Marie Andeßner Stipendien und Preise an Nachwuchswissenschafterinnen verliehen
Für ihre hervorragenden Diplomarbeiten erhielten die Biologinnen Carina Gsottbauer und Claudia Stögner den Marie Andessner Preis in Höhe von je 800,- Euro. Dissertationsstipendien gingen an die Biologin Christine Blatt und die Germanistin Martina Wörgötter. Mit den Stipendien und Preisen werden finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen, die es den Wissenschafterinnen ermöglichen, sich ganz auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren.
Foto (v.l.n.r.): Vizerektorin Sylvia Hahn, Preisträgerin Claudia Stögner und die Stipendiatinnen Christine Blatt und Martina Wörgötter | © Kolarik
Foto (v.l.n.r.): Vizerektorin Sylvia Hahn, Ingrid Schmutzhart vom Gendup, Preisträgerin Claudia Stögner, die Stipendiatin Christine Blatt, Prof. Siegrid Schmidt, Stipendiatin Martina Wörgötter und Dekanin Ulrike Berninger | © Kolarik
Die Marie Andeßner Preise und Stipendien (geltend für ein Jahr) werden seit dem Jahre 2004 an Nachwuchswissenschafterinnen der Universität Salzburg vergeben. „Das Potential von Frauen zu stärken und zu nutzen ist für unsere Universität eine Investition in die Zukunft“, betonte Rektor Heinrich Schmidinger anlässlich der Preisverleihung.
Die Marie Andeßner Stipendien sind Teil eines vielfältigen Förderprogramms für Frauen an der Universität Salzburg. Die von „gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung“ entwickelten Angebote reichen von Workshops für Studentinnen, über einen Lehrgang für Dissertantinnen bis hin zu einem Campus für Habilitandinnen.
Die Statistiken zeigen, dass der Frauenanteil auch an den Universitäten nach wie vor in den oberen Hierarchiestufen abnimmt und die Repräsentanz von Frauen in den universitären Führungspositionen äußerst gering ist. An der Universität Salzburg beträgt der Frauenanteil sowohl bei den UniversitätsprofessorInnen als auch bei den UniversitätsdozentInnen 20% und bei den UniversitätsassistentInnen 36%.
Benannt sind die Würdigungen nach der Reiseschriftstellerin Marie Andeßner. Die 1833 geborene Salzburgerin unternahm um 1900 als über 60-jährige Frau allein und ohne Begleitung Weltreisen in alle fünf Kontinente. Ihre Reiseerfahrungen publizierte sie in Salzburger Medien und ließ so daheimgebliebene an Ihren Erlebnissen teilhaben. Mit ihren Reisen verließ sie die enge, private Lebenswelt, die Frauen Ende des 19. Jahrhunderts zugewiesen wurde, setzte sich über gesellschaftliche Rollenzuweisungen hinweg und eroberte für sich und ihre LeserInnen eine unbekannte und aufregende Welt. Marie Andeßner schlägt als historisches Vorbild für Wissenschafterinnen eine Brücke zur Gegenwart mit Perspektive für die Zukunft.
Marie Andeßner Dissertationsstipendien:
Christine Blatt, Msc, MA rer.nat.
In ihrer Dissertation beschäftigt sich Frau Blatt mit der Ökologie und Nutzung des Lebensraumes von Kleinsäugetieren wie Mäusen, Wühlern u.a. Obwohl diese Kleinsäugetiere als Basis eines gut funktionierenden Waldökosystems betrachtet werden, existieren bis heute Wissenslücken. Ziel der Arbeit ist es, mehr über die Lebensweise der Tiere zu erfahren, um Parameter der Wahl ihres Lebensraumes zu erkennen, Makro- und Mikrohabitatnutzung zu verstehen und die Zusammensetzung von Kleinsäuger-Gemeinschaften besser nachvollziehen zu können.
Christine Blatt studierte an der Universität Salzburg Geoinformatik und Zoologie und beschäftigt sich seit ihrer Masterarbeit im Nationalpark Bayerischer Wald mit Kleinsäugern. Durch die finanzielle Unterstützung vom Naturschutzbund Österreich und der Universität Salzburg (Förderungsstipendium) ist es ihr möglich geworden im Rahmen ihrer Dissertation weitere Fragestellungen zu diesen interessanten Tieren zu untersuchen.
