Krise des Rechtsstaats
Heinz Fischer eröffnet morgen Mittwoch, den 24. April 2019 um 17 Uhr in der Bibliotheksaula der Universität Salzburg eine Tagung junger Wissenschaftler über „Die Krise des demokratischen Rechtsstaats im 21. Jahrhundert“ mit einem Festvortrag. Die NachwuchswissenschaftlerInnen, die u. a. aus Wien, Budapest, aber auch aus den USA und Deutschland kommen, diskutieren dieses Thema vom 24.-26. April 2019 auf der Edmundsburg.
Der demokratische Rechtsstaat ist eine prägende zivilisatorische Errungenschaft. Während das freiheitlich-liberale, „westliche“ politische System vor knapp 30 Jahren noch als „das Ende der Geschichte“ ausgerufen und als End- und Höhepunkt der menschlichen Entwicklung gedeutet wurde, weist uns das junge 21. Jahrhundert auf die Fragilität dieser Errungenschaft hin. Wir erleben, wie sich demokratische Rechtsstaaten zu illiberalen Staaten rückentwickeln, demokratische Grundprinzipien in Frage gestellt und rechtsstaatliche Grundpfeiler angesägt werden. Mitten in Europa zeigen Ungarn und Polen, aber auch Rumänien und die Slowakei, dass der demokratische Rechtsstaat vorschnell als selbstverständlich vorausgesetzt wurde. Exemplarisch können für mit dem Aufstieg antidemokratischer Strömungen zusammenhängende Krisenerscheinungen Angst, Identitätskrisen, eine politisch motivierte Personalpolitik, ausufernde Korruption und die Aushebelung der verfassungsmäßig garantierten Unabhängigkeit der Gerichte sowie von Grund- und Menschenrechten angeführt werden. Der identitätsstiftende Kern des rechtsstaatlichen Prinzips, namentlich die Bindung der Politik an das Recht, sieht sich fortdauernder Belastung ausgesetzt.
Es ist von eminenter Bedeutung, diese Krise des demokratischen Rechtsstaates im 21. Jahrhundert zu analysieren und potentielle Antworten zu finden. Denn die Krise ist keineswegs auf Europa beschränkt. Weltweite Entwicklungen, wie beispielsweise in den USA, zeugen von der globalen Tragweite dieses Phänomens. Wie kann diesen Angriffen auf den demokratischen Rechtsstaat begegnet werden? Stehen uns internationale oder supranationale Mittel zur Bewältigung dieser Krisensituation zur Verfügung? Wie können Antworten aussehen, wenn doch der freiheitliche Rechtsstaat von Voraussetzungen lebt, die er um seiner Freiheitlichkeit willen nicht (mehr) selbst garantieren kann?
Die drei Organisatoren der Tagung sind selbst NachwuchswissenschaftlerInnen an der Universität Salzburg (Mag. Kristin Albrecht, Dr. Lando Kirchmair, Mag. Valerie Schwarzer) in den Bereichen öffentliches Recht, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung. Die Tagung ist Teil einer größeren Tagungsreihe des Jungen Forums Rechtsphilosophie (JFR), einer Organisation für Nachwuchswissenschaftler in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach über 10 Jahren holen die Organisatoren die seit über 30 Jahren bestehende Tagungsreihe wieder zurück nach Österreich. Umso mehr freuen sich die Veranstalter, dass sich der ehemalige Bundespräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer bereit erklärt hat, die Veranstaltung zu eröffnen. Nicht nur in seiner bedeutenden Rolle als ehemaliger Bundespräsident, sondern auch weil er selbst Politikwissenschaftler ist, wird seine Festrede mit großer Spannung erwartet.
Anmeldung zum Festvortrag (Mittwoch, 24. April, 17 Uhr, Bibliotheksaula, Hofstallgasse 2, 5020 Salzburg) unter https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=211078 bzw. unter www.uni-salzburg.at/jfr2019. Dort finden sich auch alle weiteren Informationen zur Tagung.