News

Licht und Schatten: Kant über Gefühl und Vernunft | Salzburger Vorlesung zum 300. Geburtstag des großen Philosophen und Vordenkers

Die Paris Lodron Universität Salzburg und die Universität Mozarteum luden am 15.5.2024 zur Salzburger Vorlesung ein. Zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant wurde der große Philosoph und Vordenker in den Mittelpunkt des Abends gestellt.

Die renommierten Kant-Expert:innen Erasmus Mayr von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Anna Wehofsits von der Ludwig-Maximilians-Universität München referierten über Kants philosophische Theorien zu Gefühl und Vernunft. Im Gespräch mit Leonhard Menges vom Fachbereich für Philosophie an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Paris Lodron Universität Salzburg wurden Fragen zur Fähigkeit der moralischen Selbstbestimmung und zur Kantischen Moraltheorie erörtert.

Erasmus Mayr widmete sich in seinen Ausführungen Kants Ansichten zum moralischen Gesetz als Gebot der Vernunft: „Dies ist nicht nur Ausdruck seines Aufklärungsoptimismus. Kant wendet sich damit auch explizit gegen die Option, die Grundlage der Moral in menschlichen Gefühlen wie dem Mitgefühl oder der Nächstenliebe zu verorten, wie es mehrere seiner Zeitgenossen getan haben.“ Mit dieser Wahl hat Kant heftige Kritik hervorgerufen. Denn er habe, so der Vorwurf, die positive Rolle von Gefühlen für die Moral weitestgehend ignoriert und menschliche Emotionen zu bloßen Hindernissen für moralisches Handeln abgewertet. Gleichzeitig räumt Kant jedoch einer ganzen Reihe von Gefühlen in seiner Ethik einen wichtigen Raum ein und sieht die Kultivierung dieser Gefühle als unerlässlich für ein moralisches Leben an. Erasmus Mayr analysierte die Skepsis Kants gegenüber der moralischen Rolle von Gefühlen und welche Gründe Kant zu diesem Urteil führten.

Anna Wehofsits resümierte in ihrem Vortrag über Kants Zugang zu Autonomie als Fähigkeit zur moralischen Selbstbestimmung. Die Wissenschaftlerin setzte sich kritisch mit der Frage auseinander, was mit Menschen passiert, die nicht über ausreichende Fähigkeiten verfügen, um in Kants Sinne autonom zu sein. Und inwieweit die Kantische Moraltheorie den moralischen Status von Menschen mit beispielsweise kognitiven Beeinträchtigungen oder kranke Menschen angemessen berücksichtigt.

Beiden Expert:innen gelang es ausgezeichnet einen aktuellen Bezug zu Gefühl und Vernunft bei Kant herzustellen sowie Licht und Schatten der Kantschen Aufklärungsphilosophie darzustellen.  In einer anregenden Diskussion mit dem interessierten Publikum wurden relevante gesellschaftspolitische Fragen basierend auf Kants philosophischen Theorien erörtert.

Bilder zur Veranstaltung gibt es  HIER.

Gruppenbild bei der Salzburger Vorlesung zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant

Mag. Susanna Graggaber

Stv. Leitung Abt. Kommunikation u. Fundraising

Paris Lodron Universität Salzburg | Abteilung Kommunikation und Fundraising

Kaigasse 4-6 | 5020 Salzburg | Austria

Tel: +43 662 8044 2027

E-Mail an Mag. Susanna Graggaber

Foto: v.l.n.r.: Leonhard Menges , Vizerektorin Kristin De Troyer, Anna Wehofsits, Rektor Martin Weichbold, Erasmus Mayr, Vizerektorin Horejs-Höck | © Kolarik/Herbert Rohrer