Mag. Martina Wörgötter
Das literarische Werk der österreichischen Autorin Marie-Thérèse Kerschbaumer gilt allgemein als ‚verschlüsselt‘ und ‚schwierig‘, was nicht zuletzt in ihrer literarischen Sprache begründet liegt. Aus linguistischer Perspektive widmet sich Martina Wörgötter in ihrem Dissertationsprojekt den variantenreichen sprachlich-stilistischen Experimenten im Prosawerk der Autorin. Auf eine Darstellung der poetologischen Voraussetzungen folgt eine Untersuchung des Prosawerks hinsichtlich der sprachlich-stilistischen Gestaltungsmittel. Ziel des Projekts ist es, durch die Konzentration auf die Sprache einen neuen Zugang zu Marie-Thérèse Kerschbaumers literarischem Werk zu schaffen.
Martina Wörgötter studierte Germanistik in Salzburg und Paris und arbeitet derzeit an ihrem Dissertationsprojekt zur literarischen Sprachverwendung Marie-Thérèse Kerschbaumers. Sie war DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Forschungsstipendiatin der Universität Salzburg.
Marie Andeßner Preise der Naturwissenschaften
Carina Gsottbauer, MSc
Die Masterarbeit von Frau Gsottbauer befasst sich mit der Feinstruktur des quergestreiften Anteils des Adduktormuskels der Pilgermuschel. Die verwendeten Muskelproben stammen aus der Irischen See und wurden in einer Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener Institut (AWI) in Bremerhaven zur Verfügung gestellt. Der Muskel wurde anhand von zahlreichen licht- und elektronenmikroskopischen Bildern sowohl qualitativ als auch quantitativ untersucht, wobei die qualitative Analyse erstaunliche Strukturen zum Vorschein brachte. Mit Hilfe von internationalen Experten konnten diese Großteils zugeordnet und Parallelen zu ähnlichen Strukturen in anderen Organismen gezogen werden.
Carina Gsottbauer hat in Salzburg das Bakkalaureatsstudium Organismische Biologie und Ökologie sowie das Masterstudium Zoologie/Tierbiologie abgeschlossen. Zurzeit befindet sie sich in den Niederlanden, wo sie bis Ende März ein zweimonatiges Praktikum auf einer Seehundstation („Seal Rehabilitation and Research Centre“ in Pieterburen) macht und bei der Rehabilitierung von Seehunden und Kegelrobben mithilft. Die Masterarbeit hat ihr Interesse an marinen Organismen geweckt und sie hofft, dass sich die Möglichkeit bietet auf diesem Gebiet auch eine Doktorarbeit realisieren zu können.
Claudia Stögner, MSc
Die Biologin Claudia Stögner beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit mit der Hechtpopulation des Grundlsees in der Steiermark. In den 1960er Jahren wurde diese Fischart in den See eingebracht. Dadurch kam es zum Ausbruch einer Epidemie mit Hechtbandwürmern. Für ihre Entwicklung benötigen diese einen Zooplanktonkrebs und Salmoniden als Zwischenwirt und den Hecht als Endwirt, in dessen Darmtrakt sie die Geschlechtsreife erreichen. Im Laufe einer Untersuchung durch das Bundesamt für Wasserwirtschaft im Jahr 2005, wurde ein Befall der Grundlseer Seesaiblings-Population in einem bislang nicht festgestellten Ausmaß. Zur Eindämmung der Hechtbandwurmepidemie wurde 2008 ein Projekt gestartet, um den Hechtbestand des Grundlsees zu untersuchen und zu dezimieren. Die Hechtreduktion sollte auch den Parasiten eindämmen und damit seine Prävalenz im Seesaibling verringern. Diese Masterarbeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft – Institut für Gewässerökologie, Fischereibiologie und Seenkunde in Scharfling und unter der Betreuung von Dr. Robert Schabetsberger von der Universität Salzburg durchgeführt.
Claudia Stögner MSc studierte an der Universität Salzburg Ökologie und Umweltbiologie und hat dieses Studium mit Auszeichnung abgeschlossen. Bereits seit ihr Bachelorarbeit richtete sie ihren Forschungsschwerpunkt auf die Fischereibiologie.