Staatsuniversität Minsk ihr Diplom- und Magisterstudium Germanische Sprachen absolviert. Seit Oktober 2014 studiert sie im Doktoratsstudium Linguistik an der Universität Salzburg.
Marie Andeßner Preise
Theresa Kaar, Msc
Thinking women were bad at math impairs early neural processing: Effects of stereotype threat on working memory performance and P300
In ihrer Arbeit untersucht Theresa Kaar, inwieweit Geschlechterstereotype einen Einfluss auf kognitive Prozesse haben. Studierende Frauen stellen zwar die Mehrheit an den Hochschulen, in den MINT-Fächern sind sie jedoch signifikant unterrepräsentiert – ein Grund dafür sind Geschlechterstereotype. Theresa Kaar zeigt in ihrer Elektroenzephalogramm-Studie (EEG), dass diese Stereotype immer einen negativen Einfluss auf kognitive Prozesse Betroffener haben, selbst bei nicht-mathematischen Inhalten. Vorurteile wie „Frauen sind schlecht in Mathematik“ wirken sich also in jedem Fall negativ auf Betroffene aus – auch, wenn es nicht in ihrer unmittelbaren Leistung sichtbar wird.
Diese Ergebnisse können dabei helfen zu verstehen, wie Vorurteile wirken und bei Betroffenen zu Leistungseinbußen führen können. Je mehr darüber bekannt wird, desto leichter ist es, aufzuklären und Stereotype zu überwinden. Mit ihren Resultaten setzt die vorliegende Arbeit wichtige Impulse in der aktuellen Stereotype threat- und Geschlechterforschung.
Theresa Kaar absolvierte ihr Studium an der Universität Salzburg, Fachbereich Psychologie. Bereits in ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit den Auswirkungen von Vorurteilen und verfolgte dieses Thema in ihrer Masterarbeit weiter. 2015 schloss sie ihr Masterstudium mit Auszeichnung ab und studiert seit Herbst 2016 an der Diplomatischen Akademie Wien im Diplomlehrgang. Für die Vorbildwirkung ihrer Masterarbeit wurde sie vergangenes Jahr vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen mit dem Johanna Dohnal-Förderpreis ausgezeichnet.
Mag.a Teresa Kobler
Die Konfidenzverteilung und ihre Beziehung zu Konfidenzintervallen, Bayes-Statistik und Fishers Fiduzialstatistik
In der inferenziellen Statistik werden Aussagen über Parameter einer theoretischen Grundmenge auf Basis einer Stichprobe getroffen. Dazu werden bei der klassisch-frequentistischen Statistik üblicherweise Punkt- und Intervallschätzungen verwendet. In der Bayes-Statistik wird dem unbekannten Parameter eine Verteilung zugeordnet, mit deren Hilfe Schätzungen durchgeführt werden. Folglich stellt sich die Frage, ob die klassisch-frequentistische Statistik ebenfalls die Möglichkeit bietet, Verteilungen zur Inferenz zu nutzen. Diese Frage kann positiv beantwortet werden, da die Konfidenzverteilung einen klassisch-frequentistischen Verteilungsschätzer für einen Parameter darstellt.
Teresa Kobler begann 2011 mit dem Lehramtsstudium der Fächer Mathematik und Englisch an der Universität Salzburg. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit befasste sie sich mit Theorie und Anwendung von Konfidenzverteilungen als Methode der statistischen Inferenz.

Foto: H.-Chr. Gruber

Mag. G. Pfeifer

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